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Augsburg: Warum die Wirtin der Marktgaststätte sich um den Stadtmarkt sorgt

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Warum die Wirtin der Marktgaststätte sich um den Stadtmarkt sorgt

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    Eine nachdenkliche Wirtin: Karin Brasseur, Chefin der Marktgaststätte, macht sich Sorgen um die Zukunft des Stadtmarkts.
    Eine nachdenkliche Wirtin: Karin Brasseur, Chefin der Marktgaststätte, macht sich Sorgen um die Zukunft des Stadtmarkts. Foto: Silvio Wyszengrad

    Karin Brasseur arbeitet seit nunmehr 25 Jahren am Augsburger Stadtmarkt und ist dennoch keine Händlerin. Was sich auf dem Areal abspielt, kann die 70-Jährige von oben betrachten. Die Marktgaststätte, deren Wirtin die gebürtige Rheinländerin ist, gibt im ersten Stock den Blick auf den

    Man möge es als Weckruf verstehen, sagt Karin Brasseur. Ihr gehe es nicht darum, den Stadtmarkt schlechtzureden. Allerdings gebe es Entwicklungen, die aus ihrer Sicht nicht positiv sind: "Wenn es nichts mehr Besonderes ist, auf den Stadtmarkt zu gehen, werden wir uns alle schwertun." Das Ende ihrer beruflichen Laufbahn sei noch nicht klar, sagt die Wirtin zu ihrer eigenen Stellung: "Der Pachtvertrag läuft Ende des Jahres aus." Es sei nicht ausgeschlossen, dass er ein weiteres Mal verlängert werde. Vertragspartnerin ist die Stadt Augsburg.

    Den Augsburger Stadtmarkt gibt es seit 1930. Er war einst der Nachfolger der Stadtmetzg, des Fisch- und Obstmarktes und der Augsburger Straßenmärkte. Auf ihm wurden alle Märkte vereint.
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    Der Augsburger Stadtmarkt wurde im Oktober des Jahres 2020 schon 90 Jahre alt. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

    Die Stadt Augsburg ist für die Betreuung des Stadtmarkts zuständig

    Die Stadt ist zudem für die Betreuung des Stadtmarkts zuständig. Darum kümmert sich das städtische Marktamt, dessen Büros auf dem Areal liegen. Nach Abschied des langjährigen Marktamtsleiters Werner Kaufmann, der sich in die Altersteilzeit verabschiedet hat, ist die Nachfolge noch nicht geklärt. Seit mehreren Monaten wird die Führungsposition kommissarisch betreut. Für Karin Brasseur ist dies ein Punkt, der sie nicht glücklich stimmt: "Gerade derzeit, wo auf dem Markt so viel passiert, wäre es wichtig, einen ständigen Ansprechpartner zu haben."

    Die Sorgen des Stadtmarkts sind nicht neu. In der Fleischhalle gab es zuletzt einen häufigen Wechsel der Mieter, aktuell stehen zwei Geschäfte leer. Auf dem Bauernmarkt, der früher auch werktags von regionalen Händlern belegt war, spielt sich das Geschehen nur noch freitags und samstags ab. Viele Kundinnen und Kunden des Stadtmarkts sind zudem verärgert, weil die Öffnungszeiten der Geschäfte immer unübersichtlicher werden. Die Debatte um eine Verlängerung der Öffnungszeit von 14 auf 16 Uhr an Samstag spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. "Ich finde, es muss wieder mehr Zug reinkommen", sagt Karin Brasseur. Es sei nicht kundenfreundlich, wenn zum Beispiel in der Fleischhalle so unterschiedliche Öffnungszeiten herrschten. In der Corona-Zeit hätten viele Kunden ihre Treue zum Stadtmarkt gezeigt, sagt die Gastronomin: "Diese Treue müssten die Händler jetzt auch zurückgeben."

    Viele Gäste klagen über die Situation auf dem Stadtmarkt

    Die Wirtin der Marktgaststätte verweist auf Gespräche mit ihren Gästen: "Die Klagen über den Stadtmarkt nehmen leider zu." Manchmal seien es die äußeren Umstände, die für Ärger sorgen. Gegenwärtig ist die Viktualienhalle wegen einer Sanierung vier Wochen lang geschlossen. Eier, Milch und Butter sind in diesem Zeitraum nirgendwo auf dem Markt zu kaufen. Für Karin Brasseur ist dies schwer nachvollziehbar: "Warum hat man nicht einfach einen Verkaufswagen aufgestellt?", fragt sie. Eine Frau, die vier Eier auf dem Markt kaufen wollte, habe sie angesprochen, erzählt die Wirtin: "Ich habe ihr dann vier Eier geschenkt."

    Die Zeiten ändern sich, der Stadtmarkt mit seiner 92-jährigen Geschichte erlebt es. "Als ich damals mit der Marktgaststätte angefangen habe, gab es auf dem Markt ansonsten kaum ein gastronomisches Angebot", sagt die Wirtin. Lediglich an einem Stand in der Fleischhalle habe es einen kleinen Imbiss gegeben. Mittlerweile gehört das gastronomische Angebot zu einem zentralen Element des Stadtmarktes. Es gibt Cafés und in der Fleischhalle sind mehrere Imbissstände. "Dies ist völlig in Ordnung", betont Karin Brasseur. Aus ihrer Sicht verändert sich allerdings wegen der Gastronomie das Gesicht des Marktes. Händlerinnen und Händler, die Lebensmittel verkaufen, könnten ins Hintertreffen geraten.

    Wirtin vermisst den Zusammenhalt der Händler auf dem Stadtmarkt

    Was der Gastronomin, die im Förderverein des Stadtmarkts engagiert ist, vor allem missfällt, ist der fehlende Zusammenhalt auf dem Markt: "Der Gemeinsinn geht verloren." Es komme mitunter vor, dass jeder nur noch sein Ding durchziehe. "Uns fehlen wahrscheinlich auch die persönlichen Begegnungen in größerer Runde", erläutert Karin Brasseur. Digitale Treffen seien kein Ersatz.

    Wenn es nun darum gehe, den Stadtmarkt wieder mehr in Schwung zu bringen, müsse die Politik im Augsburger Rathaus mehr Einsatz zeigen, fordert die Wirtin der Marktgaststätte: "Mitunter fühlen wir uns doch etwas im Stich gelassen. Es fehlt das Herzblut." Denn eines sei immer zu sehen: Der Augsburger Stadtmarkt sei etwas ganz Besonderes.

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