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Augsburg: Unfallzahlen: Polizei will Motorradfahrer stärker kontrollieren

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Unfallzahlen: Polizei will Motorradfahrer stärker kontrollieren

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    An der MAN-Brücke kam vergangenes Jahr im August ein Motorradfahrer ums Leben. Der 53-Jährige war aus unerfindlichen Gründen auf die Gegenfahrbahn gekommen und dort mit einem Taxi zusammengestoßen.
    An der MAN-Brücke kam vergangenes Jahr im August ein Motorradfahrer ums Leben. Der 53-Jährige war aus unerfindlichen Gründen auf die Gegenfahrbahn gekommen und dort mit einem Taxi zusammengestoßen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Polizei will Motorradfahrer in diesem Jahr stärker kontrollieren als bisher. Ein Grund dafür ist, dass sie besonders häufig bei Unfällen getötet werden. 25 Menschen sind im Jahr 2018 im Bereich des Augsburger Polizeipräsidiums bei Verkehrsunfällen gestorben, zehn davon waren Motorradfahrer – das entspricht einem Anteil von 40 Prozent. Eine neu gegründete Motorradkontrollgruppe mit vier Beamten soll sich der Motorradfahrer annehmen.

    Hauptkommissar Wolfgang Zeller ist selbst begeisterter Motorradfahrer. Er fährt in seiner Freizeit eine Harley-Davidson. Im Dienst ist es seine Aufgabe, den Motorradfahrern genau auf die Finger und auf deren Maschinen zu schauen. Er leitet die neue Kontrollgruppe der Augsburger Verkehrspolizei, die ab April verstärkt auf den Straßen in und um Augsburg im Einsatz sein soll. Die Beamten haben vor allem drei Themen im Blick: die Geschwindigkeit, den Lärm und die technische Ausstattung der Motorräder. Bei den Tempokontrollen gehe es nicht darum, den Motorradfahrern den Spaß zu verderben, sagt Norbert Zink, der Vizepräsident der Polizei in Nordschwaben. Es sei einfach eine Frage der Sicherheit. Die Hauptunfallursache bei tödlichen Motorradunfällen sei in den vergangenen Jahren stets zu hohes Tempo gewesen, sagt Norbert Zink.

    Die Kontrolleure der Polizei sind selbst auf Motorrädern unterwegs

    Die Motorradkontrolleure der Polizei sind selbst auf Dienstmotorrädern unterwegs. Das macht es im Zweifel einfacher, im Verkehr an einem Motorradfahrer dranzubleiben. Und es zeigt gleichzeitig den Kontrollierten: Der Beamte versteht etwas vom Motorradfahren. Das Fachwissen ist auch nötig. Die gesetzlichen Vorschriften, welche technischen Tricks an den Maschinen erlaubt sind, ändern sich ständig. Wann ein Auspuff bei welcher Drehzahl welchen Lärm verursachen darf, ist eine Wissenschaft für sich. Man muss eine Leidenschaft fürs Motorradfahren mitbringen, um als Polizist mit jenen mithalten zu können, die man kontrolliert. Das bestätigt Wolfgang Zeller.

    Zumal es den Polizisten nicht nur darum geht, möglichst viele Verkehrsverstöße von Motorradfahren aufzudecken. Ein wichtiges Ziel ist es, mit den Fahrern ins Gespräch zu kommen und sie davon zu überzeugen, lieber mal etwas weniger Gas zu geben oder innerorts so zu fahren, dass Anwohner nicht zu sehr gestört werden. Um zu kontrollieren, welchen Lärm ein Motorrad genau verursacht, haben die Beamten auch ein Messgerät bei sich, dass sie mit etwas Entfernung an den Auspuff halten. Zur Ausrüstung der Motorrad-Beamten gehören auch kleine Spiegel, mit denen sie hinter die Verkleidung der Motorräder schauen können. So können sie kontrollieren, ob die verbauten Teile zulässig sind. Bei den Verkleidungen von Rennmaschinen werde mitunter Billigware genutzt, die bei einem Unfall gefährlich zersplittern kann, sagt Wolfgang Zeller.

    Auch in der Großstadt sind Motorradfahrer und andere Zweiradfahrer für die Polizei ein Thema. Von den insgesamt vier Verkehrstoten, die es voriges Jahr im Augsburger Stadtgebiet gab, waren drei mit einem Roller, Moped oder Motorrad unterwegs. Verletzt wurden in der Stadt im vorigen Jahr 158 Fahrer eines „motorisierten Zweirads“. Und gerade der Lärm, der von Motorrädern ausgeht, ist in der Stadt besonders störend. In den Häuserschluchten dröhnt es besonders laut. Außerdem beobachtet die Polizei immer wieder, dass Motorradfahrer ihre Maschinen gezielt in der Stadt vorführen – etwa auf der Maximilianstraße.

    Auch gegen Alkohol am Steuer geht die Polizei stärker vor

    Alleine um die Motorradfahrer geht es der Polizei aber nicht. Die Polizei werde in diesem Jahr auch verstärkt gegen Alkohol am Steuer vorgehen. Die Zahl der Unfälle, bei den der Fahrer Alkohol im Blut hatte, ist im vergangenen Jahr in Nordschwaben deutlich angestiegen – um rund 10 Prozent auf 402 Unfälle. In Augsburg (165 Alkoholunfälle) gab es ebenfalls eine Steigerung, sie fiel mit fünf Prozent allerdings etwas geringer aus. Womöglich seien wegen des langen Sommers im vorigen Jahr mehr Menschen mit Alkohol am Steuer gewesen, vermutet Polizeivizepräsident Norbert Zink. Er stellt aber klar: „Wir werden diese Entwicklung so nicht akzeptieren.“

    Dass verstärkte Kontrollen etwas bewirken können, davon ist man bei der Polizei überzeugt. Ralf Bührle, zuständig für das Thema Verkehr im Polizeipräsidium, nennt als Beispiel die Geschwindigkeit. Hier habe die Polizei in den vergangenen Jahren intensiv kontrolliert und auch Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Zwar sei zu hohes Tempo noch immer die Hauptunfallursache bei schweren Verkehrsunfällen, sagt er. Der Anteil sei zuletzt aber etwas kleiner geworden. Bei den Verkehrstoten werde das besonders deutlich.

    Im Bereich des Augsburger Präsidiums, der neben Stadt und Kreis Augsburg auch die Kreise Aichach-Friedberg, Donau-Ries und Dillingen umfasst, starben im Jahr 2014 noch 14 Menschen wegen zu hoher Geschwindigkeit. Seither nahm die Zahl kontinuierlich ab auf zuletzt noch sieben Tote durch zu hohes Tempo. „Das ist eine positive Entwicklung“, sagt der Polizeivizepräsident Norbert Zink. Zurücklehen werde sich die Polizei deshalb allerdings nicht.

    Lesen Sie hier den Kommentar von Jörg Heinzle: Es geht nicht um einen Generalverdacht

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