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Augsburg: Verschärfen Airbnb & Co. die Lage auf dem Augsburger Wohnungsmarkt?

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Verschärfen Airbnb & Co. die Lage auf dem Augsburger Wohnungsmarkt?

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    Im Internet – etwa bei Airbnb – gibt es zahlreiche Anzeigen für Ferienwohnungen in Augsburg.
    Im Internet – etwa bei Airbnb – gibt es zahlreiche Anzeigen für Ferienwohnungen in Augsburg. Foto: Peter Fastl

    60 Quadratmeter, vier Meter hohe Wände, Altbau, Dielenboden – die Wohnung in der Altstadt wäre wohl der Traum vieler Augsburger. Und sie ist auch noch zu haben. Allerdings nur auf Zeit. Seit knapp zehn Jahren bietet der Eigentümer sie auf verschiedenen Plattformen wie Airbnb als Ferienwohnung an. Nachdem er selbst aufs Land gezogen ist, wollte er sie nicht aufgeben, aber auch nicht langfristig vermieten, damit er sie zwischendrin weiter selbst nutzen kann. "Es läuft ganz gut, ich mache da jetzt nicht das Riesengeschäft, aber ich bekomme viel positives Feedback", sagt der gebürtige Augsburger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

    Als er mit der Vermietung begann, beantragte er bei der Stadt Augsburg eine Nutzungsänderung für die Wohnung. Das, sagt er, sei damals noch relativ problemlos möglich gewesen. "Da war der Markt mit Ferienwohnungen noch nicht so überschwemmt." Aktuell gebe es aber immer mehr große Anbieter, die mehrere Wohnungen im Portfolio haben und das Angebot auf dem freien Mietmarkt damit verringern. Und so ist der Mann zwischenzeitlich in der Frage, ob die Stadt diesen Bereich stärker regulieren sollte, zwiegespalten. "Die Großen übertreiben es mittlerweile schon ein bisschen", findet er. Auf der anderen Seite sei die Vermietung von Ferienwohnungen für den Tourismusstandort

    Mieterverein: Situation in Augsburg mit München vergleichbar

    Für Thomas Weiand vom Mieterverein ist eine sogenannte Zweckentfremdungssatzung durchaus ein Mosaikstein im Kampf gegen die Wohnungsknappheit. "Wenn ich so einen Druck auf dem Markt habe, dann gehört es auch zur Sozialverantwortung eines Stadtrates, alle Instrumente auszuschöpfen und da gegenzusteuern.“ Deshalb habe man eine derartige Satzung schon lange angemahnt und sei froh gewesen, dass sie im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Grünen in Augsburg aufgenommen wurde. Nur leider habe sich noch nichts getan. Dabei verstärkt sich die Wohnungsknappheit in Augsburg aus Sicht des Mietervereins immer weiter. "Das Mietniveau geht sehr stark nach oben." Wer eine günstige Wohnung suche, stehe oft mit Dutzenden anderen in einer langen Schlange im Treppenhaus. "Da haben wir schon ähnliche Verhältnisse wie in München." 

    Gabriele Seidenspinner vom Eigentümerverein Haus und Grund in Augsburg sieht die Sache anders. Sie sagt, man müsse den Wohnungsmarkt differenziert betrachten. Unbestritten sei, dass es Menschen mit niedrigen Einkommen in Augsburg schwer hätten, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Auf der anderen Seite, sagt Seidenspinner, erlebe man auch, dass Wohnungen, die im Mietspiegel liegen, aber keinen Balkon oder keinen Stellplatz haben, oft nur schwer vermittelbar sind. "Da ist das Anspruchsdenken relativ hoch. Das sind schöne Wohnungen, die man anbieten muss wie sauer Bier." Dass durch die Nutzung als Ferienwohnung oder Büro die Lage am Augsburger

    Eine Zweckentfremdungssatzung zu erlassen, hält Gabriele Seidenspinner deshalb nicht für nötig. Sie glaubt, dass das Geld, das hier für die nötigen Gutachten ausgegeben werden müsste, sinnvoller an anderer Stelle investiert wäre. Etwa in den Ausbau von Netzwerken, die im sozialen Wohnungsbau für Fortschritte sorgen. Auch übermäßige Leerstände kann Seidenspinner in Augsburg nicht erkennen. Das liege vor allem daran, dass hier, im Gegensatz zu anderen Städten, die Wohnungen hauptsächlich in der Hand von Privatvermietern seien und weniger Investoren aktiv sind.

    Ferienwohnungen konzentrieren sich verstärkt auf die Innenstadt

    Die Stadt selbst schätzt die Situation ähnlich ein. Eine Häufung bewusst leer stehen gelassener Wohnungen gebe es in Augsburg nicht, heißt es aus dem Sozialreferat. Seit 2019 können Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leerstände melden. Die Zahl der Meldungen schwankt stark und bewegt sich zwischen 30 und 50 Hinweisen jährlich. Handelt es sich nach ersten Erhebungen tatsächlich um einen Leerstand, dann kontaktiert die Stadt die Eigentümer. Die Gründe, die diese dann für den Leerstand angeben, reichten von Streitigkeiten in Erbengemeinschaften über schlechte Erfahrungen mit Vermietungen bis hin zu hohen Sanierungskosten, um die Wohnung überhaupt neu vermieten zu können.

    Die Zahl der ausschließlich als Ferienwohnung zur Verfügung stehenden Wohnungen hat nach Angaben der Stadt nach einer vorübergehenden Delle während der Pandemie wieder das alte Niveau erreicht. Aktuell seien es allein bei Airbnb 70 Wohnungen, die dauerhaft über das Portal vermietet werden. Das Angebot konzentrierte sich stark auf den Innenstadtbereich. Da es noch keine Zweckentfremdungssatzung gibt, könne die Stadt aktuell nichts gegen eine Umwandlung in Ferienwohnungen unternehmen, außer den Eigentümern ins Gewissen zu reden. Weil eine solche Satzung nach einem Gerichtsurteil mittlerweile juristisch ausführlich begründet und auch der Wohnungsmarkt im Umland berücksichtigt werden muss, konnte der ursprüngliche Zeitplan nicht gehalten werden. "Die notwendigen Daten liegen der Stadt Augsburg noch nicht vor", heißt es aus dem Sozialreferat. Geplant sei, den Satzungsentwurf Anfang 2024 in die Gremien zu bringen.

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