Dort, wo das Megaprojekt einmal anlaufen soll, ist heute noch viel Nichts. Seit Ende Juli steht fest, dass der Neubau der Uniklinik im Westen des Bestandsbaus entstehen soll – also auf einer weitläufigen Fläche, die derzeit vor allem durch Äcker definiert wird. Der genaue Standort im „Städtedreieck“ zwischen Augsburg, Neusäß und Stadtbergen steht noch nicht fest, doch es braucht nicht viel Fantasie, um zur Erkenntnis zu gelangen: Da rollt etwas aufs Umfeld zu.
Als Nutzfläche für den Neubau sind rund 140.000 Quadratmeter vorgesehen, das entspricht knapp 20 Fußballfeldern. Der Neubau soll an den Anbau-West des Bestandskomplexes anschließen und sich von dort Richtung Siedlungsrand von Westheim erstrecken – alles auf Augsburger Grund. Inwieweit dabei auch der bestehende Klinik-Park Richtung Steppach überbaut werden müsste, ist noch unklar. Der anvisierte „Medizinpark“, der Forschung, Lehre und klinische Versorgung verbinden soll, dürfte auch deshalb mehr Fläche erfordern, weil kein zentraler Hochbau wie das aktuelle UKA-Gebäude entstehen soll. Die Module und Plattformen sollen niedriger gebaut werden.
Neubau der Uniklinik entsteht auf Fläche von knapp 20 Fußballfeldern
Konflikte um den Baugrund selbst dürften ausbleiben. Wie UKA-Sprecher Richard Goerlich auf Anfrage bestätigt, gehören die Flächen, darunter die landwirtschaftlich genutzten und bislang verpachteten, dem Freistaat Bayern, also dem Träger der Uniklinik. So oder so wird der neue Komplex aber näher an besiedeltes Gebiet heranrücken – und damit das Umfeld spätestens mit Baubeginn beschäftigen. Die Uniklinik betont, man wolle betroffene Anwohner und Gebietskörperschaften bestmöglich einbinden, eine proaktive und transparente Kommunikation vor und während der Bauzeit sei ein „großes Anliegen“. Sorgen bleiben dennoch.
Ein Augsburger Senior, der am Kobelweg lebt – ein zentraler Zufahrtsweg zum UKA – und anonym bleiben möchte, sagt, er rechne mit „massivem Baustellenlärm und -verkehr“. Er und Nachbarn stellten sich darauf ein, „dass das ungemütliche Jahre bis 2038 werden“. Dann soll der Bau, Stand jetzt, abgeschlossen sein. Er halte das Projekt insgesamt für sinnvoll, sagt der Augsburger. „Aber wir haben Sorgen, dass das zu unseren Lasten geht. Schon jetzt ist die Verkehrsbelastung im Kobelweg zu groß.“ Dazu passt, was aus Neusäß zu hören ist. Zuletzt sagte Bürgermeister Richard Greiner gegenüber unserer Redaktion, nach seiner Einschätzung seien Kobelweg und der Kreisverkehr an dessen Ende bereits an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. „Das wird allerdings in Augsburg nicht unbedingt so gesehen“, sagte er. Die Zufahrtsstraßen würden im Staatlichen Bauamt, das als Vorhabenträger maßgeblich mit der Planung befasst ist, als weiterhin ausreichend betrachtet. Es gehe dabei aber noch von einer älteren Studie aus, so Greiner.
Milliardenprojekt wirkt sich auch auf Neusäß und Stadtbergen aus
Auch in Neusäß rechnet man „insbesondere während der Errichtung des Uniklinikums mit Lärm- und Schmutzbeeinträchtigungen in der direkten Nachbarschaft“, wie die Stadt mitteilt. Man gehe davon aus, dass die Baustellenabwicklung und der künftige Klinik-Betrieb über die „gut ausgebaute Bestandserschließung aus südlicher und östlicher Richtung“ erfolge – also etwa über Ulmer, Neusäßer, Kriegshaber- oder Bürgermeister-Ackermann-Straße, respektive B300. Auch Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz sieht dabei Herausforderungen. „Wenn die Ackermann-Straße voll ist, dann kann man nur nach rechts oder links ausweichen – also entweder durchs Stadtberger Virchow-Viertel oder die Bismarckstraße“, sagte er zuletzt.
Die Parkplatzsituation an der neuen Uniklinik könne nach Einschätzung von Metz ebenfalls Thema werden – umso mehr, wenn das Bestandsgebäude anderweitig genützt würde und so möglicherweise noch mehr Verkehr anziehe. Was bislang allerdings offen ist. Die Stadtwerke Augsburg (swa) teilen mit, sie seien bei der Erstellung eines Verkehrsgutachtens eingebunden, konkret mit Blick auf die Lage der Straßenbahn- und Bushaltestelle „Uniklinikum/BKH“. Es dürfte dabei auch um die geplante Linie 5 gehen, die einmal an der Uniklinik enden soll. In puncto Energie- und Wasserversorgung sei man in Gesprächen zu den Themen Wärmeversorgung, Gasleitung, Gasdruckregelmessstation und Wasserleitung. Die Planungen seien aber „in einem sehr frühen Stadium“.
Grobplanung zur Uniklinik Augsburg 2.0 soll bis Ende 2025 vorliegen
Der Neubau dürfte auch die Stadtentwicklung von Neusäß, Stadtbergen und Augsburg beeinflussen. In Neusäß rechnet man in Kombination mit der Ansiedlung der Medizinischen Fakultät mit einer Bevölkerungszunahme. „Dies bedingt weitere Anstrengungen im Wohnungsbau, wie auch in den Infrastruktureinrichtungen der Stadt – also etwa Schulen, Kindergärten, Straßen“, so die Stadt. Angesichts des angespannten Wohnungsmarkts sei dies eine Herausforderung, allerdings habe man der gestiegenen Nachfrage nach Wohnraum durch Ausweisung von Wohnbauflächen im Flächennutzungsplan bereits Rechnung getragen. Bestehende Immobilien dürften durch den Neubau „spürbar“ aufgewertet werden.
Und die Stadt Augsburg? Ist damit beschäftigt, die bauplanungsrechtlichen Grundlagen für den Neubau zu schaffen. „Als nächster Meilenstein der Planung ist vorgesehen, dem Stadtrat noch in diesem Jahr einen Grundsatzbeschluss vorzulegen“, teilt das Stadtplanungsamt mit. Anschließend soll Baurecht geschaffen werden. Stand jetzt soll eine Grob-Planung für das Bauvorhaben bis Ende 2025 vorliegen, dann auch inklusive Kostenschätzung. Es wird in die Milliarden gehen. Zur Frage, welche Folgen das Mega-Projekt für Augsburg stadtplanerisch hat und haben könnte, bleibt das Stadtplanungsamt eher vage. Es sei „für die gesamte Region von hoher Relevanz“, heißt es. Alle Planungsthemen würden im Rahmen des Bauleitplanverfahrens in Zusammenarbeit mit Freistaat und UKA erarbeitet.
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