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Augsburg: Interaktive Karten: Hier sind Augsburger am stärksten von Armut betroffen

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Interaktive Karten: Hier sind Augsburger am stärksten von Armut betroffen

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    Das durchschnittliche Einkommen von Augsburger Bürgern ist im Vergleich gering. Über 30 Prozent müssen mit weniger als 1500 Euro im Monat auskommen.
    Das durchschnittliche Einkommen von Augsburger Bürgern ist im Vergleich gering. Über 30 Prozent müssen mit weniger als 1500 Euro im Monat auskommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Betroffenheit von Armut sichtbar zu machen, war jüngst Ziel eines Expertengesprächs im Rathaus. Die Sozialfraktion hatte dazu eingeladen. "Das Thema Armut soll raus aus der Scham-Ecke und rein ins Rathaus", betonte die sozialpolitische Sprecherin Jutta Fiener (SPD). Bei dem Termin wurden Daten und Statistiken vorgestellt. Sie verdeutlichen, dass Augsburger Bürgerinnen und Bürger im Vergleich zu Bewohnern anderer Kommunen weniger Geld zur Verfügung haben. Sie zeigen auch, dass immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen sind und es Stadtviertel in Augsburg gibt, in denen besonders viele arme Menschen leben.

    Viele Augsburger haben am Ende des Monats wenig Geld in der Tasche. Christian Rindsfüßer, Geschäftsführer des Instituts für Sozialplanung (SAGS), zeigt unter anderem auf, dass das durchschnittliche Haushaltseinkommen der Augsburger Bürger im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen und auch im bayernweiten Vergleich abfällt. So liegt das mittlere Haushaltsnettoeinkommen in der Stadt aus dem Jahr 2020 im Monat bei 3.539 Euro, im Landkreis Augsburg bei 5.008 und im Kreis Aichach-Friedberg bei 5.244 Euro. "Gerade zum Landkreis Aichach-Friedberg ist der Kontrast sehr deutlich. Hier macht sich der Münchner Einzugsbereich bemerkbar", so Rindsfüßer. Augsburg liegt aber auch unter dem bayerischen Schnitt, der bei 4.350 Euro mittlerer monatlicher Kaufkraft je Haushalt rangiert. Auffallend ist die vergleichsweise hohe Anzahl von Haushalten mit niedrigem Einkommen in der Stadt: 34,7 Prozent verfügen lediglich über ein Monatsnettoeinkommen von unter 1.500 Euro. Rindsfüßer: "Für eine alleinstehende Person mag das reichen, für eine Familie nicht."

    Im Oberhauser Viertel "Links der Wertach" gibt es viele Arbeitslosengeld-Empfänger

    Dass viele Augsburger Bürger in prekären Einkommensverhältnissen leben, hat die Augsburger Armutskonferenz schon vor einigen Jahren festgestellt. Seither setzt sich das Gremium unter anderem für eine regelmäßige Sozialberichterstattung der Stadt ein, damit "man am Thema dran bleiben kann", sagt Mitglied Anne Güller-Frey. Gerade Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Arbeitslose, Menschen mit niedriger Qualifikation, Migrationshintergrund oder einer psychischen Erkrankung seien besonders häufig von Armut betroffen. Das könne auch auf einzelne Stadtteile und Viertel heruntergebrochen werden: In Oberhausen leben etwa besonders viele arbeitslose Menschen. So erhielten laut dem städtischen Strukturatlas 2021 etwa 15 Prozent der Haushalte im Viertel "Links der Wertach" Arbeitslosengeld, darunter jeder Dritte mit einem oder mehr Kindern im Haushalt.

    Der Anteil der Wohngeld-Empfänger ist im Wolfram- und Herrenbachviertel am höchsten (3,6 Prozent). Sie alle hätten etwas gemeinsam, sind sich die Experten einig: Die Probleme der Menschen, die von Armut betroffen sind, kreisten vielfach um die Themen Gesundheit, Bildung und Ausbildung aber auch Teilhabe und Wohnen, so Güller-Frey. Früher hätten die Menschen Angst gehabt, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, nun haben sie Angst, ihre Wohnung zu verlieren, fügt Wolfgang Peitzsch, Vorsitzender DGB-Kreisverband Donau Ries, hinzu.

    Eine Gruppe, die sich aus eigener Kraft oft nicht mehr helfen könne, seien Rentnerinnen und Rentner, die in den vergangenen Jahren immer häufiger von Armut betroffen sind. Rindsfüßer ermittelte, dass die absolute Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter in der Stadt Augsburg in den vergangenen zehn Jahren um rund 20 Prozent gestiegen sei. Rund fünf Prozent des Anstiegs sei durch die generelle Zunahme der über 65-Jährigen zu erklären, 15 Prozent durch einen tatsächlichen Anstieg der Empfängerquoten.

    3400 Augsburgerinnen und Augsburger erhalten Grundsicherung im Alter

    "Wir können davon ausgehen, dass in Augsburg 3400 Personen oder 5,5 Prozent der über 65-Jährigen Grundsicherung im Alter erhalten. Daneben erhalten 800 Personen Grundsicherung bei Erwerbsminderung", berichtet der städtische Sozialplaner Klaus Kneißl. In den Stadtteilen Oberhausen, Hochfeld, Univiertel und Herrenbach gebe es einen besonders hohen Anteil an Personen, die 65 Jahre und älter sind und Grundsicherung im Alter erhalten. Alkohol- und Zigarettenkonsum, Vereinsamung, ungenügende medizinische Behandlung und Krankheiten seien bei dieser Personengruppe besonders weit verbreitet.

    Klaus Kneißl zeigt auf, wie gerade den älteren Menschen geholfen werden könnte. "Es wäre dringend geboten, in diesen Stadtteilen vorrangig einen werktäglichen stationären Mittagstisch aufzubauen - gegebenenfalls mit einer wöchentlichen Tafelausgabestelle." Daneben gebe es auch in einigen Gebieten von Lechhausen oder in Kriegshaber einen nennenswerten Anteil an Grundsicherung im Alter. Auch dort wäre ein Mittagstisch nicht falsch, so der Sozialplaner. Neben der regelmäßigen Mahlzeit könnte dieses Angebot auch als Treffpunkt und Anlaufstelle, vielleicht auch mit Streetwork für diese bedürftigen Personen, dienen.

    Armut in Augsburg: "Corona hat die Spaltung vorangetrieben"

    Mittagstische sind auch ein Anliegen von Stadträtin Jutta Fiener. Die Möglichkeit, am Leben teilzunehmen, sei von Armut betroffenen Menschen wichtig. Gerade die vergangenen zwei Jahre während der Corona-Pandemie hätten die Spaltung von Arm und Reich vorangetrieben, findet sie. Sie wolle genauer hinschauen und unterstützt die Forderung der Armutskonferenz. "Wir brauchen wieder einen aktuellen Armutsbericht oder Sozialbericht, der die Betroffenheit der Augsburger Bürger aufzeigt."

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