Die Vorweihnachtszeit soll eine schöne und besinnliche Zeit für alle sein. Und wo kann man die weihnachtliche Stimmung besser genießen als auf dem Christkindlesmarkt? Doch was, wenn das gar nicht so einfach ist? Kopfsteinpflaster, zu hohe Theken, aber auch die Geräuschkulisse machen Menschen mit Behinderung besonders zu schaffen. Zwar wird heutzutage immer mehr darauf geachtet, doch wie barrierefrei ist der Augsburger Christkindlesmarkt wirklich?
Claudia Nickl ist Vorsitzende des Behindertenbeirats der Stadt. Sie sorgt mit den Mitgliedern des Beirats dafür, dass Menschen mit Behinderung in der Stadt besser eingebunden werden. Auch das Thema Barrierefreiheit von Veranstaltungen wie dem Christkindlesmarkt stehe hierbei im Vordergrund. Mit den Fortschritten der vergangenen Jahre sei sie grundsätzlich zufrieden. „Das Wort Inklusion wird immer wichtiger und Menschen mit Behinderung sind bereits viel mehr eingebunden, als das noch vor sieben oder acht Jahren der Fall war“, sagt Nickl. Unter anderem die barrierefreie Toilette am Martin-Luther-Platz sei ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion.
Allerdings gebe es nach wie vor Hindernisse. Vor allem das Kopfsteinpflaster auf dem Rathausplatz sei für Rollstuhlfahrer schwierig zu bewältigen, außerdem fehle ein Blindenstreifen. Probleme wie diese seien natürlich nicht ohne Weiteres zu lösen. Vor allem mit dem Denkmalschutz gäbe es hier oft Konflikte, so Nickl.
Alle Arten von Behinderung müssen berücksichtigt werden
Umso wichtiger sei daher, dass an den einzelnen Ständen Rücksicht genommen wird. So zum Beispiel in der „Schlemmerhütte“ von Gabriele und Heino Steinker. Hier wird Menschen mit Behinderung besonders geholfen. Seitlich an der Hütte hängt außerdem eine Tafel, auf der das Essensangebot des Standes in Brailleschrift geschrieben steht. „Es ist schlimm genug, dass die Menschen es so schwer haben, und da wollen wir einfach behilflich sein“, sagt Heino Steinker. Man helfe bei der Bestellung und führe die Kunden dann auch zu freien Tischen, erzählt er. Dies sei für ihn selbstverständlich. Claudia Nickl findet Konzepte wie dieses sehr wichtig. „Bei Menschen mit Behinderung denken die meisten erstmal an Rollstuhlfahrer“, sagt sie. Genauso seien aber auch viele Blinde und Gehörlose unter den Besuchern des Christkindlesmarktes.
„Unsere Besucher sind breit aufgestellt und dementsprechend müssen wir auf jeden Rücksicht nehmen“, sagt auch Josef Diebold, Vorsitzender des schwäbischen Schaustellerverbandes. Er selbst betreibt das „Weihnachtskarussell“ am Moritzplatz. Man versuche so gut wie möglich, auf diese Personengruppe zu achten. Natürlich gäbe es immer Verbesserungsbedarf, bei konstruktiver Kritik seien die Beschicker aber eigentlich immer für Veränderungen offen.
„Wheelmap“ und barrierefreier Stadtplan sollen Alltag erleichtern
Aber nicht nur bei Veranstaltungen, sondern auch im Alltag gibt es zahlreiche Hindernisse für Menschen mit Behinderung. Die Stadt hat zuletzt einen barrierefreien Stadtplan veröffentlicht. „Der Plan soll helfen, den Alltag für Menschen mit Behinderung planbarer zu machen“, sagt Nickl. Die Begutachtung der Orte für den barrierefreien Stadtplan wird von den sogenannten „Barrierecheckern“ vom Freiwilligenzentrum Augsburg durchgeführt. Derzeit seien bereits 50 Orte begutachtet worden. Im Januar sollen weitere hinzukommen.
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