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Augsburg: Ukraine-Hilfe: An diesen Stellen läuft es in Augsburg noch nicht rund

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Ukraine-Hilfe: An diesen Stellen läuft es in Augsburg noch nicht rund

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    Viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind inzwischen in Augsburg angekommen.
    Viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind inzwischen in Augsburg angekommen. Foto: Jan Woitas, dpa (Symbolbild)

    Die Flucht der Menschen aus der Ukraine stellt die Stadtgesellschaft jeden Tag vor neue Herausforderungen. Spät in der Nacht kommen Busse voller Menschen an, traumatisiert, oft krank und mit ihren Kräften am Ende. Auf der anderen Seite arbeiten freiwillige Helfer ebenfalls bis zur Erschöpfung, um für Geflüchtete eine adäquate Unterkunft zu finden, um sie so schnell wie möglich mit dem Nötigsten zu versorgen. In einem wohl nie dagewesenen Ausmaß arbeiten gerade Vereine, Organisationen und Einzelpersonen Hand in Hand mit der Stadt, um so unbürokratisch wie möglich, aber dennoch geordnet das Thema in den Griff zu bekommen. Dass es dabei an einigen Stellen knirscht und manches falsch läuft, ist allen Beteiligten bewusst.

    Die Situation ist mit der Flüchtlingskrise von 2015 nicht zu vergleichen, sagt Augsburgs Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU). Denn diesmal dürfen die Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Unterkunft selbst wählen und werden nicht standardmäßig von Staat oder Stadt in Unterkünfte untergebracht. Viele ziehen die Unterbringung in Privatwohnungen vor. "Dies darf aber nicht so verstanden werden, dass der Staat oder die Stadt diese Aufgabe nicht selbst wahrnimmt, indem er sie an Ehrenamtliche delegiert", betont der Referent.

    Man halte Unterbringungsmöglichkeiten vor, wenn eine private Unterbringung nicht oder nur für befristete Zeit möglich sei. "Wir freuen uns über das Engagement der Bürgerschaft und das in kurzer Zeit entstandene Miteinander von privater und staatlicher Initiative, die es so in Deutschland noch nie gab", sagt Schenkelberg.

    Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine: Schwierigkeiten bei Kommunikation

    Tatsächlich scheint es, dass die Stadt dem bürgerschaftlichen Engagement teilweise nicht mehr hinterherkommt. Wenn es knirscht, dann zumeist, weil die Stadt von Busladungen voller Menschen überrascht wird - oder weil angekündigte Reisebusse einfach nicht erscheinen und niemand die vorbereiteten Essen und Unterkünfte in Anspruch nimmt, berichtet ein Mitarbeiter aus dem städtischen Krisenstab. "Es wäre unter anderem wünschenswert, wenn wir in den Bussen Ansprechpartner hätten, mit denen wir uns telefonisch austauschen können, wenn die Geflüchteten noch unterwegs sind", so der städtische Helfer.

    Doch auch die Helfer haben offenbar Probleme, zeitnah mit der Stadt zu kommunizieren. Als der Augsburger Lions Club bei der Stadt ankündigte, dass er zwei Busse voller Menschen aus dem Kriegsgebiet holen werde, habe es tagelang gedauert, bis sich überhaupt jemand von der Stadt auf ihre Rückrufbitten gemeldet habe, berichtet Mitorganisatorin Natalija Blobel. "Ich bin ziemlich auf Kohlen gesessen. Die Busse sollten am Sonntag zurückkehren und am Mittwoch hatte ich noch nichts von der Stadt gehört." Allerdings - das betont die Helferin - als die Aktion dann in der Stadt in den richtigen Händen lag, habe alles geklappt. Stadt und Freiwillige hätten die Geflüchteten gemeinsam betreut und gut untergebracht.

    "Was ich mir noch wünschen würde, wäre eine offizielle Person der Stadt, die bei so großen Aktionen die Menschen in Empfang nimmt und als ihr Ansprechpartner fungiert", regt Blobel an. Ein Problem sei für die vielen Frauen und Kinder, dass sie über Nacht in eine völlig fremde Situation geworfen würden. Es fehle an den wichtigsten Informationen, etwa welche Kinderärzte kontaktiert werden könnten, die sich schnell um die durch die Flucht dehydrierten Kinder kümmerten. "Ich bekomme nachts Anrufe von verzweifelten Müttern, die ihr fieberndes Kind nicht in den Griff bekommen und nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen", berichtet sie. "Vielleicht würde sich ein Handzettel anbieten, auf dem die wichtigsten Ansprechpartner für Notfälle stehen", schlägt sie vor.

    Dass das ausgeprägte bürgerschaftliche Engagement eine "Besonderheit von Augsburg" ist, davon ist Tanja Hoggan-Kloubert vom Ukrainischen Verein überzeugt. "Die Freiwilligen tun viel und engagieren sich gerne - aber die Stadt ist von sich aus auch unglaublich aktiv", lobt sie die Zusammenarbeit. Die Bürgergesellschaft sei in dieser Lage notwendig, um Lücken zu füllen, bevor das städtische und staatliche System richtig anläuft. So könnten Einzelschicksale besonders schnell Hilfe bekommen und würden nicht durch das Raster fallen.

    Das Ankerzentrum in Augsburg steht immer wieder in der Kritik

    Während das städtische Krisenmanagement überwiegend gelobt wird, gibt es im Ankerzentrum, in dem sich die Flüchtlinge vor dem Erhalt staatlicher Leistungen registrieren lassen müssen, immer wieder Unmut. Flüchtlinge und Helfer berichten von unfreundlichen Wachleuten. Auch die langen Wartezeiten, bis jemand registriert werden könne, ärgern Helferinnen und Helfer.

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    Neu ankommende Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, werden im Ankerzentrum in der Aindlinger Straße in Augsburg registriert, aufgenommen und versorgt.

    Das Ankerzentrum wird von der Regierung von Schwaben betrieben. Nach der Registrierung könnten sich die Geflüchteten, die im Stadtgebiet Augsburg eine Unterkunft haben, bei der Ausländerbehörde der Stadt Augsburg anmelden und ihren ausländerrechtlichen Status klären lassen, heißt es von der Stadt. Wenn es dort bei der Erstregistrierung zu starken Verzögerungen komme, könnten die Geflüchteten auch mittels Kopien ihrer Identitätsnachweise Geld und Lebensmittelgutscheine bekommen.

    Die Stadt hat auf ihrer Homepage unter www.augsburg.de/ukraine für Helferinnen und Helfer, aber auch Geflüchtete, alle relevanten Informationen zusammengefasst. Die Seite gebe es auch in ukrainischer Sprache. Daneben gibt es die Handy-App "Integreat", auf der ebenfalls viele hilfreiche Informationen zu finden sind und die regelmäßig an neue Entwicklungen angepasst wird.

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