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Augsburg: Weltbild-Mitarbeiter bangen um Arbeitsplätze

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Weltbild-Mitarbeiter bangen um Arbeitsplätze

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    Viele waren gekommen, weil sie sich Antworten erhofft hatten. Antworten, wie es mit der Verlagsgruppe Weltbild weitergeht. Antworten, was mit ihrem Arbeitsplatz passiert. Hunderte Mitarbeiter strömten gestern zur Betriebsversammlung in die Stadthalle Gersthofen, wo Weltbild-Chef Carel Halff den Beschäftigten Rede und Antwort stand. Zur Firmenzentrale in Augsburg-Lechhausen fuhr ein Pendelbus, Halff eilte kurz vor Beginn schnellen Schrittes durch den Haupteingang in die

    Weltbild-Chef Carel Halff: Fortbestand von Weltbild ist sicher

    Dem trat Halff entschieden entgegen: Der Fortbestand von Weltbild sei sicher, „der Aufsichtsrat trägt den Umbau der Verlagsgruppe Weltbild zu einem Onlinegeschäft mit“, betonte er nach der Veranstaltung in einer Mitteilung. Ab 2015 werden „wieder dauerhaft positive Ergebnisse erwartet“.

    Doch offenbar war es Halff auch nach über zwei Stunden nicht gelungen, alle Sorgen zu zerstreuen. „Es ist nichts rausgekommen“, kritisierte ein Beschäftigter am Ende. „Das war alles Quak, Quak“, meinte eine Frau. Bei vielen herrscht weiterhin Unsicherheit über ihre Arbeitsplätze: „Irgendetwas wird sicher passieren“, sagte eine ältere Mitarbeiterin, deren einziger Trost es ist, dass sie bald in Rente geht.

    Mitarbeiter beunruhigt und enttäuscht

    Andere rechnen damit, dass einzelne Bereiche an Dienstleister oder externe Firmen ausgelagert werden. Dass eine Unternehmensberatung im Haus sei, beruhige nicht gerade, sagten sie. Auch ein Betriebsseelsorger sei auf der Betriebsversammlung gewesen, berichtete Erwin Helmer, Leiter der Betriebsseelsorge der Diözese Augsburg. Er will hier mit seinem Team Ansprechpartner für die Ängste der Beschäftigten sein.

    Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann kritisierte die Erläuterungen Halffs als „nebulös“. Halff habe sich um jede Frage nach konkreten Zahlen herumgedrückt. Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz forderte, Weltbild müsse den Umbau „ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen“.

    Betriebsratsvorsitzender Peter Fith fordert Weltbild-Umbau ohne Kündigungen

    Dabei stehen viele Angestellte hinter Weltbild-Chef Halff – und glauben an die Zukunft ihres Unternehmens: Er vertraue Carel Halff, dass der Fortbestand der Verlagsgruppe nicht gefährdet sei, meinte ein Mann. Auch davor, dass Weltbild langfristig wieder Gewinn machen wird, sei er überzeugt.

    Weltbild sieht seine Zukunft im Online-Handel und im Digitalgeschäft mit elektronischen Büchern. Der bekannte Weltbild-Katalog und die Filialen in den Fußgängerzonen sollen dieses Zukunftsgeschäft flankieren, erklärte die Geschäftsführung. Weltbild sei bereits „sehr weit mit dem Umbau“. Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe hätten die technischen Voraussetzungen „für ein zukunftsgerichtetes Online- und Digitalgeschäft“ geschaffen.

    Vorraussetzungen für ein Online- und Digitalgeschäft wohl schon geschaffen

    Als ganz anderes, großes Problem von Weltbild gilt indes, dass sich die kirchlichen Eigentümer über die Zukunft uneinig sind. Einmal hatte man in der Vergangenheit bereits beschlossen, das Unternehmen zu verkaufen. Später hieß es, man wolle die Verlagsgruppe in eine Stiftung überführen. Die Angestellten erhoffen sich nun ein klares Signal, dass die Kirche hinter Weltbild steht.

    Am 25. September findet während der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda die nächste Weltbild-Gesellschafterversammlung statt. Hier hätten die Bischöfe die Chance, die Stiftung auf den Weg zu bringen. Gerüchte über die Zukunft von Weltbild würden dann sicher schnell verstummen.

    Appell an Verantwortung der Kirche

    Betriebsseelsorger Helmer hofft, dass das Stiftungsmodell bald umgesetzt werde. „Die Kirche kann bei Weltbild beweisen, dass sie in der Wirtschaft einen anderen, besseren Weg gehen kann“, sagt auch Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck. Sie habe jahrzehntelang an Weltbild gut verdient, jetzt müsse man auch in schwierigen Zeiten zu den Beschäftigten stehen.

    Doch die meisten Bischöfe schweigen derzeit. Viele Beschäftigte sind darüber enttäuscht. „Von der Kirche haben wir nichts zu erwarten“, meinte ein Mann. „Da können wir nur sehen, was passiert.“ (loi, wida, huda, mke)

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