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Augsburg: Was bedeuten strengere Luftgrenzwerte für Augsburg?

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Was bedeuten strengere Luftgrenzwerte für Augsburg?

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    In der Karlstraße werden die Grenzwerte für Luftschadstoffe aktuell eingehalten - allerdings ist nun eine Verschärfung im Gespräch.
    In der Karlstraße werden die Grenzwerte für Luftschadstoffe aktuell eingehalten - allerdings ist nun eine Verschärfung im Gespräch. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Luftqualität in der Augsburger Innenstadt hat sich im vergangenen Jahr leicht verbessert bzw. ist im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert geblieben, obwohl die Verkehrsmengen im Vergleich zum Corona-Jahr 2021 wieder deutlich gestiegen sind. Auch die vermehrte Nutzung von Holz als Brennstoff in Kaminöfen, die als Feinstaubschleudern gelten, scheint sich im vergangenen Jahr noch nicht nachweislich auf die Schadstoffbelastung ausgewirkt zu haben. Nach den vorläufigen Zahlen des Landesamts für Umwelt wurden in

    Nach aktuellem Stand würde Augsburg die angepeilten Grenzwerte wie viele andere Großstädte nicht einhalten können. Im vergangenen Jahr registrierte das Landesamt in der von den vier Augsburger Messstationen am stärksten belasteten Karlstraße als Jahresmittelwerte 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft beim Stickstoffdioxid und 19 Mikrogramm beim Feinstaub. Zulässig sind beim Maßnahmenpaket zur Senkung beim Stickstoffdioxid auf den Weg gebracht, dieses bisher aber nur in Teilen umgesetzt. Maßgeblich für die Verringerung der Belastung dürfte gewesen sein, dass die Autos im Zuge der ständigen Flottenerneuerung sauberer wurden.

    Luftgrenzwerte: Augsburg ist beim Feinstaub im zulässigen Bereich

    Beim Feinstaub ist die Stadt seit zehn Jahren im zulässigen Bereich, nachdem 2009 eine Umweltzone mit Plakettenpflicht eingeführt wurde und der Kö-Umbau Verkehrsverlagerungen mit sich brachte. Was den aktuellen Boom beim Heizen mit Holz betrifft, seien die Auswirkungen nicht so einfach aus dem Jahresmittelwert ablesbar, so das Landesamt für Umwelt. Die Witterung, vor allem der Wind, spiele beim Feinstaub eine ganz erhebliche Rolle.

    Für die Zukunft werden die aktuellen Regelungen aber wohl nicht reichen. Im Herbst machte die EU-Kommission einen Vorstoß, um den Grenzwert beim Stickstoffdioxid auf 20 Mikrogramm zu halbieren. Dieser würde in Augsburg überschritten. Beim Feinstaub rücken zudem die ultrafeinen Partikel in den Fokus - der Grenzwert für die bisher im Blickpunkt stehende Größe von bis zu zehn Mikrometern soll gleich bleiben, bei den winzigsten Partikeln mit einer Größe von bis zu 0,1 Mikrometern sehen Wissenschaftler aber Nachbesserungsbedarf. 

    Mehr erneuerbare Energien bedeuten weniger Schadstoffe

    Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagt, dass die vorgeschlagenen Werte "sehr ehrgeizig" seien und in Augsburg wie in den meisten Großstädten meist überschritten würden. Man wisse noch nicht, auf welche Regelung es im Detail hinauslaufen werde. Über Dinge wie Fahrverbote denkt Erben momentan nicht laut nach - er verweist darauf, dass der Trend bei der Belastung seit Jahren nach unten gehe und die geplanten Projekte zur Energie- und Verkehrswende auch die Luftqualität verbessern. Wenn mehr erneuerbare Energien genutzt würden und Häuser besser gedämmt seien sowie der abgaserzeugende Autoverkehr bis 2040 halbiert werde, dann gebe es weniger schadstofferzeugende Verbrennungsvorgänge. Ob darüber hinaus Maßnahmen nötig seien, müsse man gegebenenfalls dann untersuchen. 

    Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, Chefärztin für Umweltmedizin an der Augsburger Uniklinik und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, hält eine weitere Reduzierung der Luftschadstoffe für geboten. "Es ist nachweisbar, dass eine Reduktion der Schadstoffe zu einer Reduktion der Krankheiten führt", so Traidl-Hoffmann. Bei Herz-Kreislauf-Krankheiten könne man laut Studienlage davon ausgehen, dass die Verbesserungen der Luftqualität in der Vergangenheit schon Effekte gehabt hätten. "Es wurde einiges erreicht und die Gefahr ist jetzt, dass man denkt, die Städte sind sauber. Aber das Thema wird im Alltag absolut unterschätzt." 

    Für Kinder und Alte ist saubere Luft besonders wichtig

    Bei Krankheiten der Atemwege, des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems sowie bei Diabetes und Krebs könne die Luftverschmutzung eine Rolle spielen. Sie sei neben Faktoren wie Ernährung nicht die alleinige Stellschraube, aber eben doch ein wichtiger Punkt. "Gerade die vulnerablen Gruppen, also Kinder und alte Menschen, profitieren von sauberer Luft", so Traidl-Hoffmann. Die Schadstoffe könnten zu chronischen Entzündungen führen. "Das ist vergleichbar mit einem ständigen Zündeln im Körper." Die ultrafeinen Feinstaub-Partikel, die nun verstärkt in den Fokus rücken, hätten die Fähigkeit, durch die Schleimhäute in alle Systeme des Körpers vorzudringen. 

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