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Augsburg: Wie sich Kriminelle in Augsburg die Corona-Krise zu Nutze machen

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Wie sich Kriminelle in Augsburg die Corona-Krise zu Nutze machen

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    Manchmal melden sie sich und geben sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aus – die Corona-Pandemie macht Kriminelle erfinderisch.
    Manchmal melden sie sich und geben sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aus – die Corona-Pandemie macht Kriminelle erfinderisch. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

    Manchmal melden sie sich und geben sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aus. Oder sie behaupten gegenüber Senioren, sie seien deren Enkel und benötigten wegen Corona Geld für eine medizinische Behandlung oder einen Test. Es sind neue Formen einer altbekannten kriminellen Masche, mit denen Betrüger im Großraum Augsburg in der Corona-Krise versuchen, Opfer um ihr Geld zu bringen. Es seien auch Varianten mit Geldforderungen für Impfungen möglich, teilte die Polizei zuletzt mit. Einmal standen gar zwei Männer in grüner Schutzkleidung vor einer Augsburger Wohnung und behaupteten, Abstriche machen zu müssen. Die Bewohnerin ließ die angeblichen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nicht rein. Als sie verlangte, den Ausweis der Männer zu sehen, machten die sich davon. Was sich bereits im Frühjahr abzeichnete, bestätigt sich auch jetzt: Die Corona-Krise und die strengen Ausgangsbeschränkungen verändern auch die Kriminalität in der Stadt.

    Kriminelle wollen die Corona-Krise für ihre Machenschaften nutzen: Unbekannte klingelten in Augsburg an Haustüren und behaupteten, Abstriche machen zu müssen.
    Kriminelle wollen die Corona-Krise für ihre Machenschaften nutzen: Unbekannte klingelten in Augsburg an Haustüren und behaupteten, Abstriche machen zu müssen. Foto: Annette Zoepf (Symbolfoto)

    Offizielle Zahlen gibt es noch nicht, zumal das Jahr noch nicht vorbei ist. Wer sich mit Polizisten aus der Region unterhält, kann jedoch eine eindeutige Tendenz heraushören: Die Zahl der Straftaten in Augsburg und Umgebung wird 2020 gegenüber den Vorjahren wohl zurückgehen. Es sei wohl ein „Rückgang der Gesamtstraftaten erwartbar“, heißt es von der Polizei dann auch offiziell auf Anfrage.

    Alles andere wäre auch eher überraschend. Viele Straftaten im Großstadtleben etwa spielen sich normalerweise im Nachtleben ab. Das ist 2020 über Monate hinweg wegen der politischen Einschränkungen ausgefallen oder nur in sehr abgeschwächter Form möglich gewesen, was zwangsläufig bedeutet, dass es in dem Bereich weniger Delikte gibt, beispielsweise etwa Schlägereien unter Alkoholeinfluss.

    Kriminalität in Augsburg: Ermittler rechnen mit Rückgang der Straftaten

    Früh rechnete man bei der Augsburger Kripo zudem damit, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche zumindest vorübergehend stark zurückgehen könnte. Auch das ist leicht erklärbar. Wenn viele Menschen zuhause bleiben, gibt es für Einbrecher weniger Möglichkeiten, zuzuschlagen, zumal das Risiko erhöht ist, in einer Wohnung oder einem Haus auf die Bewohner zu stoßen. Was trotz Lockdowns womöglich nicht massiv zurückgeht, ist die Zahl der Drogendelikte in der Stadt. Zwar sind erheblich weniger Menschen unterwegs als im Normalfall, die Polizei kontrolliert die klassischen Treffpunkte wie den Königsplatz und den Helmut-Haller-Platz aber seit Monaten genau, um auch die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren.

    Die Polizei registrierte in Augsburg zuletzt weniger Einbrüche.
    Die Polizei registrierte in Augsburg zuletzt weniger Einbrüche. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Bei Drogenstraftaten handelt es sich um sogenannte Kontrolldelikte: Je mehr die Polizei in dem Bereich kontrolliert, desto höher die Zahlen – eine tatsächliche Zunahme von Straftaten lässt sich dadurch aber nur bedingt ableiten. Wenn die Polizei die Szenetreffs in Augsburg ohnehin genau überprüft, bekommt sie dort potenziell auch viele Drogendelikte mit, auch wenn diese vielleicht seltener stattfinden sollten als noch vor Corona-Zeiten. Was den Drogenhandel angeht, beobachten die Ermittler ohnehin schon länger, dass viele Geschäfte auch hier inzwischen über das Internet abgewickelt werden.

    Betrug mit Corona-Hilfen: Millionenschaden in Augsburg vermutet

    Dafür dürfte es durch die Corona-Krise in der Region eine Zunahme eines sonst eher seltenen Deliktes geben: Subventionsbetrug. Denn die staatlichen Förderprogramme und Hilfsprogramme, die die Folgen der einschränkenden Maßnahmen abschwächen sollen, werden offenbar vielfach auch von Menschen in Anspruch genommen, die das Geld nicht benötigen oder zu Unrecht beziehen. So waren beispielsweise manche Unternehmen im Augsburger Raum, die staatliche Hilfen beantragt haben, womöglich schon vor Ausbruch der Pandemie pleite. Es ist ein Verdacht, dem Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft seit Monaten nachgehen. Die Ermittler gehen von einem möglichen Millionenschaden aus.

    Es geht dabei meistens nicht um gigantische Summen, sondern kleinere Beträge, die einzelne Unternehmer oder Privatpersonen mit betrügerischer Absicht von staatlichen Stellen beantragt haben sollen. Der Gesamtbetrag des angenommenen Schadens ist aber durchaus beachtlich. Nach Auskunft der Augsburger Staatsanwaltschaft wurden oder werden wegen mutmaßlicher Betrugsdelikte um staatliche Corona-Hilfsgelder insgesamt knapp 200 Verfahren geführt, es geht um einen möglichen Gesamtschaden von 1,3 Millionen Euro. Es geht dabei sowohl um Versuche als auch bereits um vollendete Betrugsdelikte.

    Die Straßen und Plätze in Augsburg sind fast menschenleer – durch die strengen Corona-Regeln ändern sich auch die Aufgaben der Polizei. So müssen die Beamten zum Beispiel die Ausgangsbeschränkungen kontrollieren.
    Die Straßen und Plätze in Augsburg sind fast menschenleer – durch die strengen Corona-Regeln ändern sich auch die Aufgaben der Polizei. So müssen die Beamten zum Beispiel die Ausgangsbeschränkungen kontrollieren. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Einige Fälle sind auch schon vor Gericht gelandet. So musste kürzlich ein Unternehmer einen Strafbefehl von 15.000 Euro akzeptieren. Der Inhaber eines Reinigungsunternehmens hatte bei der Beantragung der Soforthilfe falsche Angaben gemacht. Nach der Auszahlung kam aber auf, dass der 37-jährige Firmeninhaber keineswegs im Zuge der Corona-Krise in eine existenzgefährdende Wirtschaftslage geraten war. Das Unternehmen soll sich vielmehr schon seit längerer Zeit in einer finanziellen Schieflage befunden haben. Deshalb lagen die Voraussetzungen für die Gewährung der Soforthilfe den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge nicht vor.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Kriminalität: Die Stadt Augsburg bleibt 2020 sicher – doch das sagt für die Zukunft nicht viel aus

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