Das Messewesen gehört zu den am stärksten betroffenen Branchen in Zeiten der Pandemie. In Augsburg fand vor über einem Jahr die letzte Messe auf dem Messegelände statt. Für Jahresbeginn sind bereits alle Termine abgesagt oder verschoben, manche erst gar nicht gesetzt worden. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem Herbst. Doch was dann stattfinden kann, ist noch nicht entschieden. Zum Leidwesen von Ausstellern und Veranstaltern. Sie schlagen jetzt Alarm.
Können Interlift und Americana in Augsburg stattfinden?
Einer von ihnen ist Henning Könicke, Geschäftsführer des Messeveranstalters Afag, der in Augsburg die Weltleitmessen Grindtec für Schleiftechnik und Interlift für Aufzüge organisiert. Außerdem veranstaltet er die Freizeit- und Westernreit-Messe Americana und die Frühjahrsausstellung Afa. Während die Afa, die im Januar stattfinden sollte, bereits im November abgesagt worden ist, sind Americana und Interlift noch für September beziehungsweise Oktober terminiert. Doch ob das so bleiben kann, ist ungewiss. Dabei bräuchte es dringend eine Entscheidung, sagt Könicke, weil vor allem stark international besetzte Veranstaltungen wie die Interlift lange Vorlaufzeiten hätten und teils mit hohen Kosten verbunden seien.
"Einige Aussteller der Interlift haben ein Investitionsvolumen im sechs- oder gar siebenstelligen Bereich. Erste Gelder für den Messeauftritt im Herbst müssten bereits jetzt investiert werden", erklärt der Messeveranstalter. Doch solange keine verlässlichen Aussagen bestehen, was kommen wird, würden sich die Aussteller mit diesen Ausgaben zurückhalten. "Je länger dieser Zustand anhält, umso schwieriger wird es, Messen in ihrer bekannten Form durchzuführen", sagt Könicke. Irgendwann, ist er überzeugt, reiße den Ausstellern nämlich der Geduldsfaden und sie investierten ihre Budgets an anderer Stelle - oder sie nähmen an Messen im Ausland teil. Könicke ist überzeugt: Sollten Messen für den Herbst erst Ende des Frühjahrs erlaubt werden, könnten sie womöglich gar nicht mehr durchgeführt werden.
Verband fordert Neustart des Messewesens
Um diese Situation zu vermeiden und auch von Messen abhängigen Branchen wie Hotellerie, Messebau oder Einzelhandel eine Perspektive zu liefern, hat Henning Könicke in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Fachverbands Messen und Ausstellungen (Fama) einen offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geschrieben. Darin fordern er und die rund 50 Mitglieder eine schnelle Entscheidung für den Neustart. Ein solcher ist aus Sicht des Verbands auch möglich, weil ausgefeilte Hygienekonzepte bereits vorhanden seien. Andernfalls, so heißt es in dem Schreiben, drohe der Lockdown zum Totengräber der deutschen Messelandschaft zu werden, während internationale Messeplätze den Neustart bereits erfolgreich vollzogen hätten.
Henning Könicke selbst ist aber Optimist und geht davon aus, dass Interlift und Americana im Herbst wie gewohnt in Augsburg stattfinden können - unter Hygieneauflagen. Entsprechend wurde auch das Personal der Afag aus der Kurzarbeit zurückgeholt, um voll in die Planungen einsteigen zu können. Was zu tun ist, wenn keine schnellen verlässlichen Aussagen aus der Politik zum Neustart des Messewesens kommen, weiß Könicke noch nicht genau. Er sagt: "Dann müssen wir neu überlegen, wie wir darauf reagieren und welche Veranstaltungen auch kurzfristig umsetzbar sind."
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