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Augsburg: Umstrittener Pächterwechsel: Neuer Grünland-Vorstand verteidigt sich

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Umstrittener Pächterwechsel: Neuer Grünland-Vorstand verteidigt sich

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    Für das Bienenvolk im Grünland haben die Obmänner Hans Kerst (rechts) und Reinhard Thausz (links) eine Blumenwiese angelegt.
    Für das Bienenvolk im Grünland haben die Obmänner Hans Kerst (rechts) und Reinhard Thausz (links) eine Blumenwiese angelegt. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Wohin man auch blickt, sieht man in der Kleingartenanlage Grünland in der Firnhaberau derzeit die Blumen blühen und die ein oder andere Biene vorbeifliegen. Unweit vom Eingang befindet sich eine Gartenparzelle. Im Teich quakt ein Frosch, der Rasen ist getrimmt, alles ist sauber und aufgeräumt. Es ist die Anlage von Obmann Hans Kerst. Vor zwei Jahren hat er das Amt übernommen und seitdem vieles verändert. Dazu gehört auch ein Pächterwechsel in der Grünland-Stube, die sich in der Kleingartenanlage befindet. Das sorgte jüngst für Unmut bei Stammgästen (wir berichteten). Zusammen mit dem zweiten Obmann Reinhard Thausz erklärt er die Beweggründe dafür und seine Pläne für die Zukunft des Lokals.

    Einen Punkt stellt Kerst direkt zu Beginn klar: "Ich bin nicht ausländerfeindlich, ich bin selbst Ausländer. Ich komme aus Siebenbürgen in Rumänien." Wie er habe der Großteil der Kleingartenbesitzer im Grünland einen Migrationshintergrund. "Aber zum Pachtvertrag gehören eben auch Pflichten", sagt er. Kerst lege Wert auf Ordnung in der Kleingartenanlage und habe so zusammen mit der Vorstandschaft vieles zum Besseren verändert. Als er zum Obmann gewählt wurde, sei das Grünland in keinem guten Zustand gewesen. "Das war hier das reinste Hundeklo und völlig vermüllt", erinnert sich Thausz. "Es durfte jeder jahrelang machen, was er will."

    Grünland ist die erste Kleingartenanlage in Augsburg mit Bienen

    "Als ich das Amt übernommen habe, habe ich mir schon gedacht: 'Oje, schaffe ich das alles?' Aber ich hatte viele Helfer, die mich da unterstützt haben", sagt Kerst. Es gebe weiterhin viel zu für ihn und die Vorstandschaft zu tun, um alles wieder auf Vordermann zu bringen. "In meinem ersten Jahr habe ich auch viele Abmahnungen erteilt", gesteht er. "Aber die Gärtner haben es eingesehen." Schließlich mussten die Kleingartenbesitzer ihren Pflichten nachkommen und sich an die Gartenordnung halten. "Das ist eben kein Freizeitgarten", betont Kerst. Entsprechend mussten sie sich gut um ihre Parzellen kümmern. "Wir wollen schließlich, dass die Gartenanlage weiter existiert und nicht etwa zu Bauland wird", sagt Thausz.

    Ein Projekt, welches die neue Vorstandschaft realisiert hat, ist die Ansiedlung eines Bienenvolkes. "Wir sind die erste Gartenanlage mit Bienen in Augsburg", sagt Kerst. Von den Bienen würden alle Gärtnerinnen und Gärtner profitieren, denn es gebe seitdem mehr Blüten und Früchte, erklärt Thausz. Das Grünland verkaufe den Honig sogar. Neben toten Ecken, die sie bepflanzt hätten, sei auch die Stromanlage erneuert worden. "Die war ziemlich heruntergekommen", sagt Thausz. Die Gärtner seien zufrieden mit den Entwicklungen, meint Kerst. Aber die Vorstandschaft habe noch viel vor. "Wir wollen das Tor zur Schillstraße absperren wegen der vielen Fremdparker, die oft ihren Müll hinterlassen", erklärt Kerst. Das Tor am hinteren Eingang zur Albrecht-Dürer-Straße habe Kerst bereits abgesperrt, um das Problem des Hundekots zu lösen. "Das Schloss wurde dann aber kaputt gemacht, sodass es offen bleibt. Da habe ich dann Anzeige erstattet", sagt er.

    Bienenhonig aus der eigenen Produktion der Kleingartenanlage Grünland
    Bienenhonig aus der eigenen Produktion der Kleingartenanlage Grünland Foto: Klaus Rainer Krieger

    Für die Vorstandschaft war das Vertrauensverhältnis zum Pächter zerrüttet

    In Hinblick auf die Grünland-Stube bestätigt Kerst zwar Konflikte mit Gästen, weist die Vorwürfe der Familie Saliba als Pächter aber zurück. "Die Behauptung, ich würde nichts machen, stimmt nicht", sagt er. Das Lokal habe kurz nach seiner Amtsübernahme einen neuen Gasofen bekommen und auch den Dunstabzug lasse er regelmäßig reinigen. Den Pflichten des Pachtvertrags, zu denen etwa die Pflege der Rasenfläche am Lokal zähle, sei die Familie dagegen nicht nachgekommen. Zudem würden die Gäste des Restaurants regelmäßig mit ihren Autos durch die Gartenanlage fahren, bei Festen wie einer Hochzeit sogar hupend, sagt Thausz. Er berichtet auch von Beschädigungen durch Besucher, für die die Kleingartenanlage aufkommen müsse. Es sei die Aufgabe des Pächters, seine Gäste auf die Regeln in der Anlage hinzuweisen. Das habe er nie gemacht, so Thausz. "An Silvester war es so, dass ich ihnen gesagt habe, dass sie ihre Raketen wegen der Brandgefahr nur vor der Anlage abschießen sollen", erklärt Kerst. "Danach war alles voller Müll, den niemand aufgeräumt hat." 

    Durch die vielen Vorfälle sei das Verhältnis mittlerweile zerrüttet. "Ich muss jemandem Vertrauen können und das war nicht mehr der Fall", sagt er. Entsprechend habe sich der Vorstand dazu entschieden, den Vertrag nicht mehr zu verlängern. Zunächst müsse das Lokal renoviert werden. Wie bei den meisten Arbeiten im Grünland würden dafür viele Freiwillige zusammenhelfen. Anschließend würden sie einen neuen Pächter suchen. Zur nächsten Saison soll die Grünland-Stube dann wieder öffnen können.,

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