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Augsburg: Weihnachtsgeschäft stockt: Der Augsburger Innenstadt fehlen die Kunden

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Weihnachtsgeschäft stockt: Der Augsburger Innenstadt fehlen die Kunden

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    Eine Momentaufnahme am Montagnachmittag in der Bürgermeister-Fischer-Straße in Augsburg. Der Handel ist mit dem Weihnachtsgeschäft derzeit nicht zufrieden.
    Eine Momentaufnahme am Montagnachmittag in der Bürgermeister-Fischer-Straße in Augsburg. Der Handel ist mit dem Weihnachtsgeschäft derzeit nicht zufrieden. Foto: Peter Fastl

    Wie läuft das Weihnachtsgeschäft im Augsburger Handel? Ein Indikator, wie viel an einem Einkaufssamstag in der Innenstadt los ist, sind die Passantenzählungen. Wer in der Bürgermeister-Fischer-Straße und Annastraße unterwegs ist, wird per Scanner erfasst. Die jüngste Auswertung verdeutlicht, wie stark die Corona-Pandemie den stationären Handel trifft. In der Bürgermeister-Fischer-Straße, die deutlich belebter als die Annastraße ist, wurden am vergangenen Samstag knapp 27.400 Personen gezählt. Am dritten Adventssamstag im Jahr 2020, als der Lockdown sich eine Spur strenger auswirkte, waren es 22.500 Personen. Zum Vergleich: Am dritten Adventssamstag im Jahr 2019, als Corona noch kein Thema war, bevölkerten 51.000 Passanten die Bürgermeister-Fischer-Straße. Weniger Leute bringen auch weniger Umsatz. Dies ist eine Entwicklung, die die Händlerinnen und Händler zunehmend besorgt.

    Wer am Samstag in der Innenstadt unterwegs war, nahm wahr, dass die Straßen belebt waren. Auch in den Geschäften war einiges los, was für das Vorweihnachtsgeschäft nicht verwunderlich ist. Es fiel auf, dass vor kleinen Fachgeschäften oft Kunden vor der Türe standen und auf Einlass warteten. Grund ist die 2G-Regelung, die seit Mitte vergangener Woche in Bayern gilt. In Geschäften, die nicht zur Grundversorgung gehören, dürfen nur Geimpfte und Genesene einkaufen. Zudem ist die Zahl der Personen, die sich gleichzeitig im Laden aufhalten dürfen, beschränkt. Es kommt damit immer wieder zu Wartezeiten. "Man hat sich daran gewöhnt", sagt Petra Schütz, die am Samstag in der Innenstadt einkaufte.

    Die 2G-Regel funktioniert offenbar in großen Teilen in Augsburg

    Für sie sei es daher eine Selbstverständlichkeit, ihren Impfnachweis und den Personalausweis bereitzuhalten. Die Händler sind verpflichtet, diese Kontrollen auszuführen. Aus Sicht von Citymanager Heinz Stinglwagner, der mit vielen Geschäftsleuten in Kontakt steht, "funktioniert das System relativ gut". Die Kunden seien gesittet und wüssten bei der 2G-Regel, was von ihnen erwartet werde. Für Händlerinnen und Händler sei die Kontrolle dagegen ein großer Aufwand. Stinglwagner: "Andererseits ist zu sehen, dass viele Kunden, die sich in Geschäften mit 2G-Regel aufhalten, auch kaufen."

    Der extreme Rückgang an Passanten gegenüber den Zeiten vor Corona führt zu einer Verschiebung des Einkaufsverhaltens. In der Branche wird bestätigt, dass der Onlinehandel weiter boome. Die 2G-Regel könnte die Situation verschärfen, heißt es beim Einzelhandelsverband. Marcus Vorwohlt ist Geschäftsführer des Modehauses Rübsamen, das in der Region mehrere Filialen betreibt. In der Karolinenstraße in Augsburg ist das Stammhaus. Vorwohlt sagt: "Der Samstag lief nicht gut. Je nach Filiale waren die Umsätze bei uns 30 bis 50 Prozent niedriger gegenüber Adventssamstagen vor Corona." Kleinere Standorte bei Rübsamen würden etwas besser abschneiden. "Augsburg als Großstadt entwickelt sich schlecht", sagt der Firmenchef.

    Händler bedauert, dass die Bändchen-Lösung in Bayern gescheitert ist

    Vorwohlt bedauert, dass ein Vorschlag der Händler zurückgewiesen worden sei: "Viele Bundesländer und Standorte in Deutschland probieren eine sogenannte Bändchen-Lösung, um den Zugang zu den Geschäften zu erleichtern." Dies werde teilweise recht gut angenommen. Leider sei die Idee in Bayern verboten worden. Generell seien die Corona-Regeln momentan im Freistaat am strengsten. Daher sei auch die Umsatzentwicklung in Bayern schlechter als im Rest Deutschlands. Dies betreffe auch das Weihnachtsgeschäft, das für Einzelhändler "die wichtigste Zeit im Jahr" sei. "Nach dem Lockdown im letzten Dezember haben viele dieses Jahr auf einen guten Endspurt gehofft. Diese Hoffnung ist schon jetzt sehr enttäuscht worden", sagt Vorwohlt.

    Auch in der City-Galerie, dem größten Einkaufscenter in Augsburg, ist die Enttäuschung über die Umsätze vorhanden. Thomas Gesch sagt: "Das Feedback der Händler ist unterschiedlich. Der Tenor ist ein spürbarer Rückgang der Kundenfrequenzen und Umsätze, insbesondere seit der 2G-Regel." Der zurückliegende Samstag sei in den organisatorischen Abläufen reibungslos gelaufen, "was sicher auch dem erhöhten Einsatz von Sicherheitspersonal zu verdanken war".

    In der City-Galerie gilt die 2G-Regel in einzelnen Geschäften

    In der City-Galerie begegnen sich Geimpfte, Genesene und Nicht-Geimpfte in den Ladenstraßen. In bestimmten Läden gilt die 2G-Regel. Gesch: "Es gab vor einzelnen Geschäften immer wieder Sperrungen wegen zu hoher Kundenzahl, für das Center oder das Parkhaus waren Sperrungen nicht notwendig." Der Aufwand der Kontrollen sei für Händler auch hier enorm. "Viele können sich zusätzliches Personal schlicht nicht leisten. Somit bleibt die Beratung der Kunden oft auf der Strecke", sagt Gesch. Auch Kunden seien vielfach ob der ständigen Kontrolle an jedem Laden verärgert. Polizei und Ordnungsamt haben laut Gesch am Samstag Kontrollen zur Einhaltung der 2G-Regel im Center durchgeführt.

    Die Nachfrage nach Gutscheinen bleibt unverändert groß

    Es ist aber nicht nur der Onlinehandel, der davon profitiert, dass Corona-Auflagen die Einkaufslust vieler Menschen beeinflusst. Gefragt sind auch Gutscheine. Die Stadtmarketinggesellschaft Augsburg Marketing vertreibt den Augsburg-City-Gutschein. Er wird in diesem Jahr erstmals sehr stark auch im Umland beworben. "Die Nachfrage ist sehr, sehr hoch", sagt Heinz Stinglwagner von Augsburg Marketing. Vor allem Firmen kaufen die Gutscheine. "Da dürfte sich bemerkbar machen, dass viele Unternehmen auf die Weihnachtsfeier verzichten und Beschäftigte nun mit einem Gutschein beglücken." Seit Start im Jahr 2015 wurden Gutscheine im Wert von knapp 2,5 Millionen Euro verkauft. Im Jahr 2020 waren es Gutscheine im Wert von 750.000 Euro. Die gleiche Größenordnung erwarte man für 2021, sagt Stinglwagner: "Die stärksten Monate sind stets November, Dezember und Januar."

    Die Zahl vom dritten Adventssamstag in der Bürgermeister-Fischer-Straße (27.400 Passanten) ist übrigens keine Momentaufnahme. Am ersten Samstag waren es 28.600 Personen und eine Woche später knapp 24.800. In der Annastraße ist diese Entwicklung vergleichbar. Andreas Gärtner, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands, ordnet die Zahlen für sich nicht ganz so negativ ein. "Die Frequenz am vergangenen Samstag ist durchaus zufriedenstellend", sagt er. Wichtig sei, dass momentan alle Geschäfte geöffnet haben dürften: "Mit dem Wert der Passantenfrequenz müssen wir leben", so Gärtner. Dies täusche jedoch nicht über eine Entwicklung hinweg: "Im Grundsatz ist es für das Weihnachtsgeschäft zu wenig."

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