Einige Autofahrer werden sich wohl am Samstagmittag über einen einzelnen Mann gewundert haben, der am Jakobertor mitten auf der Straße saß. Auf einem Schild, das er sich um die Brust gebunden hatte, war zu lesen: "Ich habe Angst, dass korrupte C-Politiker die Zukunft meiner Kinder stehlen, wegen der Klimakrise." Die Protestaktion unter dem Namen "Rebellion of One", also Rebellion des Einzelnen, war von den Umweltaktivisten von Extinction Rebellion initiiert und fand an mehreren Orten in Deutschland statt. In Augsburg blockierte nach Angaben der Organisation zeitgleich ein zweiter Aktivist auch die Straße am Vogeltor. Extinction Rebellion setzt sich mit friedlichem zivilen Ungehorsam für einen repräsentativen Bürgerrat ein, der Maßnahmen gegen den drohenden ökologischen und zivilisatorischen Kollaps beschließen soll, heißt es in einer Erklärung der Organisation.
"Es geht bei der Aktion darum, die Verletzlichkeit jedes Einzelnen zu zeigen und sich auch einem persönlichen Risiko auszusetzen, um die Leute aufzurütteln", erklärte Laszlo Bencze von der Organisation am Rande der Protestveranstaltung. Während Demonstrationen mittlerweile kaum mehr wahr genommen würden, seien solche "waghalsigen" Aktionen geeignet, mehr Menschen zu erreichen, so der Aktivist.
Polizei sicherte den Protest in Augsburg ab
Wirklich riskant war die Aktion dann allerdings doch nicht, nachdem die Aktivisten im Vorfeld die Polizei informiert hatten und Beamte den Verkehr für die Dauer des Protestes um den sitzenden Mann herumdirigierten.
15 Minuten saß Aktivist Michael Motzke auf der Straße, bevor die Polizei die Aktion für beendet erklärte und der 53-Jährige seinen zivilen Ungehorsam freiwillig beendete. Die Aktion rief unterschiedliche Reaktionen hervor, manche Passanten schüttelten nur den Kopf, andere erkundigten sich über den Zweck der Sitzblockade und äußerten ihre Zustimmung.
Eine zweite Aktion, die ebenfalls Aufmerksamkeit erregen sollte, wurde nach kurzer Zeit von der Polizei unterbunden. Anlässlich des "Housing Action Day", der am Samstag unter dem Slogan "Wohnen für Menschen statt für Profite!" vom "Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn" ausgerufen worden war, kletterten Aktivistinnen am Samstagmorgen auf zwei hohe Strommasten vor der Zentrale der Patrizia AG in der Fuggerstraße und befestigten in luftiger Höhe ein Transparent. "Patrizia entprivatisieren, Wohnraum für alle" war darauf zu lesen.
Jeder Mensch soll ein Recht auf Wohnraum haben
"Wohnen ist ein Grundrecht", erklärte eine der Initiatoren der Aktion, die 18-Jährige Stefanie Bauer. "Patrizia kauft Wohnungen, um sie dann teuer weiterzuverkaufen", erklärte sie den Grund, warum sich die Aktivisten gerade dieses Unternehmen für ihre Aktion ausgesucht hatten. In Deutschland setzt sich das "Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietwahnsinn" für die Vision einer solidarischen Stadt ein. Jeder Mensch soll nach Ansicht des Bündnisses ein Recht auf Wohnraum haben.
Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über die Bewegung "Fridays for Future" an:
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