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Augsburg: Werner Hartmann ist der Kümmerer von Oberhausen

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Werner Hartmann ist der Kümmerer von Oberhausen

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    Werner Hartmann, der neue Quartiersmanager in Oberhausen, diskutiert gerne mit den Menschen
    Werner Hartmann, der neue Quartiersmanager in Oberhausen, diskutiert gerne mit den Menschen Foto: Monika Treutler-Walle

    Herr Hartmann, Sie sagen „Oberhausen ist mein Kiez“. Das klingt nicht süddeutsch. Wie kommen Sie darauf?
    WERNER HARTMANN: Ein Kiez ist speziell in Berlin, ein Stadtviertel mit eigener, liebenswerter Identität. Ein Ort wo man sich zu Hause fühlt und gerne lebt. Das passt zu Oberhausen und seit acht Jahren findet auf dem Helmut-Haller-Platz auch der Sommer am Kiez statt. Den Begriff dafür hat Bob Meitinger geprägt, der Veranstalter und Wirt dieses Festivals. Für mich ist Oberhausen ein gutes Stück Heimat, mein Viertel, mein Kiez eben

    Was ist denn für Sie das Besondere an diesem Stadtteil?
    HARTMANN: Das Großstädtische, das Bunte, die Vielfalt und die ganz unterschiedlichen Menschen, die hier leben. Der Stadtteil ist kein reines Wohnquartier, obwohl wir hier noch bezahlbare Mieten haben. Ich bin jeden Tag in Oberhausen unterwegs, spreche mit den Leuten und halte natürlich die Augen offen, um Ansatzpunkte zu erkennen, wo ich als Quartiersmanager aktiv werden kann.

    Wie muss man sich das vorstellen?
    HARTMANN: Zuallererst – ich habe zwar ein Büro in der Donauwörther Straße 110, aber ich gehe auf die Straße zu den Menschen. Im Kleinen ist es eine Bürgerin, die Unterstützung für ihre Müllsammelaktion in der Donauwörther Straße braucht. Sie ist ehrenamtlich unterwegs und hat sich zum Ziel gesetzt die Straße vom Müll zu befreien. Ihr vermittle ich Kontakte zum Beispiel zum Amt für Abfallwirtschaft, damit ihr Sammelgut abgeholt wird. Im Nachbarschaftsgarten braucht es eine wetterfeste Abdeckung für den Geräteschuppen. Da habe ich einen Unternehmer angesprochen, der kostenlos LKW-Planen zur Verfügung gestellt hat. Über Kontakte läuft da sehr viel. Ich verfüge über ein großes Netzwerk in Oberhausen und darüber hinaus. Das ist ein Riesenvorteil für meine Arbeit.

    Klingt gut! Also keine Probleme in Oberhausen?
    HARTMANN: Ich bin Realist und weiß genau, dass es in unserem Stadtviertel Probleme gibt. Die Menschen kommen z. B. aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern, in denen andere Formen des Zusammenlebens herrschen. Damit können nicht alle umgehen. Auch ein Blick auf die Einkommensverteilung zeigt, dass hier nicht „die Reichen und gut Situierten“ leben, sondern Personen, die sehr differenzierte Probleme haben. Das führt zu sozialen Brennpunkten, zu Auseinandersetzungen zwischen diesen Gruppen und auch zu Ablehnung. Ein Nährboden für politische Akteure, die hetzen und spalten. Hinzu kommt der momentan intensiv diskutierte Umgang mit den Drogensüchtigen und einem adäquaten Betreuungsort. Ich kann die Ängste und Bedenken mancher Bürger verstehen. Da wird es viele Gespräche brauchen, um die Leute mitzunehmen.

    Wie sehen Sie denn eine Verlagerung des be-Treffs, weg vom Helmut-Haller-Platz?
    HARTMANN: Fakt ist, dass wir in Augsburg wie in jeder Großstadt eine Süchtigenszene haben. Und weiter ist Fakt, dass die Räumlichkeiten am Helmut-Haller-Platz viel zu klein für die Personenzahl der Süchtigen sind. Auch kann dort keine umfassende Betreuung stattfinden. Hier muss eine Veränderung her. Ich schätze die Arbeit im beTreff sehr und möchte auch hier unterstützen. Letztlich werden wir sehen, wie der Stadtrat entscheidet.

    Wie groß ist denn Ihr Team als Quartiersmanager?
    HARTMANN: Mein Team hat rund 25.000 Aktive! Spaß beiseite – mein Team sind die Menschen in Oberhausen, mit denen ich gemeinschaftlich etwas entwickeln möchte. Identität stiften, integrieren, Nachbarschaft fördern und Ausgrenzung sowie Aggression zurückdrängen. So stelle ich mir das vor. Dazu kommen Gruppen und Vereine in Oberhausen, die Schulen, die Kitas, die Kirchengemeinden und nicht zu vergessen sehr engagierte Unternehmen aus dem Stadtteil. Überall sind dort Fachleute, die es für mich gilt zusammenzubringen. Außerdem beschäftigen sich auch meine Kolleginnen und Kollegen im Büro für kooperative Stadtteilentwicklung mit Quartiersthemen vom Mehrgenetationentreffpunkt bis hin zur Öffentlichkeitsbeteiligung. Auch da hat meine Arbeit viel Rückhalt.

    Abschließend noch die Frage: Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?
    HARTMANN: Von Beruf bin ich Diplom-Industriedesigner und war viele Jahre lang selbstständig, beziehungsweise in Führungspositionen tätig. Im Ehrenamt, besonders in der Organisation von Veranstaltungen, war ich Jahrzehnte engagiert. Das hat mir riesig Spaß gemacht. 2016 konnte ich bei Bob Meitinger in die Veranstaltungsorganisation einsteigen und bekam so richtige gute Kontakte in Oberhausen. Ich kenne meinen Kiez. Als die Stelle des Quartiersmanagers ausgeschrieben wurde, habe ich mich sofort beworben. Diese Stelle war mir wichtig, weil ich davon überzeugt bin, dass ich hier etwas bewegen kann.

    Zur Person: Werner Hartmann ist seit dem 1. Juni der Quartiersmanager für den Stadtteil Oberhausen. Rund 25 000 Menschen leben hier. Eines seiner Ziele ist es, das Bild von Oberhausen in der Öffentlichkeit zu korrigieren.

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