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Augsburg: Urlaub zuhause: Eine Brunnen-Rallye durch die Augsburger Innenstadt

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Urlaub zuhause: Eine Brunnen-Rallye durch die Augsburger Innenstadt

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    Die Augsburger Innenstadt mit ihren vielen Brunnen lädt zu einem Rundgang ein.
    Die Augsburger Innenstadt mit ihren vielen Brunnen lädt zu einem Rundgang ein. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Augsburg ist nicht erst seit dem Unesco-Welterbe-Titel eine Wasserstadt. Es gibt hier über hundert Brunnen. Die älteste Brunnenfigur stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es ist der Neptunbrunnen in der Jakobervorstadt. Und es kommen immer neue Brunnen dazu. Der Jüngste dürfte auf dem Quartiersplatz vor dem Bismarckviertel stehen, der 2015 eingeweiht wurde und Kinder mit seinen Wasserfontänen zum Spiel auffordert.

    Alfred und Gerlinde Schwegler aus Meitingen haben eine Webseite ins Leben gerufen, die alle Augsburger Brunnen auflistet. Über 1000 haben die Schweglers auf ihrer deutschlandweiten Brunnenseite, die der gelernte Informatiker trotz Blindheit selbst programmiert. Zu jedem Brunnen gibt es ein Foto, viele Infos sowie Audio-Aufnahmen des Geplätschers. Auf die Idee kamen die beiden bei vielen Reisen durch Europa. Da Alfred Schwegler blind ist, konzentriert er sich auf das, was er hört, seine Frau wiederum fotografiert gerne. Bei einer Brunnen-Rallye durch die Augsburger Innenstadt wissen die beiden vieles zu berichten.

    Urlaub zuhause: Die vielen Brunnen der Augsburger Innenstadt

    Zu Beginn ist Enkelsohn Jonathan mit dabei und hat sichtlich Spaß daran, mit Gummistiefeln durch den Manzù-Brunnen am Königsplatz zu stapfen. „Wir hätten die Tour auch am Prinzregentenbrunnen starten können, denn das ist für Zugreisende vom Bahnhof aus gesehen ein guter Treffpunkt“, weiß Schwegler, der immer wieder Stadtführungen zu den Brunnen macht. „Jeder Brunnen plätschert anders. Die einen rauschen, andere blubbern, manche laut, andere leise.“ Am Kö ist viel geboten und Jonathan bleibt jedes Mal fasziniert stehen, wenn eine Straßenbahn oder die Polizei vorbeifährt. Bei warmem Wetter hüpfen die Kinder barfuß durch den seichten Brunnen der Jugend und die Eltern sitzen meist auf der langen Steinbank und haben die Kleinen gut im Blick. Danach geht es weiter zum Thormann-Brunnen im Kö-Park. „Dieser Springbrunnen ist das erste Betonbauwerk Augsburgs und wurde am 25. August 1880 zum Geburtstag König Ludwig II. eingeweiht“, erzählt der Brunnenexperte.

    Über die Fußgängerzone der Annastraße geht es zum Taubenbrunnen im Lutherhöfle von St. Anna. Die Türe zum bezaubernd ruhig gelegenen Innenhof des ehemaligen Klostergartens ist an diesem Tag noch verschlossen. Doch Mesner Alexander Unfug ist da und öffnet freundlich das gläserne Tor zum minimalistisch gehaltenen Paradies. Der Brunnen aus feinem Muschelkalk, der am Becken mit den vier Evangelisten geschmückt ist, wurde, ebenso wie der Marktbrunnen im Stadtmarkt, vom Augsburger Bildhauer Joseph Lappe erschaffen. Hier lässt es sich entspannt dem Wasser lauschen. Die Taube ziert obenauf das Brünnlein als Symbol des Heiligen Geistes aber auch passend zur Friedensstadt als Kennzeichen des Friedens.

    Der Goldschmiedebrunnen steht am Martin-Luther-Platz in Augsburg

    Kaum raus aus St. Anna, steht man wenige Meter weiter am Goldschmiedebrunnen des Martin-Luther-Platzes. Mehrere Väter sind, als hätten sie sich verabredet, mit ihren Kleinkindern dort. Natürlich werden die Kleinen auf den Brunnenrand gesetzt und mit sicherem, väterlichem Griff festgehalten. Die Kulleraugen des Nachwuchses werden immer größer, so hin und weg sind die Kinder vom Wasser.

    Urlaub zuhause: Brunnen-Rallye durch die Innenstadt

    Geeignet ist die Brunnen-Rallye für Jung und Alt: Die Wege sind mit Kinderwagen genauso gut machbar wie mit einem Rollstuhl. Lediglich die 400 Meter vom Georgsbrunnen über die Pfladergasse bis hinauf zum Judenberg ist etwas anstrengender, da dort Kopfsteinpflaster liegt und der Berg steil ist.

    Dauer: Es sind von Brunnen zu Brunnen 1,8 Kilometer, die man in 22 Minuten zu Fuß geht, ohne die Sehenswürdigkeiten eines längeren Blickes zu würdigen. Oder man verweilt an den Plätzen und kann daraus durchaus ein oder zwei Stunden machen.

    Einkehrmöglichkeiten: Snacks gibt es in der Innenstadt an allen Ecken und Enden. Ein Abstecher zum Stadtmarkt lohnt, denn dort steht auch ein weiterer Brunnen, es gibt Kulinarisches und am Markttor Nähe Annahof und Fuggerstraße öffentliche Toiletten. Allerdings nicht behindertengerecht – dafür ist unweit eine am Rathausplatz neben der Tourist-Information.

    Stillen und Wickeln geht im Anna-Café (unweit vom Taubenbrunnen) sowie am Rathausplatz bei Henry’s.

    Tipp für Kinder und Jugendliche: Mit Diktiergerät-App die Brunnengeräusche selbst aufnehmen und zuhause anhören und erraten, welches Geräusch zu welchem Brunnen gehört. Ein Selfie vor jedem Brunnen und sich dann eine Collage bei einem Sofortservice ausdrucken, ist eine hübsche Erinnerung an die Ferien zuhause.

    Im Internet sind unter www.alfred-schwegler.de alle Augsburger Brunnen sowohl alphabetisch als auch chronologisch aufgelistet, sowie nach Künstler, Baumeister und Stadtteil. Monumentalbrunnen und historische Brunnen sowie Wasserräder haben gesonderte Rubriken.

    Die Annastraße weiter Richtung Rathausplatz am Stadtmarkt vorbei, gelangt man rechts in das Mettlochgäßchen. Michele Agus bedient seine Gäste des Straßencafés Il Vicolo rund um den Gänselieselbrunnen. „Man sieht, wo die Leute bei der Gänseliesel hintatschen“, sagt Gerlinde Schwegler lachend. „Das ist einer der beliebtesten Brunnen der Stadt, doch nun gehen wir zum wichtigsten“, sagt ihr Ehemann.

    Auf dem Brunnen des Rathausplatzes thront der 2,5 Meter große Gründer der Stadt, Kaiser Augustus, auch Friedenskaiser genannt. Zum Rathaus gerichtet streckt er seine Hand aus, als würde er zu seinem Volk sprechen. Umringt ist er von Augsburgs Flussgöttern: der Lech mit Paddel, die Singold als Göttin mit Ähren, die Wertach als Flussgott mit Fischernetz und der Brunnenbach als Göttin mit einem großen Krug und Füllhorn. Das herausragende Werk des Bildhauers Hubert Gerhard gehört zu den 22 Objekten des historischen Wassermanagement-Systems, für das Augsburg den Welterbe-Titel verliehen bekam. Außerdem bildet es mit den Adriaen-de-Vries-Brunnen Merkur und Herkules in der Kaisermeile, der Maximilianstraße, die drei Prachtbrunnen. „Die Trias steht für die drei Stände der einstigen Reichsstadt, nämlich Augustus für die Ratsherren, Merkur für die Kaufleute und Herkules für die Handwerker“, sagt Schwegler und ertastet dabei eine Zirbelnuss am kunstvollen Schmiedegitter.

    Der wohl wertvollste Brunnen in Augsburg

    Danach geht es den Perlachberg hinunter zum Metzgplatz. Von Weitem hört man Kinderlachen vom Georgsbrunnen her kommend. Drei Mädchen laufen um den Heiligen Ritter Georg, der den Drachen mit seiner langen Lanze tötet. „Jetzt gelangen wir zum wohl wertvollsten Brunnen“, schwärmen die Schweglers. In der Alten Silberschmiede im Handwerkerviertel der Unterstadt bilden ein Bergkristall, ein 220 Millionen Jahre altes versteinertes Holz und eine funkelnde Amethystdruse einen märchenhaften Brunnen, der seinesgleichen sucht.

    Bevor es zurück zum Ausgangspunkt geht, liegt der Merkurbrunnen noch auf dem Weg. Doch kann man die Rallye jederzeit ausweiten und entweder Richtung Ulrich zum Herkulesbrunnen schlendern oder noch zum Dombrunnen hinauflaufen und den Bistumsheiligen, den Bischöfen Simpert und Ulrich sowie der Heiligen Afra, einen Besuch abstatten.

    Hier lesen Sie alle Folgen unserer Serie "Urlaub zuhause"

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