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Augsburg: Umgestürzte Kastanie am Fünffingerlesturm war als "Problembaum" bekannt

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Umgestürzte Kastanie am Fünffingerlesturm war als "Problembaum" bekannt

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    Diese 17 Meter hohe Kastanie stürzte am Wochenende in den Stadtgraben. Es ist nicht der erste umgefallene Baum in dieser Gegend.
    Diese 17 Meter hohe Kastanie stürzte am Wochenende in den Stadtgraben. Es ist nicht der erste umgefallene Baum in dieser Gegend. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Unglück muss sich irgendwann in der Nacht auf Sonntag ereignet haben: Als Anwohnerin Eva Maria Kessler am Sonntagmorgen mit ihrem Hund am Stadtgraben spazieren ging, entdeckte sie zusammen mit einem anderen Passanten die etwa 17 Meter hohe Kastanie, die im Wasser lag. Sie habe die Feuerwehr gerufen, so die 80-Jährige, die am Montag wieder an der Stelle des Baumsturzes unterwegs war. Sie sorge sich um die Situation am baumbestandenen Graben. Auch die Kiefer am nahen Wasserturm an der Kahnfahrt mache ihr Sorgen. "Ich habe Angst, wenn ich da lang gehe", so Kessler. Andere Passanten fürchteten hingegen, dass die Stadt nun vorsorglich weitere Bäume abholzen werde.

    Der Baum, der am Wochenende in den Stadtgraben auf Höhe des Fünffingerlesturms stürzte (wir berichteten), war beim Grünamt bereits als Problembaum bekannt. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagte am Montag, dass die Kastanie im Sommer kontrolliert wurde, nachdem von Anwohnerseite Sorgen geäußert worden waren. Er bestätigte damit die Aussage einer Anwohnerin vom Wochenende. Grund für die Besorgnis waren Risse im Gehwegbelag. Man habe Maßnahmen ergriffen, so Erben, das eigentliche Ausmaß der Schädigung sei aber erst jetzt nach dem Sturz deutlich geworden.

    Nächster Baum stürzt in Augsburg um: Pilzbefall der Wurzeln

    Laut Erben waren die Wurzeln der markanten Rosskastanie, deren Äste übers Wasser ragten, von einem Pilz befallen, was bei Begutachtungen nicht ersichtlich gewesen sei. Man habe sich im Sommer ausführlich mit dem Baum befasst. Unter anderem habe es einen Ortstermin gegeben, Äste seien eingekürzt worden, um die statische Belastung durch den Schrägstand zu senken, und man habe mehrere Messpunkte am Baum angebracht. Damit sollte überwacht werden, ob die Lage stabil bleibt.

    "Der Baum war im Baumkataster als zu beobachtender Baum festgelegt, aber eine Fällung schien nicht notwendig", so Erben. In einer Risikobewertung sei man auch zum Ergebnis gekommen, dass der Baum im schlimmsten Fall in den Stadtgraben fallen und das andere Ufer nicht erreichen würde. Weil auf Höhe des Fünffingerlesturms nicht gebadet werden darf und - anders als in der Kahnfahrt - auch kein Bootsverkehr herrscht, habe man in der Abwägung so entschieden. Beim Risiko eines Sturzes auf eine Straße oder einen Weg hätte man anders entschieden. Die umgestürzte Kastanie soll in den nächsten Tagen abtransportiert werden.

    Kein Zusammenhang mit den Vorfällen an der Kahnfahrt

    Wie berichtet waren im Sommer im Bereich der Kahnfahrt drei Bäume innerhalb kurzer Zeit ins Wasser gefallen. Einmal wurden zwei Ruderboote nur knapp verfehlt. Erben sagte, die an der Kahnfahrt vorgesehenen Baumpflegemaßnahmen seien inzwischen umgesetzt worden. Einen Zusammenhang zwischen den drei Baumstürzen dort und dem umgefallenen Baum am Fünffingerlesturm gebe es trotz der räumlichen Nähe nicht. "Pilze in den Wurzeln übertragen sich nicht. Ein Pilz entsteht, wo Wurzeln beschädigt wurden", so Erben. Erben sagte, im Umfeld der Kastanie seien keine weiteren problematischen Bäume bekannt. Grundsätzlich, so die Stadt, kontrolliere man Bäume regelmäßig. Die Baumkontrolleure werden angehalten, bei Altbäumen auf spezielle Merkmale wie Pilze, Höhlungen und außergewöhnlich starkes Totholz besonders zu achten. In Einzelfällen beauftrage man zusätzlich externe Gutachter.

    Sorgen macht sich Sebastian Berz von der Altaugsburg-Gesellschaft, die den Fünffingerlesturm gemietet hat. "Uns ist nicht wohl", sagt er. Neben dem Fünfgratturm steht eine große Esche. Die Altaugsburg-Gesellschaft will bei der Stadt Einsicht in ein Gutachten bekommen, ob sie noch standsicher ist. Als Grund nennt Berz das große Eschensterben in Augsburg, das durch einen Pilz ausgelöst wird. Im Fünfgratturm halten sich immer wieder Besucher auf. Falls die Esche krank sei und umstürze, könne sie zudem großen Schaden an der Bausubstanz anrichten.

    Mieter des Fünffingerlesturms: Altaugsburg-Gesellschaft ist besorgt

    Einblick möchte der Verein außerdem in ein Gutachten zu der Kiefer, die direkt am St.-Jakob-Wasserturm steht. Berz, der beruflich Architekt ist, befürchtet, dass sie das Fundament und die Gründung des Turmes beschädigt. Die Probleme mit den beiden Bäumen seien bereits vor einem Jahr bei einem Ortstermin mit allen zuständigen Ämtern angesprochen worden.

    Tag des Denkmals, Denkmaltag, Jakobertor, Augsburg, Teil der mittelalterlichen Stadtmauer, Burschenschaft Rheno Palatia
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    Jeder kennt das Jakobertor, das Wertachbrucker Tor und den Jakoberwallturm. Bilder zeigen, wer die Türme "bewohnt" und wie sie von innen aussehen.

    Berz betont, dass sich die Altaugsburg-Gesellschaft mit einer eigenen Kampagne für Bäume in der Altstadt einsetzt. Aus Sicht des Vorsitzenden sind jedoch viele Bäume an der Stadtmauer und in den Wallanlagen überaltert. "Man wird um ein gewisses Auslichten nicht herumkommen." Es sei höchste Zeit, diese Probleme in den Griff zu bekommen.

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