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Augsburg: Unter Beobachtung: Kameraüberwachung des Kö hat sich schon oft bewährt

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Unter Beobachtung: Kameraüberwachung des Kö hat sich schon oft bewährt

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    In der Polizeiinspektion-Mitte können die Beamtinnen und Beamten die Videoüberwachung am Augsburger Königsplatz genauso in den Blick nehmen, wie ihre Kollegen in der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums.
    In der Polizeiinspektion-Mitte können die Beamtinnen und Beamten die Videoüberwachung am Augsburger Königsplatz genauso in den Blick nehmen, wie ihre Kollegen in der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums. Foto: Annette Zoepf

    Über den Königsplatz rollt ein Polizeiwagen nach dem anderen. Das ist deutlich auf den Bildschirmen zu sehen. "Heute spielt der FC Augsburg, da zeigt die Polizei immer verstärkt Präsenz", erklärt Robert Maschke das Aufgebot. Der Leiter der Polizeiinspektion-Mitte und seine Kolleginnen und Kollegen haben den Königsplatz im Blick. Auf der Innenstadt-Wache, wie auch in der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums in der Gögginger Straße, flimmern nonstop Livebilder über die Monitore. Seit rund vier Jahren überwacht die Polizei mit 15 Kameras den Augsburger Kö. Man habe dadurch viele Straftaten klären können, sagt Maschke. Eine liegt erst wenige Wochen zurück. Es gibt aber auch kuriose Fälle, die den Kameras nicht verborgen blieben.

    Nein, viereckige Augen hätten sie keine, sagt Robert Maschke und lacht. Man dürfe sich das nicht so vorstellen, dass ein Beamter dauerhaft vor den Monitoren sitze und den Königsplatz im Auge behalte. Sobald aber die Polizei über einen Vorfall dort informiert werde, würden die Echtzeit-Aufnahmen sofort gescannt. "Dann schauen wir, ob der Hinweis stimmt und wie umfangreich der Vorfall ist." Entsprechend könne man Einsatzkräfte hin beordern. Dass die Polizei den zentralen Platz videoüberwachen lässt, kommt nicht von ungefähr: In den Jahren vor der Einführung der Kameras war die Zahl der Straftaten dort stetig angestiegen.

    Videoüberwachung am Augsburger Kö: Manches wird gepixelt

    Waren es laut Polizei im Jahr 2013 gut 60 Straftaten, registrierte man 2018 knapp 280. Im Dezember 2018 wurden die Kameras installiert - an 15 Positionen. Die Kameras decken alle Bereiche ab, lediglich die Schaufenster von Geschäften und die Außenbereiche von Cafés und von McDonald's sind gepixelt. "Wir möchten ja niemandem beim Essen zusehen", merkt Maschke an. Seit der Videoüberwachung registrierte die Polizei allerdings erneut mehr Straftaten. 2019 waren es etwa 360, im Jahr 2020 gut 400. Aus den Zahlen abzuleiten, dass es am Kö immer gefährlicher werde, wäre jedoch irreführend. 

    15 Kameras sind am Augsburger Kö installiert. Sie decken verschiedene Bereiche des großen Innenstadt-Platzes und des zentralen Verkehrsknotenpunktes ab, wie hier Inspektionsleiter Robert Maschke zeigt.
    15 Kameras sind am Augsburger Kö installiert. Sie decken verschiedene Bereiche des großen Innenstadt-Platzes und des zentralen Verkehrsknotenpunktes ab, wie hier Inspektionsleiter Robert Maschke zeigt. Foto: Annette Zoepf

    Tatsächlich würden mehr Straftaten aufgedeckt, betont die Polizei. Nicht nur mit Videoüberwachung, sondern auch durch verstärkte Polizeipräsenz und regelmäßige Schwerpunktkontrollen. Mit dem Maßnahmenpaket, sagt Polizeisprecher Markus Trieb, wolle man die Sicherheit erhöhen. Wie viele Straftaten mithilfe der Kameras aufgeklärt werden konnten, dazu gebe es keine Statistik. "Bei den Ermittlungen spielen mehrere Aspekte eine Rolle, die Videos sind nur ein Baustein", erläutert Robert Maschke. Allerdings ein essenzieller, wie Fälle aus der Vergangenheit zeigten. 

    Bei diesen Fällen halfen die Aufzeichnungen der Polizei

    So wurden nach dem tödlichen Angriff auf einen 49-Jährigen im Dezember 2019 bald Verdächtige gefasst - die Aufnahmen spielten eine zentrale Rolle. Ähnlicher Fall am vergangenen Silvester-Tag, als ein Mann mit zwei Jugendlichen in eine Auseinandersetzung geriet und der 44-Jährige lebensgefährlich verletzt wurde. Die sofortige Fahndung brachte Erfolg. Den Polizeistreifen lagen aufgrund der Aufzeichnungen genaue Personenbeschreibungen vor. Nach den Übergriffen einer Gruppe am Christopher-Street-Day auf zwei Jugendliche sichteten die Ermittler ebenso das Material. Eine wichtige Hilfe, um acht Tatverdächtige zu identifizieren. Auch für das subjektive Sicherheitsgefühl der Augsburgerinnen und Augsburger, sagt Robert Maschke, sei die Aufklärung von Straftaten immens bedeutend. Er sei ein Freund der Videoüberwachung, "aber nicht, weil wir die Menschen ausspionieren wollen." Es gibt auch skurrile Fälle, die dank der Kameras geklärt wurden.

    Bildausschnitte lassen sich bei Bedarf heranzoomen. Café-Bereiche und Schaufenster von Geschäften bleiben verpixelt. Im Notfall könnten diese Aufnahmen aber auch entpixelt werden.
    Bildausschnitte lassen sich bei Bedarf heranzoomen. Café-Bereiche und Schaufenster von Geschäften bleiben verpixelt. Im Notfall könnten diese Aufnahmen aber auch entpixelt werden. Foto: Annette Zoepf

    Manchmal ist auf dem Filmmaterial nämlich auch zu sehen, dass nichts zu sehen ist. Dabei hatte die Stadt Augsburg im vergangenen Sommer die Polizei über Vandalismus am Manzù-Brunnen informiert. Im Baureferat ging man davon aus, dass die bronzene Brunnenfigur beschädigt worden war, da sie plötzlich auf wackeligen Beinen stand. 

    Und plötzlich entdeckten die Augsburger Polizisten die Räuberleiter

    Die Polizei sichtete mehrere Stunden lang Videoaufzeichnungen. Vergeblich, wie sich herausstellen sollte. Niemand hatte sich am Brunnenmädchen zu schaffen gemacht. Der Täter hieß schlichtweg "Materialermüdung". Fast schon zum Schmunzeln der Fall zweier junger Männer. Sie waren auf dem Weg zum Hauptbahnhof und trugen das metallene Werbeschild einer stadtbekannten Kneipe mit sich.

    "Die beiden gaben an, sie hätten das Schild am Kö gefunden", erinnert sich Robert Maschke und schmunzelt. Nicht mit der Polizei. Die entdeckte auf den Aufzeichnungen, wie die Männer an der ehemaligen Kneipe Commerzienrat Riegele im Bereich des Königsplatzes eine Räuberleiter machten. Flugs montierten sie das Schild in knapp vier Metern Höhe ab und nahmen es mit.

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