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Augsburg: Ukraine-Hilfe in Augsburg: Welche Angebote besonders gefragt sind

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Ukraine-Hilfe in Augsburg: Welche Angebote besonders gefragt sind

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    Die Ehrenamtlichen Angelina, Olena sowie Bernd Schneider (von links) nehmen im Hintergebäude von St. Canisius Hilfsgüter entgegen.
    Die Ehrenamtlichen Angelina, Olena sowie Bernd Schneider (von links) nehmen im Hintergebäude von St. Canisius Hilfsgüter entgegen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Normalerweise arbeitet Bernd Schneider in der Gastronomie. Seit ein paar Wochen aber steht der Augsburger an sieben Tagen in der Woche in einem Lagerraum der Pfarrei St. Canisius und nimmt dort zusammen mit anderen Freiwilligen Spenden für Hilfstransporte in die Ukraine oder für die hier gestrandeten Geflüchteten entgegen. Schneider hat nicht lange gezögert, als über eine WhatsApp-Gruppe nach Helfern gesucht wurde, die den Ukrainischen Verein Augsburg bei seinen vielfältigen Aufgaben unterstützen wollen. "Für mich ist es ein schönes Gefühl, diesen Menschen helfen zu können." Der 55-Jährige ist kein Einzelfall.

    Tanja Hoggan-Kloubert, Sprecherin des Ukrainischen Vereins und Vorsitzende des neuen Vereins Deutsch-ukrainischer Dialog, ist begeistert, wie viele Menschen und Institutionen in der Stadt sich für ihre Landsleute engagieren. Ob Schulen oder Kitas Spenden sammeln, Feuerwehrleute Hilfstransporte begleiten oder Familien Geflüchtete bei sich zu Hause aufnehmen - die Hilfsbereitschaft sei immens. Besonders angetan ist die Wissenschaftlerin, die selbst eine Familie beherbergt, über die Anteilnahme aus der Nachbarschaft. "Da bringt immer wieder jemand einen Kuchen vorbei oder bietet Unterstützung bei einem Behördengang an."

    Die Corona-Datenbank wurde in Augsburg zur Ukraine-Liste

    Als das Freiwilligen-Zentrum Augsburg (FZA) im Frühjahr 2020 während der ersten Corona-Welle Helferinnen und Helfer für Botengänge oder Einkäufe suchte, meldeten sich rund 1500 Interessierte. Auf diese Datenbank habe man jetzt zurückgegriffen und sie erweitert, um Menschen aus der Ukraine unterstützen zu können, erläutert Leiter Wolfgang Krell. In einer Rundmail legte das Freiwilligenzentrum den potenziellen Ehrenamtlichen einige Betätigungsmöglichkeiten ans Herz: Konkret werden unter anderem die Mitwirkung bei der Augsburg Tafel und bei Sportvereinen sowie der Einsatz im neuen Info-Point für Geflüchtete am Königsplatz genannt. Auch die Bahnhofsmission als erste Anlaufstelle für zugreisende Geflüchtete stehen auf der Liste. Flüchtlingspatinnen und -paten werden bereits seit Langem im FZA geschult und vermittelt. Durch die große Zahl der in der Stadt neu angekommen Menschen aus der Ukraine sieht Krell hier einen großen Bedarf. Gleiches gelte für Lern- und Lesepatenschaften.

    In das Erdgeschoss dieses Gebäudes in der Bahnhofstraße 2 ganz in der Nähe des Königsplatzes zieht der Info-Point für ukrainische Geflüchtete ein.
    In das Erdgeschoss dieses Gebäudes in der Bahnhofstraße 2 ganz in der Nähe des Königsplatzes zieht der Info-Point für ukrainische Geflüchtete ein. Foto: Michael Kienastl

    Interessierte haben die Möglichkeit, sich auf der Webseite des Freiwilligen-Zentrums mit ihren Fähigkeiten, konkreten Angeboten und zeitlicher Verfügbarkeit zu registrieren sowie sich das Formular für ihr Führungszeugnis herunterzuladen. Dieses sei kostenfrei, aber obligatorisch, betont Krell. Gerade angesichts der hauptsächlichen Zielgruppe - Frauen und Kinder - sei das Führungszeugnis ein Instrument, vor Missbrauch zu schützen.

    Der FZA-Chef spricht von "einer spürbaren Welle der Hilfsbereitschaft" gegenüber den Geflüchteten. Zugleich sei es aber eine Kunst, beide Seiten passend zusammenzubringen. Eine Möglichkeit, sich über Aufgaben und Rahmenbedingungen zu informieren, gibt es am Mittwoch, 27. April, von 10 bis 12 Uhr in einer Online-Schulung via Zoom. Eine Anmeldung ist unter diesem Link möglich.

    Fachakademien wollen den geflüchteten Ukrainern helfen

    Seit vielen Jahren setzt sich der Verein Tür an Tür für zugewanderte Menschen ein - mit haupt- und ehrenamtlichen Aktiven. Als trägerübergreifende Augsburger Integrationslotsin ist Margot Laun dort für die Hilfsbereiten erste Ansprechpartnerin und wurde speziell in den ersten März-Wochen mit Anrufen und Mails geflutet. "Bei mir haben sich 230 Einzelpersonen gemeldet, die irgendetwas oder aber etwas sehr Konkretes tun wollen", sagt sie. Unter anderem habe sie Dolmetscher, Aktive für die Koordinierungsstelle der Ukrainehilfe in der Kresslesmühle oder für die Kleiderkammer des Ankerzentrums vermittelt. Gefreut hat sich die Integrationslotsin besonders über das Angebot von zwei Fachakademien für Sozialpädagogik, deren Schülerinnen und Schüler tätig werden wollen.

    Margot Laun muss potenzielle Ehrenamtliche allerdings in vielen Fällen noch um Geduld bieten. Das Problem: Auf der einen Seite wollten viele sofort anpacken, auf der anderen Seite würden sich viele Betätigungsbereiche in den nächsten Monaten erst noch entwickeln. Generell strebt die Fachfrau an, auf die bereits etablierte Unterstützungsarbeit von Tür an Tür zurückzugreifen und diese gegebenenfalls auszubauen.

    Deutsch-Café und Sprachspaziergänge suchen noch Freiwillige

    Explizit hinweisen möchte sich auf das Deutsch-Café, das ab sofort wieder Mittwochvormittag und -nachmittag im Café Tür an Tür stattfindet und für das noch Kräfte gesucht werden. Gleiches gilt für die sogenannten Sprachspaziergänge (Walk & Talk), bei denen im Gehen oder auch bei einem Stadtbummel Deutschkenntnisse vermittelt werden. Gerne würde Laun auch Familien gewinnen, die beispielsweise eine ukrainische Familie zum Kaffeetrinken oder einem Ausflug einladen möchten.

    Bei aller Hilfsbereitschaft für die Menschen aus dem Kriegsland, eine Sorge treibt die Freiwilligenkoordinatorin um. Sie fürchtet, dass Migranten und Geflüchtete aus anderen Ländern zunehmend aus dem Blick gerieten. "Ich würde mir wünschen, dass das, was jetzt für die Ukraine getan wird, auch den anderen zuteilwird."

    Kontakt: Das Freiwilligen-Zentrum Augsburg ist unter der Telefonnummer 0821 /450422-0 oder der Mailadresse info@freiwilligen-zentrum-augsburg.de zu erreichen. Die Integrationslotsin nimmt Anfragen und Nachrichten unter margot.laun@tuerantuer.de entgegen.

    Tanja Hoggan-Kloubert vom Ukrainischen Verein war kürzlich zu Gast im Podcast "Augsburg, meine Stadt". Hier können Sie das Gespräch anhören.

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