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Augsburg: Warum eine Augsburgerin in Israel Cafés betreibt

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Warum eine Augsburgerin in Israel Cafés betreibt

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    Zu einem Besuch in der alten Heimat gehört für Miranda Azriel auch der Rathausplatz mit dem Augustusbrunnen. Die Augsburgerin führt in Israel Kiosk-Cafés.
    Zu einem Besuch in der alten Heimat gehört für Miranda Azriel auch der Rathausplatz mit dem Augustusbrunnen. Die Augsburgerin führt in Israel Kiosk-Cafés. Foto: Silvio Wyszengrad

    Für den Kiosk am Hochablass war sie zu spät dran. Als Miranda Azriel vor einigen Wochen zufällig erfuhr, dass die Stadt einen Pächter sucht, war die Bewerbungsfrist längst abgelaufen. Der neue Betreiber, Sebastian Hrabak von der Schwarzen Kiste, will den Kiosk bald eröffnen. Die Augsburgerin bedauert die verpasste Chance. Denn sie und ihr Mann haben sich auf Kioske spezialisiert. Allerdings in der israelischen Stadt Haifa.

    Eigentlich hatte die Augsburgerin in Zusmarshausen eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht und die Designschule in München besucht. Zu dem Zeitpunkt hatte die junge, fröhliche Frau noch gar keine Vorstellung von Israel. „Ich wollte zwar schon immer die Welt sehen, aber dass ich eines Tages dort leben werde, hätte ich nicht gedacht.“ Letztendlich war ihre drei Jahre ältere Schwester schuld.

    Diese nämlich machte ein Praktikum in einer Behinderteneinrichtung in der Nähe von Tel Aviv und verliebte sich dort in den Sohn ihres Chefs. Miranda Azriel besuchte ihre ältere Schwester. Sie war von dem Land und den Menschen, wie sie sagt, sofort fasziniert. „Die Leute sind so hilfsbereit und freundlich.“ Einer aber hatte es ihr besonders angetan, der Freund des neuen Partners ihrer Schwester.

    Wie sich die Augsburgerin und ihr Mann eine Existenz aufbauten

    Seit ein paar Jahren nun sind beide Augsburgerinnen in Israel glücklich verheiratet. Miranda Azriel arbeitete selbstständig als Grafikdesignerin, lernte die Sprache. Ihr Mann Guy ist ausgebildeter Koch. „Aber er wollte schon immer ein eigenes Café betreiben.“ Bald tat sich eine Chance auf. „In Haifa gibt es einen schönen Park, der aber sehr heruntergekommen war. Der Rasen etwa war verdorrt. Dort wurde der Kiosk verkauft“, erzählt die 29-Jährige. Das Ehepaar schlug zu. Die Azriels renovierten den Kiosk, richteten viel mehr Sitzplätze her, boten frische Gerichte, Süßes und ausgewählten Kaffee an. „Ich bin jetzt eine gelernte Barista“, sagt die Augsburgerin und lacht. Das Heine Kiosk Café (es liegt in der Heinrich-Heine-Straße) kam sofort gut an.

    „Plötzlich erneuerte die Stadt den Spielplatz nebenan, legte im Park einen Teich an, mähte den Rasen und schnitt die Büsche.“ Der ganze Park sei zu neuem Leben erwacht. Azriel freut sich besonders, dass ihre Kunden bunt gemischt sind. „Bei uns sitzen Familien, der Immobilienmakler, der Multimillionär und die Frau, die sich in Haifa um die Katzen kümmert.“ Die Augsburgerin und ihr Mann übernahmen zwei weitere Kioske. „Für den dritten haben wir einen Franchise-Abnehmer. Es wäre zu schwer, sich um alle zu kümmern.“ Aber Konzept und Gestaltung seien überall gleich. Gerne würden die Azriels damit auch in Augsburg ihr Glück versuchen.

    „Mein Mann will unbedingt nach Deutschland. Uns würde es sehr reizen, hier einen unserer Kioske zu eröffnen. Das wäre eine neue Herausforderung, sagt die Augsburgerin, die Mutter eines Babys ist. Sie könne sich sehr gut vorstellen, wieder eine Zeit lang in ihrer Heimatstadt zu leben und ein Café aufzuziehen. Denn Familie und Freunde vermisse sie schon. „Manchmal auch die Ordnung und die Pünktlichkeit“, sagt sie und lacht. Dabei liebt Miranda Azriel das Leben in Israel.

    Schwiegermutter hat Sorge, wenn sie nach Augsburg reist

    Besonders fasziniert, sagt die 29-Jährige, sei sie vom friedlichen Zusammenleben von Juden, Christen, Moslems und Arabern. Allerdings ist die Gefahr vor Anschlägen oder möglichen militärischen Auseinandersetzungen in Miranda Azriels Alltag immer präsent. „Seit ich das Baby habe, bin ich aufmerksamer unterwegs.“ An den Anblick von Soldaten habe sie sich gewöhnt, auch an die ständigen Kontrollen. „Ich kann in keinen Supermarkt gehen, ohne überprüft zu werden.“ Es gebe Probealarme, jedes Haus habe einen eigenen Bunker.

    Generell fühle sie sich in Haifa sicher. Dafür sorge sich ihre Schwiegermutter um sie, wenn sie nach Deutschland fliegt, um ihre Familie in Augsburg zu besuchen. „Sie sagt dann immer, ich solle aufpassen. Denn Deutschland sei gefährlich, weil man dort nicht auf Anschläge vorbereitet ist.“

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