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Augsburg: "Urlaub zuhause": Eine Entdeckungsreise durch Oberhausen

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"Urlaub zuhause": Eine Entdeckungsreise durch Oberhausen

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    Oberhausen hat Interessierten Besuchern viel zu bieten. Was alles? das verrät unsere Entdeckungstour durch den Stadtteil.
    Oberhausen hat Interessierten Besuchern viel zu bieten. Was alles? das verrät unsere Entdeckungstour durch den Stadtteil. Foto: Bernd Hohlen

    Wenn über Oberhausen berichtet wird, dann oft negativ. Doch über diesen Stadtteil, oft mal „Scherbenviertel“ genannt, gibt es auch viel Positives zu erzählen. Man kann dort sogar einen interessanten Urlaubstag verbringen. Wir „begegnen“ in diesem Rahmen Titus Flavius Martialis und Helmut Haller sowie einem quicklebendigen jungen Mann mit 14 PS. Kommen Sie mit uns auf eine Entdeckungsreise durch Oberhausen.

    Die Tour beginnt am Königsplatz. Mit der Straßenbahnlinie 4 geht es bis zur Haltestelle Bärenwirt, von dort zu Fuß über Kreutzerstraße, von der Zollernstraße zur katholischen Kirche St. Peter und Paul. Irgendetwas kommt uns doch sehr vertraut vor. Wir bleiben stehen.

    Die Kirche St. Peter und Paul erinnert ans Augsburger Rathaus

    St. Peter und Paul gilt als eine der ältesten Kirchenbauten in Augsburg, urkundlich erstmals erwähnt im 12. Jahrhundert. Was bei genauer Betrachtung bekannt vorkommt, ist die Kirchturmspitze. Sie erinnert an die Türme des Augsburger Rathauses. Kein Wunder, denn die Spitze des Turms wurde, wie das Rathaus, von Elias Holl gebaut.

    Wir gehen nach links, Richtung Westen, in die Hirblinger Straße und stehen bald an der Ecke August-Wessels-Straße vor einem der bedeutendsten antiken Funde in Augsburg, dem Römischen Pfeilergrabmahl des Titus Flavius Martialis. Dieser Stein, der eine Nachbildung ist, wurde 1709 bei Kellerarbeiten in drei Metern Tiefe in Oberhausen gefunden. Titus Flavius hatte diesen Grabstein für seine Eltern und seinen mit 24 Jahren verstorbenen Bruder errichten lassen. Keine zwanzig Meter weiter, an der Ecke August-Wessels-/Gutermannstraße, sehen wir ein großes Eckhaus. Über dem Eingang befindet sich ein „Mohrenkopf“, der sich bislang der Diskussion um den Namen entzogen hat. Früher war hier die „Gaststätte Mohrenkopf“ zu finden, in der die deutsche Fußballikone Helmut Haller Stammgast war. Auch seine erste Frau Waltraut lernte er hier kennen. Der „Mohrenkopf“ war zudem Vereinslokal des Fußballclubs BC Augsburg, einer der Vorläufer-Vereine des FCA.

    Am Eingang zur ehemaligen Schuhfabrik Wessels sind die Zirbelnuss und die Insignien der Schusterzunft zu entdecken.
    Am Eingang zur ehemaligen Schuhfabrik Wessels sind die Zirbelnuss und die Insignien der Schusterzunft zu entdecken. Foto: Bernd Hohlen

    Kaum haben wir uns von diesen historischen Erkenntnissen erholt, stehen wir vor dem Eingang eines der wichtigsten Augsburger Industriedenkmäler, der ehemaligen „Wessels Schuhfabrik“. Der 1870 in Oldenburg geborene Schuhmacher August Wessels expandierte in 13 Jahren so gewaltig, dass der kleine Handwerksbetrieb zu einer der bekanntesten Schuhmarken in Deutschland aufstieg. In Spitzenzeiten waren bis zu 2500 Menschen in dem Werk beschäftigt.

    Noch heute sind Spuren von Wessels Schuhfabrik zu sehen

    Durch die Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer löste sich auch dieser Industriezweig auf. Die Firma wurde 1982 aus dem Handelsregister gelöscht. Heute haben dort eines der größten deutschen Labore und Künstler ihre Räume. Am Portal sind die Insignien des Schuhmacherhandwerks und die Augsburger Zirbelnuss noch gut zu erkennen. Betreten kann man das Gelände nicht. Aber Fotografen können die Kamera scharf stellen. Es gibt eine schöne, alte Werksuhr.

    Wir gehen unter der Bahnunterführung durch und biegen nun rechts ab, die Alte Auerstraße hinauf. Am Scheitelpunkt der Straße bietet sich ein guter Überblick. Das Gebäude der „Wessels Schuhfabrik“ mit seiner reichhaltigen Dachstruktur ist zu sehen, und wenn wir uns umdrehen, ragen die zwei Gasbehälter des Gaswerks über das dreistöckige Mietshaus hinaus. Industrie und Wohnen waren sich nie näher. Auch „Trainspotting“ ist hier möglich, eine englische Bezeichnung für das Beobachten und Fotografieren von Zügen.

    Beim Aussichtspunkt an den Oberhauser Bahngleisen ist Vorsicht geboten

    Der Bahnkörper ist an dieser Stelle unverbaut und es ist höchste Vorsicht geboten, nicht zu nah ans Gleiswerk zu gehen. Die Bahnstrecken Augsburg-Nürnberg und Augsburg-Ulm kommen hier zusammen.

    Nun kommen wir zum Gaswerk. Hier treffen wir Stefan Zaum. Er ist gleich um die Ecke geboren und Oberhauser aus Leidenschaft. Er liebt das Gaswerk-Areal seit seiner Kindheit und betreibt mit Oliver Frühschütz und anderen das Gasmuseum auf dem Gelände. Ehrenamt, natürlich. Zaum kommt mit seinem frisch restaurierten Traktor „Marke Güldner“ angetuckert.

    Stefan Zaum kennt sich auf dem Gaswerk-Areal gut aus, er veranstaltet dort immer wieder Führungen. Unter anderem betreut er dort auch das Gasmuseum.
    Stefan Zaum kennt sich auf dem Gaswerk-Areal gut aus, er veranstaltet dort immer wieder Führungen. Unter anderem betreut er dort auch das Gasmuseum. Foto: Bernd Hohlen

    Wir stehen vor dem Parkhaus und können schon wieder auf Helmut Haller verweisen. Hier hat das „Hemmad“ mit anderen Jungs gekickt. „Hemmad“, schwäbisch für schmächtige Figur, eigentlich heißt es „Hemd“. Fertig ist der Spitzname. Wir wissen es aus erster Hand, von Artur Stadler, er hat mitgekickt und gestaunt über das Hemmad. Sein Vater Josef war Werkmeister im Gaswerk und sie wohnten im vorderen Torhaus. Oberhauser Geschichte hautnah. Wir gehen ins oberste Stockwerk des Hochhauses, blicken Richtung Süd-Osten und haben die Türme der Innenstadt im Blick. Lohnt sich schon wieder für Fotografen.

    Das Gaswerk entstand 1915, also 18 Jahre nach der „Wessels Schuhfabrik“, und ist ein Industriedenkmal von internationalem Rang. Doch die Wege des Geländes werden gerade saniert und die Gebäude sind eingerüstet. Die Stadtwerke machen das Areal fit für die Zukunft. Die zwei einzigartigen Gasbehälter sind zu Fuß erreichbar, das Gasmuseum ebenfalls.

    Nach dem Gaswerk in Oberhausen geht es in Bärenkeller-Bad

    Ein paar Meter auf dem Güldner von Stefan Zaum als Beifahrer „mittuckern“, ist wie eine Fahrt in die Vergangenheit. Das Gasmuseum hat einiges zu bieten, bis hin zu einem U-Boot-Diesel. Da kann der Güldner mit seinen 14 PS nicht mithalten. Wem der Kopf schwirrt von all der Geschichte und der Heldenverehrung, sollte den Weg ins Bärenkeller-Freibad nicht scheuen. Weiter über die August-Wessels-Straße, geradeaus in die Gubnerstraße und die Brücke über die Bundesstraße 17, dann ist man fast da. Über eine Vorgänger-Brücke sind einst die Arbeiter gegangen, um sich im Schwimmbad nach der Arbeit zu säubern. Deshalb bestand die Leitung des Gaswerks auf dieser Anbindung. Aber Achtung: Wegen der Corona-Vorschriften ist derzeit eine Online-Voranmeldung notwendig.

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