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Augsburg: Widerstand gegen Fällungen: Deshalb haben die Baum-Besetzer aufgegeben

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Widerstand gegen Fällungen: Deshalb haben die Baum-Besetzer aufgegeben

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    Die Polizei konnte die Aktivisten überzeugen, die Baumbesetzung aufzugeben.
    Die Polizei konnte die Aktivisten überzeugen, die Baumbesetzung aufzugeben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die städtische Wohnbaugruppe hat am Montag trotz einer Baumbesetzungsaktion durch das Klimacamp auf dem Reese-Areal mit der Fällung von 57 teils alten und großen Bäumen begonnen. Die

    Wie berichtet, möchte die WBG die 57 Bäume im Bereich der alten Kulturpark-West-Gebäude an der Sommestraße fällen, um so Platz für rund 450 neue Wohnungen zu schaffen. Ein Teil der alten Kasernenbebauung wurde bereits gegen den Protest einer Bürgerinitiative vor zwei Jahren abgerissen, die drei Gebäude des Kulturparks-West sollen Anfang 2023 folgen. Im Vorfeld des Abrisses wurden Bäume und Buschwerk beseitigt. Dies sei in Absprache mit dem Grünamt passiert, so die WBG.

    Augsburger Klimacamp hat kein Verständnis für Fällungen auf Reese-Areal

    Im Augsburger Klimacamp herrscht darüber Unverständnis. "Bäume zu fällen, bestehende Gebäude abzureißen und mit enormem CO2-Einsatz neue Gebäude zu bauen, ist falsch", sagt Aktivist Ingo Blechschmidt. Neuer Wohnraum, den man brauche, sei nicht primär durch Neubau, sondern durch Nutzung von leer stehenden Gebäuden und die Umwidmung bestehender Gebäude zu gewinnen. "In Zeiten der Klimakrise darf kein alter Baumbestand mehr abgeholzt werden. Bislang hat die WBG nie nachvollziehbar erklärt, warum überhaupt eine Fällung der Bäume erforderlich sei", so Blechschmidt. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) könne das Thema erneut im Stadtrat auf die Tagesordnung bringen. Vor Ort waren auch einige Mitstreiter des Klimacamps und Anwohnerinnen und Anwohner, die die Fällungen kritisch sehen. Er verstehe nicht, warum man nicht wenigstens die alten Kasernengebäude und die umstehenden Bäume erhalte, sagt der Anwohner Matthias Reinsch zu WBG-Chef Mark Dominik Hoppe – bei einem Gespräch durch den Absperrzaun.

    Die Polizei setzte auf Verhandlungen mit den Aktivisten des Augsburger Klimacamps.
    Die Polizei setzte auf Verhandlungen mit den Aktivisten des Augsburger Klimacamps. Foto: Silvio Wyszengrad

    Hoppe, der am Morgen ebenfalls auf das Areal kam, verwies darauf, dass es einen Stadtratsbeschluss gibt, der eine Neubebauung des Areals vorsieht. "Wir können schlecht um die Bäume herumbauen", so Hoppe. Bäume in der Nähe der drei Gebäude würden bei einem Abriss an den Wurzeln geschädigt. "Und die Bäume an der Sommestraße waren im Westen immer von Gebäuden vor starkem Wind geschützt", so Hoppe. Reiße man diese ab und lasse die Bäume stehen, gehe eine Gefahr von ihnen aus. Die bestehenden Gebäude zu erhalten, sei angesichts von Schadstoffbelastung, Energiebilanz und Grundrissen schwierig. "Das war eine Kaserne. Es gibt Sammeltoiletten und in vielen Räumen keinen Wasseranschluss." Dort günstige Wohnungen hineinzusanieren, sei kaum möglich.

    Polizei verhandelte mit den Baumbesetzern

    Etwa zwei Stunden mit Unterbrechungen verhandelte ein Kommunikationsteam der Polizei mit den drei Baumbesetzern, die sich in den Kronen mit Gurten gesichert hatten. Es handle sich um keine Demonstration auf öffentlichem Grund, sondern um eine Besetzung von abgesperrtem Privatgrund, so die Einsatzkräfte. "Die Bäume werden auf jeden Fall heute gefällt", lautete die Ansage der

    Bei der Polizei wurde die Angelegenheit – wohl auch im Hinblick auf die öffentliche Wirkung einer gewaltsamen Räumung der Bäume – hoch gehängt. Vor Ort war Vize-Polizeipräsident Markus Trebes. Eine Frage war wohl, wie lange man den Aktivisten Zeit zum Räumen der Bäume geben wolle. Die Stadt Augsburg als Mutter der WBG wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Das sei Sache der Polizei. Oberbürgermeisterin Weber hatte sich zuletzt kritisch zum Klimacamp geäußert, nachdem die Stadt mit einem Räumungsbescheid vor Gericht gescheitert war. Klar ist auch, dass die Polizei die Räumung der Bäume nur androhte, weil die WBG als Besitzerin des Areals das so wollte. Hätte die WBG die Baumbesetzung toleriert, wäre die Polizei nicht eingeschritten, erklärte ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage.

    Stadt Augsburg will Bäume in der Innenstadt pflanzen

    Die Frage, wie mit Baumbestand bei Neubauten umzugehen ist, spielt eine zunehmende Rolle in der Stadtpolitik. Teils wird in Bebauungsplänen auf Bäume Rücksicht genommen, mitunter gehen Projekte aber auch mit Fällungen einher. Die Stadt stellte im Frühjahr ein Konzept vor, das die Pflanzung von Bäumen in der Innenstadt vorsieht. Zuletzt sorgten allerdings Planungen der Stadt für Aufsehen, im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes alle 45 Bäume zu fällen und durch Neupflanzungen zu ersetzen. Das Thema flog im Sommer auf Druck der Grünen von der Tagesordnung des Stadtrats. Unklar ist, wie es nun weitergeht.

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