Normalerweise hätte Gastronom Stefan "Bob" Meitinger in der Vorweihnachtszeit den Helmut-Haller-Platz mit dem Festival "Frieren am Kiez" zur Konzert-Location gemacht. Auch der Adventsmarkt der Arge Oberhausen hätte dem Areal vor dem Oberhauser Bahnhof mehr und anderen Zulauf als üblich beschert. Doch wegen Corona musste all das abgesagt werden, was ein wenig von den Dauerproblemen ablenken soll, die dieser große Platz seit Jahren hat: Bahnpassagiere überqueren ihn rasch, wenn sie den Gleisen zustreben. "Aufenthaltsqualität" hat er nur für Menschen, die viele dort eigentlich nicht haben wollen. Selbst an nasskalten Wintertagen ist auf dem aufgelassenen Spielplatz hinter dem Bahnhofsgebäude immer eine mehr oder weniger große Gruppe an Frauen und Männern anzutreffen, die ein Drogen- oder Alkoholproblem haben.
Augsburg: Umbau des Helmut-Haller-Platzes kostet rund 5,8 Millionen Euro
Mit einer - nach ersten Schätzungen rund 5,8 Millionen Euro teuren - Sanierung will die Stadt die Situation auf dem Helmut-Haller-Platz beruhigen und ihn gleichzeitig attraktiver machen für die breite Bevölkerung. Ihre Überlegungen sehen unter anderem ein Feld aus Brunnenfontänen, eine Spielfläche für Fußball/Basketball, abgegrenzte Raseninseln und eine lang gestreckte Pergola mit Radabstellplätzen vor. Ziel sei ein Miteinander der verschiedenen Nutzergruppen; es gehe nicht darum, die Süchtigen zu vertreiben, betonte Baureferent Gerd Merkle (CSU) vor einem Jahr im Bauausschuss, wo der Grundsatzbeschluss für das Projekt fiel.
Dass sich seither auf dem Platz nichts getan hat, missfällt der Anwohnerschaft ebenso wie Immobilienbesitzern. Einer davon ist der Augsburger Bauingenieur Rudolf Reisch, dem zusammen mit seinen Schwestern das direkt gegenüber dem Bahnhof liegende Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Ulmer-/Neuhäuserstraße gehört. "Unsere Familie ist seit über 100 Jahren dort ansässig. Wir kennen die Situation sehr gut", sagt Reisch. Umso bedauerlicher finde er es, von der Stadt nicht in Diskussionen und Planungen mit einbezogen zu werden und mit Anfragen ins Leere zu laufen.
Ärzte- und Medizinhaus am Oberhauser Bahnhof
Trotz allem wolle man zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Reisch nennt hier einen Aufräumdienst, der im Gebäude sowie außen, auf dem Parkdeck und im Hof Hinterlassenschaften, darunter auch Exkremente und leere Spritzen, beseitige. Praxisräume seien hergerichtet und neu vermietet worden. Der vordere Gebäudetrakt soll demnächst in Kürze als Ärzte- beziehungsweise Medizinhaus auch markentechnisch aufgewertet werden. Des Weiteren werde die Fassade 2022 komplett saniert, so Reisch.
In puncto Nahversorgung hat sich bereits etwas getan: Kurz vor Weihnachten eröffnete im Erdgeschoss des Gebäudes ein Netto-Supermarkt, der wesentlich größer als sein Vorgänger ist. Bislang teilte sich der Discounter die Ladenfläche mit einem Rossmann-Drogeriemarkt. Nach dessen Auszug nimmt Netto die komplette Ladenfläche ein. Reisch und seine Frau Anna Maria Guggemos-Reisch sind überzeugt, dass diese Maßnahmen ein weiterer Meilenstein für eine Verbesserung dieses "doch arg vernachlässigten Unterzentrums der Stadt" sein werden.
Den Sachstand der Umbaupläne am Helmut-Haller-Platz erläutert das Stadtplanungsamt wie folgt: Die Verwaltung sei mit dem Votum des Bauausschusses für das Gesamtkonzept beauftragt worden, eine Entwurfsplanung zu erstellen. "Derzeit wird das erforderliche Vergabeverfahren für die Auswahl eines Planungsbüros vorbereitet. Die Entwurfsplanung wird dann ab Frühjahr 2022 in enger Abstimmung mit den am bisherigen Planungskonzept beteiligten Akteuren erarbeitet", wird mitgeteilt.
Für den Umbau soll es Mittel aus der Städtebauförderung geben
Die Haushaltsmittel für den Umbau sollen laut Stadtplanungsamt zum Doppelhaushalt 2023/24 angemeldet werden. Über eventuell vorgezogene Teilmaßnahmen - etwa eine Überdachung des Szene-Treffpunkts - könne dann entschieden werden, wenn klar sei, wann die Haushaltsmittel zur Verfügung stehen und der gesamte
Die Oberhauser Immobilienbesitzer und Bürgerschaft sind nicht die Einzigen, die auf eine Verschönerungsaktion in ihrem Stadtteil warten. Auch die Menschen in Pfersee müssen sich bei der geplanten Sanierung des Platzes vor der Kirche St. Michael in Geduld üben. Hier gibt es bereits einen Entwurf eines Landschaftsarchitekten, der den Bürgerinnen und Bürgern vor zweieinhalb Jahren präsentiert wurde. Damals hieß es, dass die für den Umbau nötigen Mittel für den Haushalt 2020/21 angemeldet werden sollen. Aufgrund der Einnahmenausfälle durch Corona verschob die Stadt die Baumaßnahme. Aktuell ist die Neugestaltung für 2024 vorgesehen.