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Augsburg: Vor 50 Jahren: Wie das ausgebrannte Kurhaus gerettet wurde

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Vor 50 Jahren: Wie das ausgebrannte Kurhaus gerettet wurde

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1972 brannte das Kurhaus in Göggingen fast völlig aus. Doch der Brand erwies sich als Segen für das Theater.
    1972 brannte das Kurhaus in Göggingen fast völlig aus. Doch der Brand erwies sich als Segen für das Theater. Foto: Kurhaus Zweckverband

    Es ging Schlag auf Schlag: Der Abbruchantrag für das „alte Gerümpel“ war gestellt, und zudem ging der arg ramponierte Bau - verursacht durch unbekannte Zündler – im Herbst 1972 in Flammen auf. Ein Augsburger Bauunternehmer wollte nach dem schon terminierten Abriss eine „schicke“ Wohnanlage errichten - dies wohl unter der Offerte „Am Kurhauspark“. Große Widerstände gab es im Ort nicht. Bürgermeister Karl Mögele und der Stadtrat des damals noch selbstständigen Göggingen waren gegen einen Erwerb. Die schlappe Gemeindekasse mache nicht mit – hieß es. Die Zukunft des Kurhauses hing damit am berühmten seidenen Faden, dessen Bruch eigentlich schon vorbestimmt war. 

    Das Kurhaus ist heute ein Kulturdenkmal
    Das Kurhaus ist heute ein Kulturdenkmal Foto: Susanen Klöpfer

    Doch der verheerende Brand hatte eine gute Seite: Die ursprüngliche Innenarchitektur wurde gleichsam zum Nulltarif freigelegt und die wohl ansonsten nirgends mehr so vorhandene Glas-Eisen-Konstruktion des ausgehenden 19. Jahrhunderts kam unverhofft zum Vorschein. Die einmalige Bedeutung des Bauwerkes war plötzlich wieder zu erkennen. Längst Vergessenes kam zum Vorschein. Und die Fachwelt reagierte prompt: Das Kurhaus – obwohl nur mehr traurige Ruine – wurde schnellstens seitens des Deutschen Nationalkomitees des internationalen Rates für Denkmäler zu einem Bauwerk europäischen Ranges befördert. Schließlich gibt sich auch die Stadt Augsburg – seit Mitte 1972 durch die Eingemeindung Nachfolgerin der untergegangenen Stadt Göggingen – einen Ruck. 

    Im Sinne des Hofrats Hessing: Ein „Vergnügungsetablissement“ entsteht

    Unter dem Druck der Fachleute und auch der Medien erwirbt sie sie 1974 – vor jetzt 50 Jahren - das gesamte Areal. Lange dümpelte das ehrwürdigen Gemäuer dann zwar vor sich hin, ehe 1980 mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalspflege eine schützende „Verpackung“ erfolgte, die 1988 – als endlich mit der finanziell schwer zu stemmenden Sanierung begonnen werden konnte – wieder abgenommen wurde. Endlich ist es dann im Sommer 1996 soweit: Die endgültige Herstellung des im neuen Glanze erstrahlenden Kurhaus kann gefeiert werden. Der Wiederaufbau und auch die schwierige Nutzungsproblematik waren nur in einem Gemeinschaftswerk zu bewältigen. Deshalb holte die Stadt Augsburg 1988 den Bezirk Schwaben mit ins Boot. 

    Ein Sanierungszweckverband wurde gegründet. Und auch ein dritter Aufbauhelfer war da: Der Freistaat machte aus Denkmalschutzmitteln viel Geld locker. Nach langem Hin und Her einigte man sich auf ein bewegliches Nutzungskonzept mit einer Präferenz für Theateraufführungen. Andere Überlegungen – im Gespräch waren eine Spielbank, ein Luxusbad, ein europäisches Kindertheater oder eine universitäre Verwendung – kamen nicht zum Tragen. Sie hätten auch nicht der Hessing´schen Intention entsprochen: Der Herr Hofrat – der in ganz Europa einen guten Namen habende Gründer der orthopädischen Heilanstalten in Göggingen und Initiator des 1886 eröffneten Kurhauses - war ja immer für ein offenes „Vergnügungsetablissement“, das für alle da sein muss. 

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