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Vater, Vater, Mutter, Kind: Christkind Helene wächst mit drei Elternteilen auf
![Die kleine Helene wird an Heiligabend zwei Jahre alt. Sie wächst mit zwei Vätern und einer Mutter auf. Die kleine Helene wird an Heiligabend zwei Jahre alt. Sie wächst mit zwei Vätern und einer Mutter auf.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
An Heiligabend feiert Helene ihren zweiten Geburtstag. Sie wird in einer besonderen Familienkonstellation groß. Denn Helene hat zwei Papas und eine Mama.
![Vater, Vater, Mutter, Kind: Christkind Helene wächst mit drei Elternteilen auf](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/crop68095156/4673053346-cv1_1-w40-owebp/Indrich-Online?t=.jpg)
29 Stunden Wehen, dann war sie endlich da. Ausgerechnet an Heiligabend. Mit ihrer Geburt machte Helene am 24. Dezember vor zwei Jahren ihren Eltern das größte Weihnachtsgeschenk, das man sich denken kann. Aus drei Menschen und einem Baby wurde eine Familie. Denn Christkind Helene wächst in einer ganz besonderen Familienkonstellation auf: Sie hat nicht nur eine Mama, sondern auch zwei Papas. Wie dieses Coparenting-Modell funktioniert, davon haben uns ihre Eltern berichtet.
Vergnügt fährt die fast Zweijährige im Wohnzimmer ihrer beiden Väter mit dem Kinderwagen spazieren, schnappt sich dann ihre Buntstifte und macht sich ans Werk. Die künstlerische Ader, sie ist Helene in die Wiege gelegt. Schließlich sind sich Alixa und Papi Thomas vor zehn Jahren als Musicaldarsteller am Gärtnerplatz-Theater über den Weg gelaufen. Im gleichen Jahr, in dem Thomas auch seinen heutigen Mann Sven kennen und lieben lernte. Bald kam bei dem Paar der Wunsch nach einem Kind auf. Pflegekind, Adoption, Leihmutterschaft – über all diese Optionen hatten sie sich schon Gedanken gemacht. Und dabei für sich festgestellt: "Wir wollen eine aktive Mama." Auch Alixa hatte einen starken Kinderwunsch. Nur den richtigen Partner dazu hatte sie noch nicht gefunden. "Aber als Frau hat man eben auch eine tickende Uhr und ich wollte mich deswegen nicht in eine Zweckbeziehung begeben. Ich wusste aber auch: Ich will das nicht alleine machen." Denn wie schwer das sein kann, hatte sie in ihrem eigenen familiären Umfeld schon erlebt.
Eine Bekannte half dem Schicksal auf die Sprünge
Eine gemeinsame Bekannte war es, die in einem Eiscafé in Oberammergau dem Schicksal auf die Sprünge half. Sie hat gesagt: "Du und Sven, ihr wollt ein Kind, Alixa will ein Kind. Warum macht ihr das denn nicht zusammen?", erinnert sich Thomas. Eine Frage, die hängen blieb und ein Gedanke, der wuchs. Genauso wie die Frage: Warum eigentlich nicht? Es folgten viele Gespräche und Treffen. Alixa wohnte zu der Zeit noch in Berlin, Sven und Thomas in Augsburg. Mit einem dicken Stapel an Unterlagen machten sich die drei an die Familiengründung. "Wir haben da einen richtigen Katalog bearbeitet: Wie machen wir es mit dem Impfen, mit der Religion. Welche Werte sind uns wichtig, wie stellen wir uns den Familienalltag vor?" Dinge, die wohl die wenigsten Eltern vor einer Familiengründung so detailliert durchsprechen. Doch für eine Konstellation wie ihre gebe es eben kein Patentrezept, sagt Alixa. Es sei vielmehr ein Findungsprozess. "Das ist auf der einen Seite eine Riesenchance, auf der anderen Seite erfordert es aber viel Kommunikation." Schnell habe sich gezeigt, dass sie in vielen Punkten auf der gleichen Wellenlänge sind. "Wir haben gemerkt: Das fühlt sich gut an, das war nicht nur bauchgefühlsmäßig". Als dann auch noch die Wohnung gleich gegenüber von Sven und Thomas frei wurde, war das wie ein letztes Zeichen. Und der Entschluss stand fest: Wir wagen es.
![Die kleine Helene wächst in einer besonderen Familienkonstellation auf. Mama Alixa und die Väter Thomas (Mitte) und Sven (rechts) erziehen sie gemeinsam. Die kleine Helene wächst in einer besonderen Familienkonstellation auf. Mama Alixa und die Väter Thomas (Mitte) und Sven (rechts) erziehen sie gemeinsam.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Alixa zog nach Augsburg, fand hier Arbeit in der Medienbranche, das Trio groovte sich ein. "Und dann sind wir in die Produktion gegangen", erzählen sie lachend. Wie genau das funktioniert hat, das ist eine der häufigsten Fragen, die sie seit Helenes Geburt gehört haben. Und wenn man so will, dann könnte man auch bei Christkind Helene von einer unbefleckten Empfängnis sprechen. Um ihren Wunsch vom Kind Wirklichkeit werden zu lassen, wählten die Eltern die sogenannte Bechermethode. Eine stumpfe Einwegspritze, ein Becher, der in den entscheidenden Tagen abwechselnd von einem der Väter kam. Schon im zweiten Monat hatte es geklappt: Alixa war schwanger mit ihrem gemeinsamen Regenbogenkind.
Nur einer der Väter kann aktuell in der Geburtsurkunde stehen
Sven ist in der Geburtsurkunde als Helenes Vater, die auch den Familiennamen der Väter trägt, vermerkt. Noch ist das rechtlich nicht anders möglich. Die Mehrelternschaft ist zwar im Koalitionsvertrag enthalten, wurde aber noch nicht umgesetzt. "Aber wir hoffen darauf, dass das Recht bald unserer Lebensrealität entspricht." Denn Sven und sein Mann Thomas fühlen sich als völlig gleichwertig. Sven ist der Papa, Thomas der Papi. Und auch wenn die gesamte Konstellation ungewöhnlich ist, nehmen sich die drei nicht als besonders wahr: "Wir sind eigentlich eine ganz normale Familie. Wir sind die Eltern von Helene", sagt Papa Sven. "Wir haben getrennte Wohnungen, aber wir sind auch eine Familie und wir wollen das auch so leben", bekräftigt Alixa, die aktuell zehn Minuten von Sven und Thomas entfernt wohnt, weil sie wegen Eigenbedarfs umziehen mussten. Manchmal übernachtet sie einfach mit bei den Papas. Oder sie machen alle zusammen einen Ausflug. So wie in einer ganz normalen Familie auch.
Mit einem gemeinsamen Kalender managen die drei ihren Alltag mit Kind. Helene verbringt die Hälfte der Zeit bei ihrer Mutter, die andere Hälfte bei ihren Vätern. Winterschuhe kaufen, von der Kita abholen, zum Kinderarzt gehen – der sogenannte "Mental Load" verteilt sich hier auf drei Eltern. Das bringt für alle Beteiligten Freiräume, die sie sehr schätzen. Mal ins Kino oder zum Essen gehen, ein Wochenende mit Freunden wegfahren – das ist in dieser Familienkonstellation viel besser möglich. Weil die Erziehungsarbeit auf drei Eltern aufgeteilt ist, seien sie sehr viel ausgeglichener als die meisten anderen jungen Eltern, die sie kennen, findet die 35-jährige Mutter. Eine Entspanntheit, die sich auch positiv auf Helene auswirkt. Denn die ist ein echter Sonnenschein. Zufrieden und entspannt. Wie ihre Eltern.
Sie wollen anderen Eltern Mut machen
Dass es nicht immer einfach werden wird, darüber sind sich ihre Eltern im Klaren. Bisher haben sie keine negativen Reaktionen bekommen, wohl aber viele Fragen. Doch natürlich sind sie sich bewusst, dass ihr Familienmodell für viele ungewöhnlich ist. Auch deshalb gehen sie offen mit dem Thema um, haben sich auch schon vom ZDF-Format 37 Grad in ihrem Familienalltag begleiten lassen. "Wir wollen anderen Menschen Mut machen", sagt Mama Alixa. Natürlich dürfe man so eine Entscheidung nicht überstürzen. "Aber wenn man einen Kinderwunsch hat und es sich gut anfühlt, dann gibt es ganz viele Wege." Ihr gemeinsamer Weg führte sie zu Helene. Zu ihrem Christkind.
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… und am Ende zahlt alles der, der in den Becher… na dann Mal viel Erfolg
Bin gespannt, welcher der beiden Väter das Umgangsrecht erhält, wenn sich zwei oder alle drei Partner trennen ......der Mutter kann man s Umgangsrecht ja kaum entziehen .......
Wieviele Männer machen denn nen Gentest bei Kindern die während der Ehe geboren wurden? Da sind auch einige nicht leibliche Kinder.
Ausbaufähige Lösung nicht nur so mancher Beziehungs-,
sondern auch der aktuellen und zukünftigen Kita-Probleme (?) :
Hie eine Frau und ein Mann, da eben dieser Mann und ein
weiterer Mann „grooven sich ein“ (lt. Duden „Jargon“), ver-
wirklichen mit Hilfe einer stumpfen Einwegspritze und
Bechern das Coparenting-Modell und lösen so das Prob-
kem mit der heutzutage sogenannten „Mental Load“
. . . . . in einer „besonderen Familienkonstellation“
oder doch eher besonderen Variante von (länger
gesucht und nun gefunden) „Joint Venture“ ?