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Augsburg: "Waldgebiet des Jahres 2024": So geht es dem Augsburger Stadtwald

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"Waldgebiet des Jahres 2024": So geht es dem Augsburger Stadtwald

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    Der Augsburger Stadtwald wurde am Mittwoch offiziell zum "Waldgebiet des Jahres 2024" gekürt.
    Der Augsburger Stadtwald wurde am Mittwoch offiziell zum "Waldgebiet des Jahres 2024" gekürt. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Der Augsburger Stadtwald ist am Mittwoch offiziell zum "Waldgebiet des Jahres 2024" gekürt worden. Bei der Preisverleihung durch den Bund Deutscher Forstleute (BDF) im Goldenen Saal hoben die Laudatoren vor allem das umsichtige Handeln der städtischen Forstverwaltung hervor. Der Augsburger Stadtwald ist nach dem Frankenwald 2017 erst der zweite Preisträger aus Bayern. Dementsprechend groß ist die Freude bei der Stadt. Überschattet wurde die Verleihung vom Zustand der Bäume im Stadtwald: Diese stecken in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten.

    "Die Idee hinter der Auszeichnung ist, dass die Bedeutung der Wälder möglichst lange im Fokus bleibt", sagte der Bundesvorsitzende des BDF, Ulrich Dohle. "Außerdem holen wir Menschen aus dem Schlagschatten, die tagtäglich hart am Erhalt des Waldes arbeiten." Dohle meint damit Forstamtsverwaltung um Leiter Jürgen Kircher. Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) betonte, Kircher und sein Team "hegen und pflegen den Wald, damit er ein Juwel bleibt". Kircher dankte seinem Team und der Stadt, "ohne die diese Auszeichnung nicht möglich gewesen wäre".

    Augsburger Stadtwald wegen "Vielfalt der Ökosystemleistungen" geehrt

    Der Titel "Waldgebiet des Jahres" wird seit 2012 vergeben. Dass der BDF in diesem Jahr den Augsburger Stadtwald kürt, hat mit der "Vielfalt der Ökosystemleistungen des Stadtwalds innerhalb des Stadtgebietes" zu tun. Der rund 22 Quadratkilometer große ehemalige Lechauwald werde teils widerstrebenden Ansprüchen gerecht, erklärte die stellvertretende Forstamtsleiterin Eva Ritter: Naturschutz, Trinkwasserschutz, Artenschutz, Erholung und Verkehrssicherung.

    Der Augsburger Stadtwald wurde am Mittwoch offiziell zum "Waldgebiet des Jahres 2024" gekürt. Auf dem Foto: (erste Reihe von links) Ulrich Dohle, Roland Barth, Eva Weber und Jürgen Kircher.
    Der Augsburger Stadtwald wurde am Mittwoch offiziell zum "Waldgebiet des Jahres 2024" gekürt. Auf dem Foto: (erste Reihe von links) Ulrich Dohle, Roland Barth, Eva Weber und Jürgen Kircher. Foto: Anna Kondratenko

    Zuletzt stand der Stadtwald aber aus anderen Gründen im Fokus. Wie beinahe alle deutschen Wälder, befindet sich auch der ehemalige Lechauwald in einer Abwärtsspirale. Klimawandel, Trockenheit und viele Hitzetage über mehrere Jahre hinweg machen dem Wald derzeit zu schaffen. Kircher erklärte am Montag im Finanzausschuss des Stadtrats, dass durch die Bank alle Bäume litten. "Die Bäume ohne Schadmerkmale werden immer weniger. Nur noch jeder zehnte Baum in Bayern ist gesund", so Kircher. 

    Kritik an der Auszeichnung kommt von der Augsburger Baumallianz

    Im Stadtwald kämpfen die Fichten mit dem Borkenkäfer, etliche Eschen sind vom Weißen Stängelbecherchen befallen. Die Pilzart ist für das Eschentriebsterben verantwortlich. Besondere Sorge bereiten den Forstleuten seit dem schweren Hagelunwetter im Spätsommer 2023 jedoch die Kiefern. Der Hagelschlag führte im Revier Haunstetten, in dem die Kiefer einen Anteil von 45 Prozent ausmacht, zu erheblichen Nadel- und Triebverlusten sowie Rindenverletzungen. So hätten die Diplodia-Pilze als Parasiten in die offenen Wunden eindringen können, erklärte Kircher. "Bei sehr starkem Befall können die Bäume schnell absterben. Und selbst wenn sie überlebt, ist die Kiefer anfällig für weitere Schädlinge." Ob die Kiefernbestände im Stadtwald, zu denen auch die seltenen Schneeheide-Kiefern zählen, überleben werden, werde sich beim Austrieb Anfang Mai zeigen, so Kircher.

    Die Forstverwaltung steuert entgegen, indem sie neben der Verjüngung und Diversifizierung des Waldes stark befallene Bäume fällt. Das ruft Kritik hervor. Die Baumallianz beklagte jüngst, dass "im Naturschutzgebiet seit Jahren Flächen weit über die erlaubten 0,3 Hektar hinaus verjüngt und stark gelichtet werden". "Ferner wurde in den letzten Jahren auch damit begonnen, entlang der zahlreichen Wege im Siebentischwald die am Rand stehenden Bäume zu fällen, auch wenn diese vollkommen gesund waren." Streifen bis zu vier Metern Breite würden entbuscht und die dahinter angrenzenden Bäume bis zu vier Metern Höhe entastet. Die Einschläge führten von Jahr zu Jahr von den Wegen immer tiefer in den Wald hinein. Die

    Von anderen Naturschützern kommen hingegen lobende Worte für Kircher und sein Team. Naturforscher Eberhard Pfeuffer sagte bei der Preisverleihung im Goldenen Saal, dass er der Forstverwaltung sehr dankbar sei, dass sie den einzigartigen Wert des Lechauwalds erkannt habe und dementsprechend handle. Auch die Augsburger Ableger der Umweltschutzorganisationen Greenpeace und BUND betonen die "vorbildliche Multifunktionalität und Ökosystemleistungen" des Stadtwalds. Die Auszeichnung als "Waldgebiet des Jahres" dürfe aber nicht vergessen lassen, dass die Wälder in Deutschland meist mit drängenden Problemen zu kämpfen haben, so die Umweltschützer.

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