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Augsburg: Widerstand gegen Bahnausbau Ulm - Augsburg

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Im Bärenkeller regt sich Widerstand gegen den geplanten Bahn-Ausbau

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    Auf den Feldern beim Bärenkeller zeigen Schildchen den möglichen Trassenverlauf der ICE-Neubaustrecke.
    Auf den Feldern beim Bärenkeller zeigen Schildchen den möglichen Trassenverlauf der ICE-Neubaustrecke. Foto: Michael Hochgemuth

    Die Täfelchen stehen im Abstand von etwa 20 Metern wie kleine Mahnmale auf den Ackerflächen zwischen dem Bärenkeller und dem Güterverkehrszentrum: Aufgestellt wurden sie von der "Bürgeriniatiative Schwabentrasse", die gegen den Bau einer neuen ICE-Strecke zwischen Augsburg und Ulm protestiert und in der mehrere örtliche Bürgerinitiativen vertreten sind. Die Täfelchen markieren mögliche Bahntrassenverläufe, die im Extremfall nur gut 100 Meter von den Siedlerhäusern entfernt vorbeiführen würden. Nachdem es in den Augsburger Umlandgemeinden schon länger wegen der Aus- und Neubaupläne rumort, gibt es jetzt auch im Stadtgebiet Ärger. Die Pläne der Bahn seien nicht hinnehmbar, sagt Frank Michael Liegel, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft im Bärenkeller. Und egal, welche Variante gewählt werde: "Der Bärenkeller ist immer betroffen."

    Zuletzt gab es einen Ortstermin, zu dem kurzfristig mehr als 50 Bürger und Bürgerinnen kamen. Ein Ausbau würde - egal ob entlang der Bestandsstrecke, die quer durch den Bärenkeller läuft, oder als Neubau auf der grünen Wiese - für Betroffenheiten sorgen. Liegel sagt, man habe lange geschwiegen, solange die Überlegungen der Bahn noch unkonkret waren. Teils war sogar das Szenario einer Untertunnelung des Bärenkellers und von Neusäß eines der Planspiele. Inzwischen hat sich die Bahn auf mehrere konkretere Varianten festgelegt. Entweder müsste die bestehende Trasse um zwei ICE-Gleise erweitert werden, oder es würden zwei ICE-Varianten über die Ackerflächen im Osten des Bärenkellers als Neubaustrecke entlang der A8 führen.

    Blick auf die bestehende Bahnlinie im Bärenkeller im Jahr 2015. Inzwischen wurden dort noch Lärmschutzwände errichtet.
    Blick auf die bestehende Bahnlinie im Bärenkeller im Jahr 2015. Inzwischen wurden dort noch Lärmschutzwände errichtet. Foto: Anne Wall (Archivbild)

    Für Liegel und viele Bewohner des Bärenkellers kommt alles nicht in Betracht. Bei einer Erweiterung der Bestandsstrecke würden die Gleise noch näher an die Wohnbebauung rücken, die Neubauvarianten seien hinsichtlich Natur- und Lärmschutz aber genauso abzulehnen. Er spricht von einer "Monstertrasse", die zur Folge habe, dass der Bärenkeller dann von zwei Seiten mit Bahngleisen in die Zange genommen werde. Liegel erinnert auch daran, dass östlich der Hirblinger Straße zuletzt auch einige Neubau-Häuser entstanden. Viele Familien mit Kindern seien dorthin gezogen - dass eine Bahntrasse vor der Haustür entstehen könne, sei damals noch kein Thema gewesen. "Wenn das Ganze unbedingt notwendig ist, dann wäre dort nur eine Trassenführung in Tieflage mit einem Deckel denkbar", sagt Liegel. Man sei mit der Bahn im Gespräch, was einen Besuch des Infomobils im Stadtteil betrifft.

    Strecke Ulm-Augsburg: Die Bahn hält sich alles offen

    Die Bahn hält es sich aktuell noch alles offen, was die verschiedenen Trassen betrifft. Entscheiden wird darüber ohnehin der Bundestag voraussichtlich Anfang 2024. Bis dahin soll noch ein Dialog in allen betroffenen Gemeinden stattfinden. Rollen sollen die ersten Züge "weit vor 2040", so DB-Projektleiter Markus Baumann. Aktuell wird für einzelne Trassen zwischen Augsburg und Ulm überprüft, ob etwa an Kreuzungspunkten mit Straßen Über- oder Unterquerungen gebaut werden. Auch zum Lärmschutz laufen Berechnungen. Inzwischen sind auch aus etlichen Anrainergemeinden Forderungen nach Lärmschutz erhoben worden. Baumann sagt, für alle Schallschutzmaßnahmen, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen, werde weder der Bund noch die DB aufkommen. "Wenn so etwas gewünscht ist, dann muss das Geld von Land, Landkreis oder Kommune kommen."

    In vielen Gemeinden wird - wie auch im Bärenkeller - das Projekt aber grundsätzlich infrage gestellt. Kosten und Eingriffe in die Natur stünden in keinem Verhältnis, sagt Siedler-Vorstand Liegel im Gleichklang mit einigen weiteren Bürgerinitiativen entlang der Strecke. Das Pendleraufkommen zwischen Augsburg und Ulm sei auch relativ mäßig. "Der angebliche wirtschaftliche Nutzen einer Fernverkehrsstrecke zwischen Ulm und Augsburg zur Einsparung von lächerlichen 14 Minuten Fahrzeit erschließt sich bei so einem Flächenverbrauch an Lebensräumen für Mensch und Natur nicht."

    Kritik am Bahnausbau: "Herumschrauben" bringe nichts für den Nahverkehr

    Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) betonte zuletzt aber die Wichtigkeit des Projekts. Auch DB-Projektleiter Baumann sagte vor Kurzem auf einer virtuellen Veranstaltung des Fahrgastverbands Pro Bahn in Augsburg, dass die Fahrzeit zwischen Augsburg und Ulm von aktuell 40 auf 26 Minuten verkürzt werden müsse, wenn Augsburg im künftigen Fahrplanschema "Deutschlandtakt" der Bahn noch vorkommen wolle. Zuletzt hatte die Augsburger SPD allerdings Zweifel daran angemeldet, dass der Ausbau in diesen Dimensionen nötig sei. Womöglich täten es auch Fahrzeiten von 30 Minuten und drei Gleise. Letzteres würde auf eine Erweiterung der Bestandsstrecke um ein Gleis hinauslaufen, um dem Nahverkehr mehr Luft zu geben. Baumann sagt aber, an der Bestandsstrecke in dieser Form "herumzuschrauben", bringe nichts für den Nahverkehr. "Dreigleisig" bedeute, dass es eine zweigleisige Strecke für den Fernverkehr gebe und daneben noch eine eingleisige Strecke für den Nahverkehr, bei dem entgegenkommende Regio-S-Bahnen in den Bahnhöfen aufeinander warten müssen. "Für einen guten Nahverkehr reicht das nicht." Der brauche ein Gleis je Richtung - die seien bei jeder der aktuellen Varianten so vorgesehen. Auch der Fahrgastverband

    Eine Änderung der Planungsvorgaben lehnt auch das Bundesverkehrsministerium ab. Nach einem Gespräch mit Staatssekretär Michael Theurer erklärte der Augsburger FDP-Bundestagsabgeordnete Maximilian Funke-Kaiser, dass die 26 Minuten Reisezeit zwischen Augsburg und Ulm sowie die technische Auslegung der Strecke für Tempo 300 als Rahmendaten feststünden. "Das ist beschlossen und daran sollten wir nicht rütteln", so Funke-Kaiser. Zwischen den Varianten könne man natürlich diskutieren, die Grundsatzfragen seien aber beantwortet. Andernfalls liefe man Gefahr, abgehängt zu werden.

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