Wie familienfreundlich ist der öffentliche Nahverkehr in und um Augsburg? Nicht besonders, findet eine Mutter, die kürzlich mitsamt Kinderwagen in einem AVV-Bus der Linie 641 in Richtung Leitershofen unterwegs war. Denn weil dort laut Fahrer nur die Mitnahme eines Kinderwagens zugelassen sei, aber zwei Mamas mit ihren Kindern mitfahren wollten, habe sie aussteigen müssen, berichtet sie. „Ich habe dann der anderen Frau den Vortritt gelassen.“ Sie sei fassungslos, wie hier mit Fahrgästen und Kindern umgegangen werde. Ein Platz für einen Kinderwagen ist aus ihrer Sicht definitiv zu wenig. Derartige Busse, findet sie, gehörten aussortiert. Schließlich seien es vor allem auch Eltern, die am meisten auf den ÖPNV angewiesen seien. „Lässt man mich im Winter bei Eiseskälte im Dunkeln auch stehen?“, fragt sich die verärgerte Mutter. Und wenn drei Senioren mit Rollator kämen, dürften dann auch nur zwei mitfahren?
AVV: Regelung sorgt immer wieder für Ärger zwischen Fahrgästen und Fahrern
Vonseiten des AVV heißt es dazu auf Anfrage, dass sich in den zwölf Meter langen Solobussen tatsächlich nur auf einer Stellfläche gegenüber der zweiten Tür die Möglichkeit biete, einen Kinderwagen oder einen Rollstuhl mitzunehmen. In Gelenkbussen sei hierfür eine weitere Fläche gegenüber der dritten Tür vorhanden. Wichtig zu wissen, sagt Sprecherin Irene Goßner, sei, dass letztlich der Fahrer persönlich dafür hafte, wenn Kinderwagen außerhalb der Stellflächen transportiert werden und etwa durch unerwartete Bremsmanöver dem Kind oder anderen Fahrgästen etwas passiert. Tatsächlich stießen die Fahrer der AVV-Busse immer wieder auf Unverständnis, dass nur begrenzt Kinderwagen oder auch Rollstühle mitgenommen werden können. „Die Fahrer berichten uns aber auch, dass die Lösung für mehr Kapazität, nämlich das Kind aus dem Wagen zu nehmen und den Wagen zusammengeklappt im Stehbereich unterzubringen, oftmals nicht angenommen wird.“ Mitunter seien Eltern nicht bereit, mehr Platz für andere zu schaffen.
Mehr Stellfläche würde zu Lasten der Sitzplätze in den Bussen gehen
Im Regionalbusverkehr, sagt Goßner, legten Fahrgäste längere Strecken als im Stadtbusverkehr zurück. Aus Sicht der meisten Fahrgäste sollten daher in diesen Bussen möglichst viele und möglichst auch barrierefreie Sitzplätze angeboten werden. „Dies steht aber dem Wunsch nach mehr Stellflächen für Rollstühle oder Kinderwagen entgegen.“ Denn mehr Stehflächen würde auf der anderen Seite eine massive Reduzierung der Sitzplätze bedeuten. Eine Veränderung der Busflotte sei deshalb nicht geplant. Oberste Priorität habe bei allem die Sicherheit der Fahrgäste.
Im Stadtverkehr der Augsburger Stadtwerke taucht diese Problematik kaum auf, so Sprecher Jürgen Fergg. In den modernen Bussen gebe es genug Platz für mehrere Kinderwagen/Rollatoren auf der Stellfläche an der zweiten Tür. Seit einigen Jahren werden bei den Gelenkbussen nur noch Fahrzeuge gekauft, die über mehrere Stellflächen verfügen. Werden sie nicht benötigt, können sich Fahrgäste dort auf ausklappbaren Sitzen niederlassen. Auch bei den Straßenbahnen – mit Ausnahme der zur Ausmusterung anstehenden GT6-Bahnen (aktuell auf der Linie 6 nach Stadtbergen im Einsatz) – gebe es durch mehrere Stellflächen meist ausreichend Kapazitäten, berichtet Fergg. (mit skro)
"Im Stadtverkehr der Augsburger Stadtwerke taucht diese Problematik kaum auf, so Sprecher Jürgen Fergg." Tatsächlich? Wie konnte der SWA Sicherheitsdienst in den zwei kürzlich absolvierten Testwochen dann stichprobenartig Folgendes feststellen: "So wurden in der ersten Testwoche rund 450 Personen angesprochen, (...) elf saßen auf ihrem Rollator (was als Sicherheitsgefahr gilt), sechsmal blockierte ein Kinderwagen den Durchgang, (...) Die Zahlen der zweiten Testwoche waren ähnlich.", https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/gewisses-mass-an-verrohung-wie-ist-die-sicherheitslage-im-augsburger-nahverkehr-21-103614651 Vielleicht doch nicht ganz so selten? Würde sich jedenfalls besser mit meinen subjektiven Erfahrungen decken.
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