Die Maximilianstraße ist in der Regel gut frequentiert, in diesen Tagen sogar noch mehr. Auffallend viele Männer in Trainingsanzügen mischen sich unter Augsburger und Touristen. Es sind Mitglieder des Teams der serbischen Fußball-Nationalmannschaft. Für die kommenden Wochen haben sie das Hotel Maximilian's bezogen: 80 Personen zählt die serbische Delegation. Vier EM-Teilnehmer hatten sich das Hotel und die Stadt im Vorfeld des Turniers angesehen - die Serben waren die Ersten, die sich für Augsburg als Bleibe entschieden. Seit Dienstag sind sie in der Stadt - und haben auch schon Bekanntschaft mit der Augsburger Verkehrsüberwachung gemacht.
Hotelchef Theodor Gandenheimer trägt wie alle Mitglieder der serbischen Delegation und alle 150 Hotelmitarbeiter ein rechteckiges Dokument samt Foto, das in einer Klarsichthülle steckt, um den Hals. Für die Akkreditierung waren Mitarbeiter des Bayerischen Landeskriminalamtes vor Ort. Sicherheit wird großgeschrieben bei der EM. Das lässt sich auch unschwer an der Anzahl des Sicherheitspersonals erkennen, das vor dem Hotel, in der Hotellobby oder auf dem Parkplatz postiert ist. "Das Hotel ist momentan der sicherste Ort in Augsburg", sagt Theodor Gandenheimer. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
Vier EM-Teilnehmer hatten sich Stadt, Hotel und Stadion angesehen
Bereits 2017 hatte sich das Hotel darum beworben, eine Nationalmannschaft zu beherbergen. "Wir haben schon viel Erfahrung mit Fußballmannschaften. Bei uns sind immer wieder Bundesligamannschaften zu Gast. 2016 hat die deutsche Fußballnationalmannschaft bei uns gewohnt. Damals hatten sie das gesamte Haus gebucht", erinnert sich der Hoteldirektor.
Das Hotel Maximilian's schaffte es schließlich in Kooperation mit dem Rosenaustadion, als sogenanntes "Team Base Camp" in den Katalog der möglichen Standorte für die Euro 2024 aufgenommen zu werden. "Darin sind nur 30 Hotels, aus denen die teilnehmenden Länder auswählen konnten. Manche Hotels gingen auch leer aus, weil sich einige Länder ihre Unterkünfte auch selber suchen", berichtet Theodor Gandenheimer.
Augsburg war für mehrere Länder eine Option: Vertreter aus Belgien, Schottland, Niederlande und Serbien waren vor Ort und sahen sich Hotel, Stadt und Stadion an. "Am 4. Dezember 2023 waren die Serben hier. In der Nacht haben wir über ihre Facebook-Seite erfahren, dass sie sich für uns entschieden haben", berichtet Marketing-Manager Thomas Richter. Der serbischen Delegation habe die Stadt sehr gut gefallen, sie hätten sich bewusst für die Lage mitten im Zentrum entschieden.
Zwei Stockwerke wurden umgehend geblockt, daneben die Teehalle, in der beispielsweise die Pressekonferenzen stattfinden, und zwölf Konferenzräume. Dort sind unter anderem die Verpflegungsräume der Spieler und sonstiger Mitglieder des Trosses. Es gibt Aufenthaltsräume mit Spielekonsolen und Trainingsräume. Welche Speisen es zu welcher Uhrzeit gibt, wurde im Vorfeld genau festgelegt. Wenn die serbische Nationalelf nach ihrem ersten Spiel am Sonntagabend (21 Uhr) in Gelsenkirchen am Montag in den frühen Morgenstunden zurückkehrt, wartet beispielsweise auch ein Essen auf sie. Ein Duty-Manager des Hotels wurde allein für die serbische Delegation abgestellt. "Er kümmert sich um all ihre Wünsche und wohnt zu der Zeit im Hotel, damit er rund um die Uhr erreichbar ist."
Wunsch nach extra großen Handtüchern und mehr Eiswürfeln
Und Wünsche gab es schon ein paar: Ein Spieler mochte das Porträtbild einer Patrizierin nicht, das in seinem Zimmer hing. Es wurde abgehängt. Es gab auch den Wunsch nach extra großen Handtüchern oder Eis für die Eistonne. Aber auch die Leistungen, die im Vorfeld besprochen wurden, fordern die Mitarbeiter des Hotels. "Wir waschen die Wäsche der serbischen Delegation im Haus. Die Trikots werden etwa auch gebügelt. Da kommt mehr zusammen, als wir dachten", sagt Gandenheimer. Aber alle würden mit großer Motivation ans Werk gehen. "Wir sind schon sehr stolz, dass die Serben bei uns übernachten", sagt der Hoteldirektor. Er hofft, dass sie so lange wie es geht im Turnier und somit auch im Hotel bleiben. "Wenn sie früher abreisen, ist das natürlich unser eigenes Risiko", sagt er.
Im Eingangsbereich, in der Bar und im Restaurant mischen sie sich ganz entspannt unter die Hotelgäste und Besucher der beiden Restaurants. Das serbische Fernsehen dreht einen Beitrag, Spieler gehen in kurzen Hosen und Badeschlappen durch die Lobby und es sind aller Orten Gespräche in serbischer Sprache zu hören. Die Delegation fühle sich wohl in Augsburg, so Gandenheimer. Wenngleich sie binnen kürzester Zeit auch schon Kontakt zu der Augsburger Verkehrsüberwachung hatten, die einem gekennzeichneten Kleinbus der EM-Teilnehmer direkt vor dem Hotel ein Knöllchen verpassten. "Wir haben uns beschwert und hoffen, dass das nicht mehr vorkommt", sagt der Hoteldirektor.