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Augsburg: Wie Beschäftigte und Kunden das Galeria Karstadt-Aus erleben

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Auch Tränen fließen: Wie Beschäftigte und Kunden das Karstadt-Aus erleben

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    Die Augsburger Filiale von Karstadt Galeria Kaufhof soll geschlossen werden. Unter Mitarbeitern des Standorts herrschte nach der Bekanntgabe am Samstagvormittag Fassungslosigkeit.
    Die Augsburger Filiale von Karstadt Galeria Kaufhof soll geschlossen werden. Unter Mitarbeitern des Standorts herrschte nach der Bekanntgabe am Samstagvormittag Fassungslosigkeit. Foto: Fridtjof Atterdal, Michael Hochgemuth

    Als gegen halb zehn die ersten Beschäftigten am Hinterausgang vor die Tür treten, haben einige von ihnen feuchte Augen. "Ich bin noch total geschockt und möchte bitte jetzt nicht reden", wehrt eine Frau jede Frage ab. Die Fassungslosigkeit ist groß – die Nachricht, dass die Augsburger Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen werden soll, schlägt an diesem Samstagvormittag ein wie eine Bombe. "Wir sind bis heute Früh der Überzeugung gewesen, Augsburg ist sicher", sagt ein Mitarbeiter der Haustechnik. Seit mehreren Jahren halte er in dem Warenhaus die Technik in Schuss. Dass seine Arbeit hier so enden würde, hätte er sich nicht träumen lassen, sagt er.

    Augsburger Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof soll geschlossen werden

    Auch die Geschäftsleitung habe die schlechte Botschaft an diesem Tag erst eine halbe Stunde vor der Mitarbeiterversammlung bekommen, berichtet der Haustechniker. Immerhin: Ganz im Stich würden die Mitarbeiter nicht gelassen. "Es wurde uns versprochen, dass wir bei der Jobsuche Unterstützung kriegen", sagt er. 

    Eine Kollegin aus der Lebensmittelabteilung arbeitet seit 45 Jahren für die Karstadt-Filiale in Augsburg. "Ich bin ein Fossil, aber irgendwie wird es schon weitergehen", versucht die 63-Jährige, sich Mut zu machen. Ihr Gebietsleiter habe sie informiert, dass es bei Karstadt noch bis zum 31. August weitergehe. Dann sei Schluss. Ihre jüngere Kollegin – immerhin auch schon seit 25 Jahren im Haus – berichtet, man habe ihnen Jobs in München angeboten. "Aber will ich wirklich zum Arbeiten bis nach

    Manche Mitarbeiter aus Augsburg sollen am Standort München unterkommen

    Die Kunden, die von der Schließung noch nichts mitbekommen haben, sind am Samstagvormittag zunächst vor allem verärgert, dass sie vor verschlossenen Türen stehen. Ein Schild an den Eingängen teilt nur mit, dass die Filiale aufgrund einer Mitarbeiterversammlung den ganzen Samstag geschlossen bleibe. Am Montag freue man sich darauf, die Kunden wie gewohnt zu begrüßen. "Können die ihre Versammlungen nicht wann anders abhalten?", ärgert sich ein Kunde. Als er den Grund für die Schließung erfährt, wird er emotional. Er schimpft auf das Management und die Gesellschafter. Und die Online-Kunden, die den Niedergang der Kaufhäuser mitzuverantworten hätten. "Kaufhäuser sind in der heutigen Zeit nicht überholt, aber werden von den Onlinehändlern überholt", sagt er. Die Menschen, die bei Amazon & Co. einkauften, hätten diese Schließung bewirkt, glaubt er.

    Eine ältere Dame wollte an diesem Vormittag bei Karstadt Wäsche einkaufen. "Ich kaufe oft bei Karstadt, bestimmt einmal die Woche", berichtet sie. Sie schätze an dem Kaufhaus, dass man alles an einem Ort bekomme. "Wo gehe ich denn jetzt nur hin?", murmelt sie, als sie sich zum Gehen wendet. Diesen Satz hört man an diesem Tag immer wieder. Viele Kunden haben ihre besonderen Waren, die sie nur bei Karstadt bekommen. Manche sorgen sich auch um die Auswirkungen, die ein Leerstand auf die Innenstadt haben könnte. "Verdammt, ich brauche doch den Karstadt", sagt eine jüngere Frau, die vergeblich an der Glastür gerüttelt hat. "Dieser Leerstand ist ganz schlecht für die Innenstadt – es gibt bald nur noch Ramsch oder extrem hochpreisige Waren", glaubt sie. Als eine andere Frau, eigentlich wegen eines Optiker-Termins gekommen, vom Aus der Filiale erfährt, entfährt es ihr: "Oh Gott, mir tun die Mitarbeiter so leid!"

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