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Augsburg: Viele Augsburger müssen sich auf steigende Nebenkosten gefasst machen

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Viele Augsburger müssen sich auf steigende Nebenkosten gefasst machen

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    Banger Blick auf den Stromzähler: Die explodierenden Einkaufspreise für Strom und Gas dürften irgendwann auch bei Endkunden durchschlagen.
    Banger Blick auf den Stromzähler: Die explodierenden Einkaufspreise für Strom und Gas dürften irgendwann auch bei Endkunden durchschlagen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die explodierenden Energiepreise treffen nun nach und nach die ersten Bestandskunden und -kundinnen bei den Versorgern. Wer bisher einen Vertrag mit Preisbindung hatte, die jetzt abläuft, zahlt künftig in der Regel deutlich mehr. Beispiel Stadtwerke: Kunden und Kundinnen, die vor drei Jahren einen Gas-Vertrag mit Preisbindung abschlossen, zahlten 5,8 Cent pro Kilowattstunde - künftig werden es 14,2 Cent sein. Das ist etwas günstiger als der Preis für Neukunden, entspricht aber immer noch mehr als einer Verdoppelung des alten Preises. Auch bei anderen Versorgern schlagen die höheren Beschaffungspreise beim Endpreis durch. Die Sozialfraktion im Stadtrat wollte - wie es in München zuletzt geschah - angesichts der steigenden Preise einen städtischen Zuschuss für Bedürftige durchsetzen. Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU) sieht nach einer inzwischen erfolgten Prüfung aber keine Möglichkeiten.

    Die steigenden Einkaufspreise für Energie hatten um den Jahreswechsel zur Folge, dass mehrere private Discount-Versorger ihre Kunden nicht mehr belieferten. In Augsburg handelt es sich um mehr als 5000 Personen, die von den Stadtwerken übernommen werden mussten und - wie bei anderen Stadtwerken auch - in einem sehr teuren Grundversorgungstarif landeten. Inzwischen haben die Stadtwerke eine deutliche Senkung der Preise für diese Zwangs-Neukunden angekündigt. Die Verbraucher und Verbraucherinnen werden aber dennoch mehr bezahlen müssen als früher. Und vermutlich wird es auch nicht auf die überschaubare Zahl der 5000 Zwangs-Wechsler beschränkt bleiben - dauerhaft höhere Preise im Einkauf werden irgendwann bei allen Endverbrauchern und -verbraucherinnen durchschlagen, und zwar unabhängig vom Anbieter.

    Stadtwerke Augsburg schließen Kosten-Erhöhung nicht aus

    Denn wenn der Energiebedarf der Wirtschaft nach einer irgendwann ausgestandenen Corona-Pandemie steigt oder der Winter wie im vergangenen Jahr lange kalt bleibt, würde das die Nachfrage nach Gas und Strom erhöhen. Die Stadtwerke betonen aber, dass dies keine ausgemachte Sache sei. "Die Marktpreise hängen von vielen Faktoren ab", so Sprecher Jürgen Fergg. Denkbar seien auch preisdämpfende Faktoren. Niedrigere Einkaufspreise würde man an die Kundschaft weitergeben. Ausschließen will er eine Erhöhung aber nicht. "Bleiben die Gaspreise dauerhaft auf hohem Niveau, wird auch das Auswirkungen auf die Verbraucherpreise insgesamt haben", so Fergg. Dann sei der Gesetzgeber gefragt, die Energiepreise von Steuern und Abgaben zu entlasten.

    Besonders heftig treffen Preissteigerungen Haushalte mit wenig Geld. Deutschlandweit ist Strom zwischen Januar und September um 18,4 Prozent teurer geworden. Das sind bei einem größeren Haushalt mehrere Hundert Euro, beim Gas kann es noch teurer werden. Die Beratungsstelle der Diakonie sieht Arbeit auf sich zukommen, zunächst aus der Welle der 5000 zwangsumgestellten Energiekunden. "Schließlich hatten viele unserer Klienten, die Arbeitslosengeld beziehen, Grundsicherung oder nur eine kleine Rente erhalten, solch einen günstigen Anbieter", heißt es aus der Beratungsstelle. Während die Heizkosten bei Empfängerhaushalten von Sozialleistungen in tatsächlicher Höhe übernommen werden, sind die Stromkosten gedeckelt.

    Bei einem alleinstehenden Hartz-IV-Empfänger dürfte Strom nur 36,44 Euro pro Monat kosten

    36,44 Euro sind bei einem alleinstehenden Hartz-IV-Empfänger vorgesehen. "Angesichts der stark erhöhten Strompreise beim Abschluss neuer Verträge kann das dazu führen, dass die tatsächlichen Kosten höher liegen als der Betrag, der aktuell im Regelsatz enthalten ist", sagt Sozialreferent Martin Schenkelberg. Eine Unterstützung durch die Kommune sei nicht möglich. Wenn, dann müsse der Bund die Regelsätze erhöhen. Andernfalls könnte es passieren, dass ein Zuschuss der Stadt auf die staatliche Leistung angerechnet wird.

    Die steigenden Preise treffen aber auch Menschen mit geringem Gehalt, die kein Geld vom Staat bekommen. Ein Teil von ihnen wird vom kürzlich beschlossenen Heizkostenzuschuss des Bundes profitieren, beim Strom wird es aber keine Lösung geben. Schenkelberg verweist auf den Bund, der über die Steuern und Abgaben eine Steuerungsmöglichkeit habe. "Eine Lösung des Problems der gestiegenen Strompreise wird es auf kommunaler Ebene nicht geben können."

    Stromsperren sind in Augsburg eine Seltenheit

    Bei der Stadt und dem Jobcenter rechnet man damit, dass höhere Energiepreise erst nach und nach ein Thema werden, wenn Preiserhöhungen nach Vertragsende ins Haus stehen. Noch gebe es keine erhöhte Nachfrage. Zum Extremfall, dass der Strom aufgrund von Zahlungsrückständen abgestellt werde, komme es in der Regel nicht, so Schenkelberg. Auch die Stadtwerke weisen darauf hin, mit Sozialbehörden und -verbänden seit Jahren eng zusammenzuarbeiten. "Wichtig ist, rechtzeitig mit uns Kontakt aufzunehmen, wenn eine Rechnung nicht bezahlt werden kann", so Fergg.

    Bei der städtischen Wohnbaugruppe - mit ihren mehr als 10.000 Wohnungen der größte Vermieter in Augsburg - geht man davon aus, dass die Nebenkosten deutlich steigen könnten, wenn die Preissteigerung bei der Energie so weitergeht. Auch wenn man auf die Energiepreise keinen Einfluss habe, wisse man, dass eine Preissteigerung Haushalte mit kleinem Geldbeutel hart treffen werde. "Daher setzen wir seit bald drei Jahrzehnten auf energetische Sanierungen und eine klimaschonende Bauweise bei den laufenden Neubauprojekten", so WBG-Chef Mark Dominik Hoppe. Das sorge für geringere Energiekosten für die Mieter und Mieterinnen. Mit den Stadtwerken, die bekanntermaßen nicht der allergünstigste Anbieter sind, arbeite man als Schwesterunternehmen seit Jahrzehnten gut zusammen, so die WBG. Über eine vertragliche Bindung gebe es für die Mieter und Mieterinnen einen besseren Preis für Heizenergie als bei Individualverträgen.

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