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Augsburg: Was von Olympia 1972 auf dem Eiskanal bleibt

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Was von Olympia 1972 auf dem Eiskanal bleibt

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    Vor 50 Jahren hat der ehemalige AZ-Fotograf Fred Schöllhorn  dieses Foto des Augsburger Kanuten Karlheinz Englet gemacht, der am Eiskanal das Olympische Feuer entzündete.
    Vor 50 Jahren hat der ehemalige AZ-Fotograf Fred Schöllhorn dieses Foto des Augsburger Kanuten Karlheinz Englet gemacht, der am Eiskanal das Olympische Feuer entzündete. Foto: Ulrich Wagner

    Während der aktuellen Kanuslalom-Weltmeisterschaft am Eiskanal kommen bei vielen Menschen Erinnerungen hoch an die Olympischen Spiele in München vor fast genau 50 Jahren und den Wettkämpfen in Augsburg.

    Die Kanuslalom-Medaillen wurden damals in der Fuggerstadt vergeben. Weil die Sportart 1972 erstmals zum Programm der Olympischen Spiele gehörte, haben die Tage bis heute einen besonderen Platz in der Geschichte.

    Kanu-Liebhaber Horst Woppowa, der an der Olympiastrecke Kampfrichter war, hat aus diesem Anlass nicht nur alle Kanu-Teilnehmerinnen und Teilnehmer von damals für die WM nach Augsburg eingeladen, sondern war auch wie viele andere Gast beim Zeitzeugengespräch im kulturellen WM-Rahmenprogramm.

    "50 Jahre Olympische Spiele in Augsburg - 50 Jahre Eiskanal" - so lautete das Motto einer Gesprächsrunde, zu der die Stadt geladen hatte, bei der zehn Ehemalige unter der Moderation von Journalist Klaus Wäschle unterhaltsame, schöne und traurige Erinnerungen, Geschichten und Episoden von 1972 austauschten. Wie etwa der damalige Stadionsprecher Johannes Walch oder Kanute Bernd Dichtl. Der Augsburger Horst Woppowa, der mit 23 Jahren damals jüngste Kampfrichter an der Strecke, schilderte, wie anders dieser Job im Vergleich zu heute war. Während ein Kampfrichter im digitalen Zeitalter viel Unterstützung etwa durch Videotechnik bekommt, musste man früher auf das schnelle Auge von zwei Kampfrichtern pro Tor vertrauen. Gab es da mal Probleme bei Entscheidungen, lautete die Frage. "Wir waren uns natürlich immer einig“, konterte Woppowa augenzwinkernd.

    Karl-Heinz Englet hat das olympische Feuer entzündet

    Sein heutiger Freund und Weggefährte bei Kanu Schwaben Augsburg, Karl-Heinz Englet, hatte eine noch herausragendere Funktion. Der Augsburger Teamweltmeister im Wildwasserabfahrtslauf hatte die Ehre, das olympische Feuer zu entzünden. Ein ebenfalls geschichtsträchtiger Moment, den AZ-Fotograf Fred Schöllhorn festhielt.

    Er erzählte, wie zu dieser Zeit seine Freundschaft zum ehemaligen DDR-Kanuten und späteren Bundestrainer Jürgen Köhler entstand. Vor dem abgeschirmten Mannschaftsbus der DDR am Hochablass sei der erste ungewöhnliche Kontakt entstanden, erzählte Schöllhorn. "Ich sah diesen Sportler, und wir sind über Hände, Mimik und Schulterzucken ins Gespräch gekommen", so der Fotograf. Immer wieder sei man sich dann persönlich bei Wettkämpfen über den Weg gelaufen, woraus dank der Wende eine gute Freundschaft entstanden sei.

    Das schwierige Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland hat alle Gesprächsteilnehmer und -teilnehmerinnen geprägt, die die olympischen Kanuwettkämpfe erlebt haben. Die DDR-Olympiasiegerin Angelika Bahmann etwa, die betonte, dass nicht, wie immer kolportiert wird, der Nachbau des Eiskanals in Zwickau für die vier Gold- und eine Bronzemedaille des ostdeutschen Teams gesorgt habe, sondern in erster Linie deren gute Vorbereitung. Darin wurde sie vom Ideengeber und Ex-DDR-Trainer Werner Lempert bestärkt, der schmunzelnd einräumte, dass er damals zwar "mit Kamera und Maßband, aber nicht mit GPS" zum Spionieren in Augsburg unterwegs war. "Wir sind mit der Wasserführung im Eiskanal nicht zurechtgekommen", berichtet er, wie die Idee zum Teilnachbau zustande kam. "In etwa wussten wir, wie die Strecke gebaut worden ist, aber ein paar Details brauchten wir noch", erzählt er. Dass die Offiziellen der DDR ihm seinem Wunsch, die komplette Strecke in einem Naturschutzgebiet zu bauen, abschlagen haben, begrüßt er heute im Blick zurück. Der Teilaufbau Zwickau hingegen hatte sich sportlich gelohnt.

    Olympia-Medaillengewinnerin Gisela Grothaus: "Habe vor dem Wettkampf tagelang im Sitzen geschlafen"

    Für Westdeutschland holten Reinhold Kauder und die junge 17-jährige Gisela Grothaus mit Silber im K1 die einzigen Medaillen. Der Druck habe auf dem westdeutschen Team gelegen, bestätigen sie unisono. Umso glücklicher sind sie heute über ihre Glanzstücke. Besonders Grothaus, die sich noch gut an ihre schwere Schulterverletzung kurz vor dem Olympia-Start erinnern kann. "Ich habe vor dem Wettkampf wegen der großen Schmerzen tagelang nur im Sitzen geschlafen."

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