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Augsburg: Warum Lechhausen vor großen Herausforderungen steht

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Warum Lechhausen vor großen Herausforderungen steht

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    In der Neuburger Straße wächst die Zahl von ausländischen Geschäften.
    In der Neuburger Straße wächst die Zahl von ausländischen Geschäften. Foto: Bill Titze

    Lechhausen sei eben etwas anders. Das sagen Menschen, die eng mit dem Stadtteil verbunden sind und sich teils seit Jahrzehnten für ihn engagieren. Peter Fischer und Walter Wölfle von der Aktionsgemeinschaft, Horst Hinterbrandner von der Arge (Arbeitsgemeinschaft der Vereine) und Georg Riegel von der Standortinitiative Augsburg Ost wissen, was im Dass Läden im Ortskern zunehmend von Migranten geführt werden, wird registriert. Speziell geht es um die Neuburger Straße, die Verkehrshauptachse von Lechhausen. Leidet deshalb die Identität im Stadtteil? Sprecher des Handels und der Vereinswelt nehmen Stellung. 

    Die Neuburger Straße steht für Veränderungen im Stadtteil

    "Es gibt Menschen, die Lechhausen lediglich auf die Neuburger Straße reduzieren", sagt Hinterbrandner, der für die CSU im Augsburger Stadtrat sitzt. Der Straßenzug im Teilstück zwischen Ulrichsbrücke und Schlössle steht exemplarisch für die gravierenden Veränderungen im Stadtteil. Traditionsreiche Geschäfte sind verschwunden, viele andere, oft von Migranten geführte Läden sind stattdessen gekommen. "Für Lechhausen muss dies jedoch kein Nachteil", betont Geschäftsmann Fischer.

    Sie wollen Lechhausen voranbringen: (von links) Peter Fischer, Walter Wölfle, Georg Riegel und Stadtrat Horst Hinterbrandner.
    Sie wollen Lechhausen voranbringen: (von links) Peter Fischer, Walter Wölfle, Georg Riegel und Stadtrat Horst Hinterbrandner. Foto: Bill Titze

    Man hat sich an einem sonnigen Mittag in der Gaststätte Floßlände getroffen, um über die Situation in Lechhausen zu informieren. Der Treffpunkt kommt nicht von ungefähr. Das beliebte Ausflugslokal am Lech habe Lechhausen enorm gutgetan, sagen die vier Männer unisono. "Wenn man so will, war es sogar ein Projekt, das von unserer Aktionsgemeinschaft angestoßen wurde", erinnert Wölfle, der zweite Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft. Er ist überzeugt, dass ohne den langjährigen hartnäckigen Druck, der auf die Politik im Rathaus ausgeübt worden sei, nichts vorangegangen wäre. Jetzt seien alle froh, dass es die Floßlände und den Wasserspielplatz am Flößerpark gebe. "Es ist ein Projekt für Augsburg geworden", sagt Hinterbrandner. Er kenne genügend Personen, die Lechhausen nun anders wahrnehmen.

    In Lechhausen freut man sich über das Lokal Meteora am Schlössle

    Ein zweites Lokal trägt ebenfalls dazu bei, den Bekanntheitsgrad zu steigern. Das griechische Restaurant Meteora sitzt am Schlössle, dem Ortskern von Lechhausen. Im für sehr viel Geld umgebauten Grünen Kranz gilt das Lokal als beliebte Adresse, die nicht nur von Lechhauserinnen und Lechhausern angesteuert wird. Floßlände und Meteora hätten dem Stadtteil sehr gutgetan, ist die einhellige Meinung des Quartetts. Darauf lasse sich aufbauen. Hoffnung ist, dass die Neuburger Straße wieder mehr Glanz gewinne. 

    Am Erscheinungsbild des Straßenzugs scheiden sich die Geister. Kritisch wird von Alt-Lechhausern bewertet, dass immer mehr ausländische, überwiegend türkische Läden eröffnen. Cafés, Nagelstudios und Friseure prägen das Bild einer Straße, in der bis vor wenigen Jahren das Modehaus Giegerich, die Drogerie Sammüller und Pelzwaren Rotter saßen. Walter Wölfle war Chef des Fachgeschäfts, Ende 2017 hörte der Pelzhändler auf. In der Aktionsgemeinschaft blieb er aktiv – bis zum heutigen Tag. "Handel ist Wandel", sagt Wölfle. Man müsse akzeptieren, dass sich die Geschäftswelt verändere. Aus seiner Sicht bringe es wenig, sich über die Vielzahl an ausländischen Läden aufzuregen: "Es kommt immer auf die Perspektive an. Für die Geschäftsinhaber rechnet es sich." 

    Lechhausens Händler fordern eine höhere Aufenthaltsqualität im Stadtteil

    Für die Vertreter des Handels kann es nicht darum gehen, alles klaglos hinzunehmen. "Lechhausen benötigt eine bessere Aufenthaltsqualität, die sich durch Ladengeschäfte und Gastronomie erzielen lässt", meint Peter Fischer. Er erwarte, dass die Stadt Augsburg unterstützend eingreift. Die städtische Wirtschaftsförderung müsse für freie Flächen im Lechhauser Ortskern mehr werben. Die Konzentration auf die Innenstadt sei nicht angebracht.

    Dass Lechhausen ein Stadtteil mit Potenzial sei, wird nicht nur einmal betont. "Bei uns in der Aktionsgemeinschaft sind einige Immobilienmakler vertreten", sagt Fischer. Der Wohnungsbau schreite voran. Das Projekt "Leben am Flößerpark" sei nur eines unter mehreren. Dort, wo früher das Kino Schauburg gestanden hat, gebe es heute ebenfalls neue Häuserblöcke. "Lechhausen ist attraktiv", sagt Unternehmer Georg Riegel. Mit dem Küchenstudio Riega sitzt er im Gewerbegebiet Lechhausen nahe der Autobahn. Dieser Standort habe sich bewährt. Das alteingesessene Lechhauser Unternehmen ist vor einigen Jahren umgezogen. Nicht nur Riegel untermauert die Dimension des Areals. "Das Gewerbegebiet Lechhausen ist das größte in Bayerisch-Schwaben", sagt Horst Hinterbrandner. 

    Die Aktionsgemeinschaft Lechhausen gewinnt weiterhin neue Mitglieder

    Lechhausen sei kein sterbender Stadtteil, sagt Peter Fischer von der Aktionsgemeinschaft. Auch der Handelsverband wachse, mittlerweile seien es 100 Mitglieder. "Wir bemühen uns, weiterhin neue Personen zu gewinnen", so Fischer. Der 69-Jährige spricht Hürden an. Es falle sehr schwer, bei ausländischen Geschäftsleuten Interesse für den Verband zu wecken. Es gebe "kulturelle Hintergründe", schildert Fischer. Gerade bei Türken würden unterschiedliche Religionszugehörigkeiten zum K.o.-Kriterium für einen Beitritt reichen: "Aleviten sitzen nicht gerne mit Syrisch-Orthodoxen und Muslimen an einem Tisch und umgekehrt." Fischer hat einen Rat, der nicht nur für Lechhausen gelte: "Wir müssen viel mehr miteinander reden." 

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