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Augsburg: Wie Beteiligte den CSU-Parteitag an der Augsburger Messe erleben

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Wie Beteiligte den CSU-Parteitag an der Augsburger Messe erleben

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    Mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher kamen zum CSU-Parteitag zur Augsburger Messe.
    Mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher kamen zum CSU-Parteitag zur Augsburger Messe. Foto: Bernd Hohlen

    Wenn Müdigkeit um sich greift, sind kurze Wege wichtig. Die Beteiligten haben einen langen Tag hinter sich, zuletzt noch eine besonders kontroverse Diskussion und irgendeine Preisverleihung. Dann, gegen 21 Uhr, hat der offizielle Polit-Part ein Ende. Wer es bis zum Schluss ausgehalten hat, trottet nun die wenigen Meter aus Halle 5 zur 6 in Richtung 7: vom Plenum den Gang entlang, vorbei am Büfett, zum Ausstellungsbereich. Zwei junge Männer haben dort in einem Lounge-Bereich Platz genommen, zum Weißbier gibt es Braten und Käsespätzle. "Das können sie, die Augsburger", sagt der eine. "Viel besser als Nürnberg letztes Mal." Der andere nickt, und sagt: "Auch sonst ist es eigentlich gar nicht so verkehrt hier."

    Nach Monaten der Vorbereitung ist das Augsburger Messegelände an diesem Wochenende Schauplatz für ein großes christsoziales Stelldichein. Viele Weichen wollen hier auf dem CSU-Parteitag gestellt werden, große Signale aus Augsburg in die Welt gesandt, ein Jahr vor der Landtagswahl. Für Zufälle ist da kein Platz, die Kulisse muss stimmen. Mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher sollen kommen.

    Viele Besucherinnen und Besucher zeigten sich mit Augsburg als Parteitags-Schauplatz zufrieden.
    Viele Besucherinnen und Besucher zeigten sich mit Augsburg als Parteitags-Schauplatz zufrieden. Foto: Bernd Hohlen

    "heute-show"-Reporter Lutz van der Horst besucht CSU-Parteitag

    Rings um das Messegelände sind an diesem milden Freitagabend Polizeiwagen postiert, blaue Banner baumeln träge zum sanften Rauschen der B17. Drinnen: teils konzertiertes, teils lockeres Treiben, verteilt auf die L-Form der drei ineinandergreifenden Hallen. In Nummer fünf, einer Art überdimensionale Industrie-Schachtel, haben sich die Reihen vor dem Podium etwas gelichtet. Der Ministerpräsident hat seine Rede längst beendet, das Parallel-Programm zum offiziellen Part hat begonnen: Hunderte Menschen schwirren umher, Delegierte, Journalistinnen, Minister und ihre Vorgänger, mehr Anzug- als Trachtenjanker-Träger, lokale und deutschlandweite Bekanntheiten, hoch Geflogene und tief Gefallene. Manche ziehen sich konspirativ zurück, andere zeigen einander kalte Schultern, wieder andere sprechen konzentriert in gezückte Aufnahmegeräte oder laufende Kameras. Lutz van der Horst, Comedian und satirischer Reporter für die ZDF-"heute-show", sammelt sich kurz, greift sich noch einmal ins gegelte Haar und geht dann auf einen arglos dasitzenden Delegierten zu. Die Kamera läuft.

    Draußen, in der Ecke des L, zündet sich eine Frau eine Zigarette an. Sie ist als Ausstellerin nach Augsburg gekommen, versucht also an einem der dutzenden Stände in Halle 7, Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern zu knüpfen. Sie sei regelmäßig in ganz Deutschland auf Parteitagen, sagt sie, zuletzt vor zwei Wochen in Bonn bei den Grünen. "Dort mussten wir und die Delegierten erst eine Stunde anstehen, dann hat man uns Aussteller im Keller versteckt. Hier in Augsburg ist es in Ordnung - man wird gesehen und gefunden, kommt in Kontakt, es ist übersichtlich." Gut, naja, eine Messe bleibe halt eine Messe, man könne auch nicht immer in "Glitzermetropolen" sein. "Aber insgesamt passt das hier." Dann drückt sie die Kippe aus und geht wieder rein ins Getümmel. Etwas abseits sitzen neben einem Container vier junge Frauen auf dem Asphalt und pausieren, den Kopf ihres Löwen-Maskottchens in der Hand.

    Neben dem offiziellen Programm im Plenum laufen auch hinter den Kulissen viele Gespräche.
    Neben dem offiziellen Programm im Plenum laufen auch hinter den Kulissen viele Gespräche. Foto: Bernd Hohlen

    Die Messe Augsburg kommt als Kulisse gut an

    Eine halbe Stunde später hüpft ein aufgedrehter Plüsch-Löwe durch den Ausstellungsbereich in Halle 7 und lässt Fotos mit sich machen. Der Menschenfluss fließt entlang sich aufteilender Gänge, an den Seiten stehen die Aussteller freundlich lächelnd Spalier: Wirtschafts-, Chemie- und Automaten-Verbände, Automobil-, Zigaretten- und Roboter-Hersteller, Rüstungskonzerne und, und, und. Viele Hände werden geschüttelt, Flyer aus Schubladen geholt, passende Bildmotive gesucht und gefunden. "Halt, wir haben irgendwo noch ein paar Äpfel", sagt ein Aussteller aus dem Bereich Landwirtschaft, holt eine Kiste und drückt einer Politikerin das Obst in die Hand. Es blitzt auf, das Foto passt, ein kurzer Smalltalk noch, dann gehen die Beteiligten ihrer Wege. Im Eck haben sie eine Wirtshaus-Fassade aufgebaut, in der eher sterilen Hülle übt sich bayerisch-uriges Flair - trotz viel Weißwurst, Senf und Weißbier - aber in Zurückhaltung.

    "Schön ist es hier", sagt ein Delegierter aus Niederbayern, der allein an einem Stehtisch seine Weißwurst isst. Er besuche seit mehr als zehn Jahren Parteitage. Organisation und Infrastruktur an der Augsburger Messe gefielen ihm sehr gut. "Man hat alles auf einem Haufen, die Wege sind kurz, die Anbindung in die Stadt ist gut, es gibt sogar eine Kinderbetreuung. Mehr braucht man nicht." Von Augsburg selbst habe er noch nicht viel gesehen, er sei aber auch erst angekommen. Wie viele andere habe er deshalb sein Hotelzimmer um eine Nacht verlängert, bis Sonntag. "Man ist ja auch als Mensch hier." Dann geht er wieder los, er wolle noch ein paar "Spezln" treffen. Es ist kurz nach 21 Uhr, die Band spielt, Gläser klirren. Ab jetzt stehen die Formalitäten nicht mehr im Vordergrund.

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