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Augsburg: Wie die Stadt Leerstände in der Augsburger Innenstadt vermeiden will

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Wie die Stadt Leerstände in der Augsburger Innenstadt vermeiden will

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    Die Stadt Augsburg hat die leer stehenden Flächen der ehemaligen Rossmann-Filiale in der Maximilianstraße gemietet und bietet sie Kulturschaffenden als Experimentierraum an.
    Die Stadt Augsburg hat die leer stehenden Flächen der ehemaligen Rossmann-Filiale in der Maximilianstraße gemietet und bietet sie Kulturschaffenden als Experimentierraum an. Foto: Anna Kondratenko

    Immer wieder bleiben Menschen vor dem Schaufenster der ehemaligen Rossmann-Filiale in der Maximilianstraße 9 stehen und schauen hinein. In dem seit September 2022 leer stehenden Ladenlokal tut sich wieder etwas. Es sind Sitzmöbel zu sehen, große Tische und eine Bar. "Zwischennutzung" liest eine Frau den Schriftzug an der Fensterscheibe ab. "Was soll das denn sein?", murmelt sie weiter vor sich hin. Die Stadt Augsburg hat Antworten darauf - und das in doppelter Hinsicht. 

    "Max neu[n]" heißt das Projekt, das in den ehemaligen Rossmann-Räumen umgesetzt wird. Das Kulturreferat hat den Leerstand für sechs Monate angemietet und will ihn in dieser Zeit zu einem Ort für Austausch, Experimente, Kunst und Kultur machen. "Die Aufgabe dieser Zwischennutzung ist es, das kreative Potenzial der Stadtgesellschaft sichtbar zu machen“, sagt

    Bundesweit orientieren sich Städte an Augsburger Projekt "Zwischenzeit"

    "Max neu[n]" ist aber nicht nur ein Projekt des Kulturreferats. Es hilft gleichzeitig, einen Leerstand zu umgehen - so wie bereits andere Konzepte in der Vergangenheit. Denn nichts ist schlechter für das Image einer Innenstadt als leer stehende Handelsflächen in Toplagen. Bereits 2017 setzte die Wirtschaftsförderung in einer städtischen Immobilie in der Barfüßer Straße "Räumchen Wechsel Dich" um. Es bot zeitlich begrenzt Platz für Augsburger Start-ups und Kreative, die sich in die Räume einmieten und ihre Waren verkaufen konnten. Weil das sehr gut ankam, startete die Stadt schließlich ihr "Zwischenzeit"-Projekt in der Annastraße 16. Auch dort entstand in einer städtischen Immobilie ein Leerstand, der überbrückt werden sollte. Mittlerweile habe sich das Konzept dank anhaltend guter Nachfrage als fester Bestandteil der Einkaufsstraße etabliert, so Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle. Zudem würden sich bundesweit andere Städte an den Augsburger Projekten orientieren. In Osnabrück sei sogar der Name "Zwischenzeit" eins zu eins übernommen worden.

    Das „Zwischenzeit“ ist in der Annastraße 16 ist mittlerweile fester Bestandteil der Einkaufsstraße.
    Das „Zwischenzeit“ ist in der Annastraße 16 ist mittlerweile fester Bestandteil der Einkaufsstraße. Foto: Michael Richter (Archiv)

    Zwischennutzungen leer stehender Immobilien gehören mittlerweile zum Instrumentenkasten vieler Kommunen und Städte. Solche Zwischennutzungen, wie sie die Stadt 2021 in der Vorweihnachtszeit auch im Erdgeschoss ihres Verwaltungsgebäudes umgesetzt hat, helfen aber nicht nur, Leerstände zeitweise zu füllen. Sie können auch dauerhafte Effekte haben. "Es wurde mittlerweile erreicht, dass sich aus Zwischennutzungskonzepten feste Ladengeschäfte in der Innenstadt ausgegründet haben", sieht Hübschle einen Erfolg. Beispiele sind unter anderem der Modeladen Retroarea (Philippine-Welser-Straße) und Pinu, wo regionale und nachhaltige Geschenkartikel angeboten werden (Weiße Gasse). 

    Leerstände wird es in Augsburg immer wieder geben

    An auf Zeit befristete Nutzungskonzepte würden sich Innenstadtbesucherinnen und -besucher gewöhnen müssen, sagen die Stadt- und Handelsexperten. Trends würden immer kurzlebiger, Mietvertragslaufzeiten entsprechend kürzer - oft begrenzt auf nur noch drei oder fünf Jahre. Die Fluktuation im Handelsbesatz werde zunehmen und so immer wieder zu vorübergehenden Leerständen führen. Dazu kommen gerade im Modehandel immer mehr Insolvenzen und damit verbundene Geschäftsaufgaben wie jüngst jene von Gerry Weber. Bislang konnten viele freie Ladengeschäfte in der Innenstadt zügig neu besetzt werden. Die Leerstandsquote - die Zahlen stammen aus dem Jahr 2022 - beträgt in A-Lagen (beste Lage) laut Stadt unter drei Prozent. Damit schneidet Augsburg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit rund sieben Prozent (Studie "Zukunftsfeste Innenstädte" der imakomm AKADEMIE GmbH im Zeitraum vor Corona) deutlich besser ab.

    Dennoch wird man sich als Eigentümer künftig stärker mit seinen Immobilien auseinandersetzen müssen. Das gilt auch für private Besitzer. Nicht alle sind bislang bereit, ihre Flächen auf Zeit zu vermieten und unschöne Leerstände zu umgehen. Bestes und viel zitiertes Beispiel ist das ehemalige Woolworth-Gebäude. Der Stadt sind an dieser Stelle die Hände gebunden. Immobilienbesitzer entscheiden selbst, wie sie mit ihren Gebäuden verfahren. Man versuche bei Leerständen jedoch stets mit den Eigentümerinnen und Eigentümern in Dialog zu kommen und Möglichkeiten auszuloten, so Hübschle. 

    So wie bei "Max neu[n]". Der Wirtschaftsförderung liegen schon weitere Anfragen für Zwischennutzungen vor, die an den Immobilieneigentümer weitervermittelt wurden. Sollte zunächst kein neuer dauerhafter Mieter in Sicht sein, könnte das eine Übergangslösung sein.

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