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Augsburg: Warnstreik in Augsburg: MAN-Mitarbeiter fordern Jobsicherheit und mehr Lohn

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Warnstreik in Augsburg: MAN-Mitarbeiter fordern Jobsicherheit und mehr Lohn

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    Mitarbeiter von MAN Energy Solutions in Augsburg kämpfen gemeinsam mit der IG Metall für mehr Lohn sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen und Ausbildung.
    Mitarbeiter von MAN Energy Solutions in Augsburg kämpfen gemeinsam mit der IG Metall für mehr Lohn sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen und Ausbildung. Foto: Silvio Wyszengrad

    Mit einem Megafon versuchte Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek am Donnerstag Mittag gegen den Autolärm in der Sebastianstraße anzukommen und forderte die Belegschaft von MAN Energy Solutions zum Warnstreik auf. Auf sein Kommando traten rund 200 Männer und Frauen hinter den Mauern der Betriebsgebäude hervor, formierten sich zum Zug und marschierten zum MAN-Hochhaus an der Ecke Sebastian- und Stadtbachstraße.

    Der Warnstreik der MAN-Belegschaft war der Start mehrerer Streikaktionen, die die IG Metall in dieser Woche in Augsburg durchführen wird. Am Freitag sind unter anderem die Mitarbeiter des Getriebeherstellers Renk aufgefordert, auf die Straße zu gehen. Hintergrund sind die bislang gescheiterten Gespräche mit den Arbeitgebervertretern in der aktuellen Tarifrunde.

    Augsburger MAN-Mitarbeiter wollen auch in der Krise mehr Geld

    Die IG Metall fordert im Volumen vier Prozent mehr Lohn sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen und Ausbildung. Die Arbeitgeber sind diesen Forderungen bislang nicht nachgekommen, sondern haben ihrerseits Forderungen vorgelegt. Unter anderem ging es um die Anpassung beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie die Flexibilisierung der Tarifverträge. Dazu machte der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) deutlich, dass das Agieren der Gewerkschaft nicht zur aktuellen wirtschaftlichen Lage passe.

    "Wir werden aber nicht zulassen, dass das Rad der Geschichte zurückgedreht und an Weihnachts- und Urlaubsgeld geschraubt wird", kontert Leppek am Donnerstag. Die geforderte Flexibilisierung der Tarifverträge würde unter anderem dazu führen, dass diese das Papier nicht wert seien, auf denen sie geschrieben stehen.

    Dass die Wirtschaft derzeit unter Corona leidet und Unternehmen wie MAN schon zuvor mit Problemen zu kämpfen hatten und daher 800 Stellen abgebaut werden müssen, lassen Gewerkschaft und Beschäftigte dabei nicht als Grund gelten, auf Tarifgespräche zu verzichten. Man habe schon 2020 aus Solidarität keine Verhandlungen geführt. Jetzt sei es an der Zeit, diese wieder aufzunehmen. Doch die Gespräche verliefen aus Sicht der Arbeitnehmer bislang wenig erfolgreich. "Der Arbeitgeberverband macht keine Angebote, sondern will nur wegnehmen. Dazu geht es bei diesen Verhandlungen nicht um uns als MAN allein, sondern um den Flächentarif", begründet Uwe Johann, stellvertretender Betriebsrat, warum Warnstreiks nötig geworden seien. Seit 2018 warte man auf Lohnanpassungen, jetzt müsse etwas passieren. Die Kosten der Belegschaft für Miete und Lebenshaltung stiegen schließlich auch stetig.

    Rund 200 Beschäftigte nahmen am Donnerstag bei dem Warnstreik in Augsburg teil.
    Rund 200 Beschäftigte nahmen am Donnerstag bei dem Warnstreik in Augsburg teil. Foto: Silvio Wyszengrad

    Ein Danke-Schreiben reicht der IG Metall nicht

    Ein Argument, hinter dem auch Xiaoling Shen-Türk steht: "Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber jetzt Corona vorschieben, um an uns zu sparen", sagt die Frau, die bei MAN in der Entwicklung tätig ist, und erntet dafür Beifall von Kollegen. Einer ruft später über den Platz: "Die Bosse sollen nicht am falschen Ende sparen. Das Geld steht uns zu!" IG Metall-Chef Michael Leppek meint: "Die Beschäftigten sind während Corona trotz gesundheitlicher Risiken in die Betriebe gekommen und haben auch alle anderen Maßnahmen mitgetragen. Da wollen wir jetzt mehr als nur ein Danke-Schreiben."

    Trotz schwieriger Lage bei MAN sei aus seiner Sicht zudem Luft für die Forderungen. "Trotz Corona geht die Welt morgen nicht unter und die Branche ist weitestgehend gut durch die Krise gekommen, dazu bescheinigen viele Experten eine schnelle Erholung", begründet der Gewerkschafter. Außerdem hätten die MAN-Mitarbeiter in den letzten Monaten bereits deutliches Entgegenkommen gezeigt, um den Abbau der Arbeitsplätze von geplant 1800 Stellen auf rund 800 zu reduzieren. Unter anderem wurde auf Teile des Weihnachts- und Urlaubsgelds verzichtet. "Aber wir wollen jetzt nicht auch noch beim Lohn Abstriche hinnehmen", so Leppek.

    Die Kammgarnspinnerei (AKS) in Augsburg konnte mit der Konkurrenz aus Billiglohnländern nicht mehr mithalten. 2002 meldete das Unternehmen Insolvenz an. 2004 musste es schließen.
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    Insolvenzanmeldungen, Schließungen, Einsparungen: Das sind die bekanntesten Fälle in der Region.

    IG Metall fordert die Sicherung von Arbeitsplätzen in Augsburg

    Doch der Gewerkschaftsvertreter schlägt auch sanftere Töne an. Es gehe nicht in jedem Betrieb nur um Lohnerhöhungen. Das geforderte Geld könnte auch für die Sicherung von Arbeitsplätzen oder der Ausbildung eingesetzt werden. Das unterstützen auch Beschäftigte wie Sven Lassen. "Die vier Prozent können meinetwegen auch in andere Maßnahmen fließen. Nur eine Nullrunde darf es auf keinen Fall geben."

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