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Augsburg: Wie Corona die Innenstadt dauerhaft verändern könnte

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Wie Corona die Innenstadt dauerhaft verändern könnte

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    Die Bilder trügen: Zwar musste man auch am zweiten Adventssamstag wegen der Corona-Auflagen vor einigen Geschäften in Augsburg anstehen. Die Umsätze sind aber schlechter als sonst.
    Die Bilder trügen: Zwar musste man auch am zweiten Adventssamstag wegen der Corona-Auflagen vor einigen Geschäften in Augsburg anstehen. Die Umsätze sind aber schlechter als sonst. Foto: Peter Fastl

    Die Preise für Ladenmieten in der Augsburger Innenstadt sind zwischen dem Frühjahr und dem Herbst um mehr als zehn Prozent gesunken. Das geht aus einer Auswertung des Immobilienverbandes IVD zurück. Besonders spürbar sei der Rückgang bei größeren Läden (ab 150 Quadratmetern) mit Minus 12,1 Prozent gewesen, so der Maklerverband. Corona setze dem Einzelhandel zu, die Immobilieneigentümer reagierten auf die Krise mit niedrigeren Mieten. Was das in Augsburg bewirken könnte.

    Handel in Corona-Zeiten: Hohe Passantenfrequenz, niedrige Umsätze

    Bei der Stadt beobachtet man die Entwicklungen, die es durch Corona im Einzelhandel gibt, mit Sorge. Die wirtschaftlichen und psychischen Auswirkungen auf Ladeninhaber seien immens, so Stephan Mayr vom städtischen Wirtschaftsreferat. Das bekomme man in vielen Telefongesprächen mit. Dass die Passantenfrequenz trotz des „Lockdown light“ im November teils nur um zehn Prozent sank (am ersten Adventswochenende war der Rückgang wie berichtet spürbarer), dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Geschäft trotzdem mäßig lief. „Es gab weniger Freizeitangebote, also sind manche Leute zum Zeitvertreib in die Stadt gegangen“, so Mayr. Umsätze seien so aber nicht zustande gekommen.

    Im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats wagte Mayr einen Blick in die Zukunft der Innenstadt. Nach dem Ende der Corona-Krise werde in der Innenstadt manches anders aussehen, wobei Corona dafür nicht unbedingt die Ursache, sondern nur der Anlass sei. „Corona befeuert den Strukturwandel“, so Mayr. In den vergangenen 20 Jahren habe in der Innenstadt eine sehr starke Konzentration auf Textilien stattgefunden. Gerade dieses Segment sei besonders vom seit Jahren wachsenden Online-Handel betroffen. „Die Innenstadt braucht den Handel, aber der Handel braucht die Innenstadt nicht mehr. Wir gehen davon aus, dass es künftig weniger Geschäfte geben wird“, so Mayr. Der Handel werde in der Innenstadt wohl seine Leitfunktion behalten, aber womöglich nicht mehr so deutlich. Schon in den vergangenen Jahren zeichnete sich bei den jährlichen Passantenbefragungen ab, dass die Gastronomie an Wichtigkeit gegenüber dem Handel zulegte.

    Wie schlagkräftig könnte eine lokale Internet-Plattform sein?

    Zuletzt kritisierten Händler aus der Innenstadt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), die gesagt hatte, dass man in der Innenstadt keine Menschenansammlungen brauche, wenn man die Corona-Fallzahlen senken wolle. Bei der Stadt heißt es, dass man sich durchaus Gedanken gemacht habe, wie man Händler unterstützen könnte. So gebe es Gespräche mit dem Handel, was den Zusammenschluss auf einer lokalen Internet-Plattform betrifft.

    Vor allem unter der Woche sind in der Fußgängerzone aktuell weniger Menschen unterwegs.
    Vor allem unter der Woche sind in der Fußgängerzone aktuell weniger Menschen unterwegs. Foto: Silvio Wyszengrad

    Unter anderem der Dienstleister Atalanda bietet eine Plattform für den Einzelhandel in mehreren deutschen Städten an. „Aber so etwas ist nur sinnvoll, wenn viele mitmachen, vor allem die lokalen inhabergeführten Geschäfte“, so Mayr. Filialisten hätten ihre eigenen Online-Shops. Und ganz so einfach sei es nicht: Die Läden müssten sich ein elektronisches Warenwirtschaftssystem anschaffen, das kompatibel mit der Plattform ist. Zudem würden Transaktionsgebühren und Versand fällig. Die Frage sei, ob sich das lohne. Und dann sei immer noch die Frage, ob ein lokaler Händler mit Branchenriesen wie Zalando, die nur Online-Geschäft machen, mithalten könne, wenn es um den Verkauf von Massenware geht.

    In der Innenstadt muss was los sein, wenn Corona vorbei ist

    Wenn der Blick über die Coronazeit hinausgeht, sagt Mayr, dass in den Innenstädten etwas geboten sein müsse, damit Kunden kommen. Der „Sommer in der Stadt“ habe für Belebung gesorgt, auch wenn man wisse, dass das Karussell auf dem Rathausplatz nicht jedem gefallen habe. Es gehe ganz grundsätzlich darum, auf Plätzen etwas zu bieten. Speziell Besucher aus dem Umland, wo die Kaufkraft größer ist als im Stadtgebiet, dürfe man nicht verlieren. Dieser Trend zeichnete sich in den vergangenen Jahren ab. Die Gestaltung von Innenstädten solle aus Sicht des Wirtschaftsreferats nicht dogmatisch ablaufen („Autos raus“), sondern danach, wie man Leute in die Stadt bringe. Auch Kultur, Bildung und Gesundheit könnten in Innenstädten künftig eine größere Rolle spielen. Das Projekt „Zwischenzeit“ in der Annastraße sei ein Beispiel – in dem früheren Optikergeschäft, dessen Räumlichkeiten der Stadt gehören, präsentieren aktuell junge Augsburger Firmen ihr Warensortiment im Vorweihnachtsgeschäft, es gab aber auch schon Start-up-Projekte oder einen Laden zum Mozartjahr in den Räumen.

    Die oberen Stockwerke werden künftig anders genutzt werden müssen

    In der Gesamtschau, so Mayr, werde es wohl zu einer stärkeren Mischung kommen als in den vergangenen Jahren. Viele Immobilien würden sich künftig nicht mehr rein mit Einzelhandel füllen lassen, speziell was die oberen Stockwerke betrifft. Ein Beispiel ist das frühere K&L-Gebäude am Königsplatz. Dort sind nach dem Auszug des Mode-Geschäfts neben neuem Einzelhandel im Erd- und Untergeschoss Gastronomie und Büros in den Obergeschossen eingezogen. Auch Wohnen werde in der Innenstadt womöglich wieder eine größere Rolle spielen, so Mayr. Für Immobilieneigentümer werde dies weniger Einnahmen bedeuten, doch dauerhaft sei absehbar, dass die Einzelhandelsflächen zu groß seien.

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