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Augsburg: Viele Beschwerden: Funktioniert Augsburgs Vorgehen gegen Tauben?

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Viele Beschwerden: Funktioniert Augsburgs Vorgehen gegen Tauben?

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    Der betreute Taubenturm beim Schwabencenter sorgt aktuell für große Diskussionen.
    Der betreute Taubenturm beim Schwabencenter sorgt aktuell für große Diskussionen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Stadttauben machen Schmutz und vermehren sich rasant. Das wird zum großen Ärgernis für Anwohner, wenn man nichts dagegen unternimmt. Augsburg setzt seit über 20 Jahren auf eine Lösung mit betreuten Taubenschlägen und Geburtenkontrolle für die Vögel. Trotzdem gibt es massive Klagen von Bürgern über Probleme. Damit stellt sich die Frage: Was taugt das Augsburger Stadttauben-Modell? Ist es gescheitert?

    Ordnungsreferent Dirk Wurm sagt, es gebe es so viele Beschwerden über Verunreinigungen und Belästigungen durch Tauben, dass die Stadt aus personellen Gründen gar nicht mehr alle beantworten könne. Auch Stadträte sind wegen der Klagen von Bürgern aus vielen Stadtteilen alarmiert. Aktueller Aufreger ist das Taubenproblem im Herrenbach. Dort wurde im vergangenen Jahr ein betreuter Taubenturm gegenüber dem Schwabencenter aufgestellt. Trotzdem klagen viele Anwohner, Schmutz und Belästigungen durch die Vögel hätten nicht abgenommen.

    Was zwölf betreute Taubenschläge in der Stadt bringen

    Taubenprobleme gibt es in vielen Städten auf der Welt. Augsburg gilt als erste Stadt in Deutschland, die konsequent auf betreute Taubenschläge setzte. Seit 1997 wurden zwölf Standorte eingerichtet. In jedem finden zwischen 50 und 200 Vögel Unterschlupf. Sie werden kontrolliert gefüttert, damit sie die meiste Zeit im Schlag bleiben. Wenn sie brüten, werden ihre Eier gegen Attrappen aus Gips oder Plastik ausgetauscht, damit sie sich nicht vermehren. Zuständig für die Betreuung ist der Tierschutzverein Augsburg, der einen Zuschuss aus dem städtischen Haushalt bekommt. Geschäftsführerin Sabina Gaßner gab im Allgemeinen Ausschuss des Stadtrates eine Einschätzung der aktuellen Lage ab. Sie sieht nicht nur Erfolge, sondern auch Probleme.

    Gaßner sagt, das Augsburger Stadttauben-Modell funktioniere an den allermeisten Standorten weitgehend reibungslos und ohne Beschwerden von Nachbarn. Jährlich werden aus den betreuten Schlägen rund 7500 Eier entnommen. „Das sind jedes Jahr 7500 Tauben, die nicht geboren werden.“ Nach Problemen am Roten Tor sei ein ehrenamtlicher Mitarbeiter ausgetauscht worden, dort gebe es einen Neubeginn. Der massive Ärger mit dem Taubenturm beim Schwabencenter ist aus ihrer Sicht ein Spezialfall. Dort habe man auf einen Standort ausweichen müssen, der für die Tauben nicht optimal sei. Es gebe viele Störungen an der Straße. In der nahen Grünanlage werden die Vögel offenbar auch wild gefüttert. Die Folge sei, dass sich die Tauben langsamer als an den anderen Standorten an den betreuten Schlag gewöhnen. Gaßner rechnet damit, dass es mehr als zwei Jahre dauern wird.

    Nach Angaben des Tierschutzvereins leben in Augsburg geschätzt 2000 Stadttauben. Mit dem Augsburger Modell habe man erreicht, dass die Population seit Jahren stabil bleibt, obwohl die Vögel bis zu sieben mal jährlich brüten. Aus anderen Städten gebe es viel Lob für den Augsburger Weg. Andere Methoden der mit Abwehrnetzen oder Falken seien nicht langfristig wirkungsvoll. Sie würden die Taubenprobleme nur an andere Stellen in der Stadt verlagern.

    Auch selbsternannte Tierfreunde machen Probleme

    Gaßner sagt aber auch: „Die Stadt kann nicht flächendeckend betreute Taubenschläge in Augsburg aufstellen.“ Das wäre zu teuer. Sie sieht Hausverwaltungen, Firmen und Privatleute in der Pflicht, die Initiative zu ergreifen und weitere betreute Schläge aufzustellen. Dies sei für einige Tausend Euro möglich. Ein Beispiel: Bei einen neuen Projekt zusammen mit dem Papierhersteller UPM gebe es gute Erfolge.

    Dass viele Bürger Ärger mit Tauben haben, liegt wohl auch an einem anderen Phänomen: Selbst ernannte Tierfreunde füttern übermäßig in öffentlichen Grünanlagen und ziehen die Vögel damit regelrecht an. Stadträte nannten Beispiele: Danach streut eine ältere Frau an der Jakobermauer täglich kiloweise Reis aus. Sie halte das Füttern von Vögeln für ihre Lebensaufgabe und lasse sich nicht davon abbringen. In Oberhausen streuen offenbar Bewohner von WBG-Wohnungen regelmäßig Futter für Vögel aus. Auch dort werde der Ärger mit Tauben immer größer. Dazu kommt, dass viele Bürger inzwischen das ganze Jahr über Wildvögel füttern. Meisenknödel werden aber auch von Tauben gerne gefressen.

    Augsburgs Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) hält das Geld für betreute Taubenschläge in Augsburg für gut angelegt. Wegen der vielen Beschwerden kündigte er weitere Schritte an, um Probleme besser in den Griff zu bekommen: „Die Bürger sollen nicht das Gefühl haben, dass es uns egal ist.“ Die Stadt habe ihren Zuschuss für das Stadttauben-Modell bereits aufgestockt, in diesem Jahr auf 65.000 Euro. Wurm sprach sich dafür aus, im städtischen Haushalt fürs kommende Jahr die Mittel für das Programm auf 85.000 Euro weiter zu erhöhen. Damit könne die Beratung von Bürgern weiter verbessert werden. Der Tierschutzverein hat dazu bereits ein neues Info-Blatt mit vielen Tipps erstellt.

    Ordnungsreferent kündigt weitere Schritte an

    Aus Sicht von Wurm stößt die Stadt an ihre Grenzen, wenn die Grünanlagen vom Ordnungsdienst kontrolliert werden sollen, um eine wilde Fütterung zu verhindern. Das Ordnungsreferat sei jedoch über Hinweise dankbar, wenn Einzelpersonen größere Mengen Futter ausstreuen. Dies könne in Grünanlagen als Ordnungswidrigkeit verfolgt und geahndet werden. Wurm will nun auch zusammen mit den Stadträten bis zur Sommerpause alle Problemzonen mit Tauben in der Stadt systematisch auflisten.

    Dann soll geprüft werden, ob dort weitere betreute Taubenschläge eingerichtet werden können. Eine Möglichkeit sieht er auf dem Dachboden des Standesamtes in der Maximilianstraße. Denn offenbar nimmt auch in Augsburgs Prachtstraße der Ärger mit Tauben zu. Stadtrat Leo Dietz (CSU) sagte, auch Gastronomen seien davon betroffen. Er stellte im Ausschuss eine finanzielle Beteiligung von Gastwirten in Aussicht, falls ein neuer Taubenschlag im Standesamt kommt.

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