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Augsburg: Weniger Grün: Die Stadt Augsburg kommt beim Bäumepflanzen nicht nach

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Weniger Grün: Die Stadt Augsburg kommt beim Bäumepflanzen nicht nach

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    Das Eschentriebsterben ist der Grund für die Fällung zahlreicher Eschen.
    Das Eschentriebsterben ist der Grund für die Fällung zahlreicher Eschen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

    Viele Stadträte quer durch die Parteien sind sauer. Anlass ist die neueste Bilanz der Umweltverwaltung. Danach werden in Augsburg derzeit wieder mehr Bäume gefällt als gepflanzt. Die Sozialfraktion von SPD und Linken beanstandet, dass die Umweltverwaltung den Baumschutz verschärft hat und diesen auch von Bürgern einfordert, ihn aber selbst nicht einhalte. Damit werde Vertrauen in der Bevölkerung verspielt.

    Grünamtsleiterin Anette Vedder berichtete im Umweltausschuss, dass entlang von Straßen aktuell rund 7000 Baumpflegemaßnahmen erforderlich sind, davon 165 Fällungen. In öffentlichen Grünanlagen sind rund 4500 Maßnahmen vorgesehen, darunter 191 Fällungen. Vedder sagte, die anstehenden Fällungen seien aus Sicherheitsgründen unvermeidbar. Das habe sich bei den Kontrollen der letzten Monate ergeben. Weil während der Vogelbrut im Sommer Abholzaktionen vermieden werden, gebe es nun einen Stau. Die nächsten Fällungen sollen ab Anfang Oktober laufen.

    Kranke Bäume: Viele Eschen in Augsburg sind in einem schlechten Zustand

    Zu den älteren und großen Bäumen, die weichen werden müssen, zählen drei Linden in der Wellenburger Straße. Sie sind vom Brandkrustenpilz befallen und nicht mehr standsicher. Auch weitere Pappeln am Autobahnsee müssen weichen, weil sie Stockfäule entwickeln. Das größte Problem ist laut Vedder aber das Eschentriebsterben, das ebenfalls durch einen Pilz verursacht wird. Fast 100 der über 300 Fällungen sind Eschen. Viele weitere Eschen sind in einem sehr schlechten Zustand und werden laut Prognose in den nächsten Jahren nach und nach ausfallen. Besonders betroffen sind danach etwa die Siebentischstraße, die Spickelstraße und die Berliner Allee.

    Andererseits sollen im Fachbereich Grünflächenpflege im kommenden Herbst und Winter rund neue 250 Bäume beschafft und nachgepflanzt werden, insbesondere an Straßenrändern. Nach Vedders Angaben ist damit die Kapazitätsgrenze für Baumpflanzungen in Eigenleistung des Amtes erreicht. Die Bäume müssen in einem relativ kleinen Zeitfenster zwischen Dezember und März gepflanzt und dann in den ersten Jahren auch gegossen und gedüngt werden. Die Amtsleiterin machte auch geltend, dass in den Parks weitere Bäume über Naturverjüngung aufgezogen werden. Dies sei in der Bilanz noch nicht berücksichtigt.

    Unterm Strich fallen rund 100 Bäume mehr als neue gepflanzt werden

    Nicht nur bei Stadtrat Christian Pettinger (ÖDP) brach angesichts der neuen Zahlen der Zorn aus. Er kritisierte, dass unterm Strich 100 Bäume mehr fallen als neu gepflanzt werden. "Konkrete Fällungen werden einer nebulösen Naturverjüngung gegenübergestellt." Man wolle die Bürger wohl für dumm verkaufen, weil die Naturverjüngung nur in Wäldern funktioniere, nicht aber dort, wo Fällungen stattfinden.

    Schon in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Schwund im Augsburger Grün gegeben, was regelmäßig für Kritik im Umweltausschuss sorgte. Eine Trendwende schien sich 2019 abzuzeichnen, als mehr Bäume gepflanzt wurden. Damit scheint es jetzt aber wieder vorbei zu sein. Peter Schwab (CSU) ärgerte sich insbesondere darüber, dass die Pappeln am Autobahnsee nicht ersetzt werden sollen, weil es keine geschützten Bäume sind. Er sprach von "Ausreden". Parteikollege Peter Uhl forderte, Pflanzaufträge an Fremdfirmen zu geben, wenn die Umweltverwaltung die Defizite selber nicht ausgleichen könne. Christine Kamm (Grüne) verwies darauf, dass viele Bürger gerne Bäume spenden würden. Offenbar ist das nicht ganz einfach, wie Leser unserer Zeitung berichteten. Anna Rasehorn (SPD) forderte mehr Personal für die städtische Grünpflege, damit sie ihre Arbeit erfüllen kann.

    Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) hält die Debatte dagegen für schief. Insgesamt gebe es in der Stadt kein Problem mit Nachpflanzungen. Dafür stehe jährlich eine Summe von 50.000 Euro bereit. Laut Vedder ist das zu wenig Geld, um mit Fremdfirmen zu arbeiten. Erben sagte weiter, dass in seiner Amtszeit 35 neue Stellen im Amt für Grünordnung geschaffen worden seien. Wegen Corona gab es jedoch einen vorläufigen Stopp bei der Besetzung weiterer Stellen. Amtsleiterin Vedder sprach von einem Rückschlag: "Wir könnten mehr Mitarbeiter brauchen."

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