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Augsburg: Acht Wasser-Rätsel zum Augsburger Welterbe – einfach gelöst

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Acht Wasser-Rätsel zum Augsburger Welterbe – einfach gelöst

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    Die historische Wasserversorgung Augsburgs hat seit 2019 den Welterbe-Titel. Rund um das Thema gibt es viele spannende Dinge zu erfahren.
    Die historische Wasserversorgung Augsburgs hat seit 2019 den Welterbe-Titel. Rund um das Thema gibt es viele spannende Dinge zu erfahren. Foto: Bernd Hohlen

    Der Fisch in der Hand. Kein Tourist, der bei seinem Augsburg-Besuch kein Foto vom Augustusbrunnen und dem Rathaus machen würde. Doch die Figuren des Brunnens geben Auswärtigen wie Einheimischen oft Rätsel auf. Welchen Fluss symbolisieren sie und wofür stehen die Tiere bzw. Gegenstände, die sie in den Händen halten? Die Beckenrandfigur der Wertach zum Beispiel hält einen Fisch. Wirbt dieser für den nahen Fischmarkt, auf dem seit mehreren Jahren das Klimacamp steht? Die Antwort lautet: Nein. 

    Vermutlich ist der Fisch in der Hand der Wertach ein verdeckter Hinweis auf jenen St.-Ulrichs-Brunnen, der früher vor dem Rathaus stand, der dann aber in der Zeit des Glaubensstreits abgebaut wurde, um Konflikte zu vermeiden. St. Ulrichs markantestes Attribut ist der Fisch. Außerdem ist der Augsburger Bistumspatron auch der Schutzheilige der Fischer und Fischhändler. Vermutlich war am Brunnen vom katholisch dominierten Augsburger Rat doch noch ein bisschen „St. Ulrich light“ gewünscht. Man weiß ja nie… 

    Der Augsburger Eiskanal ist das Zuhause der Kanuten.
    Der Augsburger Eiskanal ist das Zuhause der Kanuten. Foto: Ulrich Wagner

    Ein eisiger Irrtum. Warum heißt der Eiskanal denn Eiskanal? Nicht etwa, weil dort Eisschollen vom Lech aus dem Kanal hätten abgeleitet werden können. Denn dann wäre das Treibeis ja bereits unter dem Wasserwerk am Hochablass hindurchgetrieben und hätte dort sicherlich die Turbinen gestoppt. Dass aber hätte dann Augsburgs Trinkwasserversorgung gestoppt. Der Eiskanal war vielmehr ein reiner Ausleitungskanal für den Fall, dass Ausbesserungs- oder Reinigungsarbeiten im hinter dem

    Das Wasser aus den Augsburger Lechkanälen diente nie als Trinkwasser

    Trinkwasser aus dem Stadtgraben? Das Untere Wasserwerk am Mauerberg liegt am Inneren Stadtgraben und am Stadtbach. Haben denn die Augsburger das sicherlich nicht sehr saubere Wasser aus diesen Lechkanälen getrunken? Nein. So schlau waren die Augsburger schon seit der Zeit der Römer, dass sie kein Wasser aus offenen Kanälen getrunken haben. Für das Trinkwasser wurde reines Grundwasser aus Speicherbecken in die Brunnentürme gehoben, seit 1848 übrigens auch im Wasserwerk am Roten Tor, das bis dahin aus dem offen fließenden Brunnenbach mit sauberem Quellwasser versorgt wurde. Doch auch südlich der Stadtmauer hatten sich wasserverschmutzende Industriebetriebe im Industriedorf Haunstetten und in Siebenbrunn angesiedelt, weshalb man auch im Wasserwerk am Roten Tor nun lieber saubere Grundwasserquellen nutzte. 

    Aus dem „Häusl“ in den Kanal? Bis heute werden einmal jährlich die Lechkanäle abgelassen und dort hineingeworfener Müll entsorgt. Doch wie war das früher mit den Abfällen – und mit den menschlichen „Hinterlassenschaften“? Ganz einfach: Die Augsburger waren ja keine Ferkel, jedenfalls im Prinzip. Eigentlich war es streng verboten, Bauschutt und andere Abfälle über die Lechkanäle zu entsorgen. Schon gar nicht war es erwünscht, dass die Anwohner Fäkalien in den Lechkanal fallen ließen – denn dort drehte sich das jeweils nächste Wasserrad ja nur ein paar wenige zehn Meter entfernt. Deren Besitzer wären wenig begeistert gewesen, hätten sie alle paar Tage ihr Wasserrad reinigen müssen. Natürlich gab es dennoch etliche, die ihre Exkremente und anderes trotz aller Verbote über einen Lechkanal entsorgten, statt wie vorgeschrieben über eine von den städtischen „Goldgräbern“ regelmäßig geleerte Versitzgrube. 

    Vier Gewässer am Brunnen – fünf auf dem Bild. Auf dem Beckenrand des Augustusbrunnens stellen vier Sitzfiguren die Augsburger Hauptgewässer Lech, Wertach, Singold und Brunnenbach dar. Die sieht man dann auch in einem Gemälde im Goldenen Saal des Rathauses: Dort sitzt aber noch zusätzlich ein Knabe zwischen den beiden männlichen und zwei weiblichen Flussallegorien, die man schon vom Brunnen her kennt – vielleicht eine Anspielung auf den Brunnenjüngling im Maximilianmuseum? 

    Am Rand des Augsburger Augustusbrunnens sitzen vier Figuren, die Bäche und Flüsse symbolisieren.
    Am Rand des Augsburger Augustusbrunnens sitzen vier Figuren, die Bäche und Flüsse symbolisieren. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das ist etwas, was die Augsburger bis heute verwirrt. Doch als Hubert Gerhard 1588 dem Augsburger Rat seine Modelle für die Bronzefiguren am Augustusbrunnen ablieferte, gab es den Senkelbach noch gar nicht. Denn der entstand erst im Jahr darauf nach einer Hochwasserkatastrophe an Singold und Wertach. Als aber der Maler Hans Rottenhammer drei Jahrzehnte später seine Flussallegorien schuf, hatten die Augsburger längst den immens wichtigen

    Das älteste Wasserwerk – wie alt ist es wirklich? Das Wasserwerk am Roten Tor ist im Kern wohl das älteste Mitteleuropas. Bloß: Die einen schreiben vom Entstehungsjahr 1416, andere wiederum von der Inbetriebnahme im Jahr 1433. Was stimmt? Die berühmte Welser-Chronik nennt zwar das Jahr 1416. Zeitnahere Geschichtsschreiber und Quellen nennen aber das Jahr 1433. Wenn der als Konstrukteur überlieferte Hans Felber tatsächlich das Wasserwerk gebaut hat, wäre das Jahr 1416 allerdings eher unwahrscheinlich. Dann damals war Felber noch ein Berufsanfänger. Und dass man einem Anfänger eine der kompliziertesten Techniken dieser Zeit anvertraut hätte, scheint nicht sehr plausibel. 1433 aber war Felber ein Promi – ein „Star“ der Maschinenbau-Branche, der schon für den Kaiser und für die Städte Ulm, Nürnberg und Nördlingen gearbeitet hatte. Das würde also weit besser zur technisch so anspruchsvollen Aufgabenstellung passen… 

    Die Wasserkraftwerke dienten anfangs nicht zur Elektrifizierung Augsburgs

    Strom aus dem Strom in der Stadt Augsburg – seit wann? Hier und da ist zu lesen, dass mit dem Wasserkraftwerk auf der Wolfzahnau die „Elektrifizierung Augsburgs“ begonnen habe. Hat ab 1901 also Strom die Augsburger Straßenlaternen strahlen lassen? Mitnichten. Das heutige Welterbe-Objekt auf der

    Das Kraftwerk an der Wolfzahnau wurde einst als reines Fabrikkraftwerk genutzt.
    Das Kraftwerk an der Wolfzahnau wurde einst als reines Fabrikkraftwerk genutzt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wo in Augsburg wurde erstmals Strom aus Wasserkraft erzeugt? Das 1902 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk auf der Wolfzahnau gilt als Augsburgs erstes Strom erzeugendes Wasserkraftwerk? Ganz korrekt ist das spätestens seit 1972 allerdings nicht mehr. Warum? Die Antwort: 1972 wurde der heutige Augsburger Stadtteil Göggingen eingemeindet. Dort hatte ein findiger Müller für seine Mühle ein sehr frühes Wasserkraftwerk bauen lassen, weshalb auch ein paar Straßen des damaligen Dorfes schon seit 1896 elektrisch beleuchtet werden konnten. Im – heutigen – Stadtgebiet von Augsburg erzeugte also erstmals dieses Gögginger Wasserkraftkraft Strom. In der Region Augsburg war übrigens auch das Kraftwerk in

    Info: Martin Kluger ist Autor des Buchs "Augsburgs historische Wasserwirtschaft", erschienen im Context-Verlag. Das Buch erschien im Zuge der Augsburger Bewerbung um den Welterbe-Titel. Es ist 432 Seiten stark und kostet 39,90 Euro.

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