Etwas unheimlich findet der kleine Linus den Kampf des Turamicheles gegen den Teufel. Der Vierjährige beobachtet vom Arm seiner Mutter aus das traditionelle Schauspiel der Figuren am Perlachturm. Es war am Wochenende wohl vorerst das letzte Mal, dass die Besucher den alljährlichen Sieg über das Böse am Turmfenster verfolgen können.
Punkt 12 Uhr erhält Erzengel Michael im Kampf gegen den Teufel naturgemäß die meiste Unterstützung von den Menschen auf dem Augsburger Rathausplatz. Zum Takt des Glockenschlags sticht das Turamichele mit der Lanze auf den Teufel ein, der ihm zu Füßen liegt. Die Menge zählt laut mit. Elisabeth Belfkih hat das selbst schon als kleines Kind so gemacht. Nun lässt die Mutter mit ihrem Sohn Elias nach dem Figurenspiel Luftballons steigen. „Es ist eine schöne Tradition“, sagt Belfkih. Eine Tradition, die in dieser Form in den kommenden zwei Jahren unterbrochen wird.
Sanierung des Perlachturms unterbricht Turamichele-Spiel 2025 und 2026
Wie Heinz Stinglwagner vom Veranstalter Augsburg Marketing berichtet, kann das Turamichele in den Jahren 2025 und 2026 nicht in seiner bisherigen Form stattfinden. Der Grund für die Pause ist die bevorstehende Sanierung des Perlachturms. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits, die Arbeiten sollen im Frühjahr starten. Mit einem 80 Meter hohen Kran wird dann die Turmspitze heruntergehoben, damit die alte Treppe aus dem dann oben offenen Turm herausgezogen werden kann. Anschließend wird die neue Stahltreppe hinuntergelassen. Die Sanierung des Turms, so der Plan, soll 2027 abgeschlossen sein – zehn Jahre also nach seiner Sperrung. Ob oder wie während der Bauphase das Familienfest um das Turamichele gefeiert wird, steht noch nicht fest. Die meisten Besucher am Wochenende wissen von dieser bevorstehenden Pause bislang nichts. Entsprechend überrascht fallen manche Reaktionen aus.
„Das ist aber schade“, meint etwa Werner Spiegel. Der 77-Jährige kommt jedes Jahr zum Turamichele – selbst wenn die Enkel nicht dabei sind, so wie am Samstag. „Das ist einfach Tradition“, findet Spiegel. Negativ in Erinnerung geblieben ist ihm der fehlende Blumenschmuck am Turmfenster vor zwei Jahren. Aus Statikgründen, so hieß es von der Stadt, habe man den gewohnten Schmuck nicht anbringen können. Einige Besucher zeigten sich damals verärgert. „Das war so ein Armutszeugnis“, sagt Spiegel, bei dem diese Entscheidung offenbar bleibenden Eindruck hinterlassen hat. „Mal sehen“, sagt er angesichts der bevorstehenden Zwangspause leicht ironisch, „was denen dann so alles einfällt.“
Luftballons steigen an Augsburgs Rathausplatz empor
Erst einmal aber genießen die Familien das Fest auf dem Rathausplatz und lassen, wenn sich das Turamichele zur vollen Stunde am Fenster zeigt, die Luftballons mit den Friedenswünschen in den Himmel steigen. Dort hört es am Samstag kurz vor zwölf Uhr mittags pünktlich zum Regnen auf. Sogar die Sonne zeigt sich kurz. „Beim Turamichele siegt halt doch immer das Gute“, merkt eine Besucherin fröhlich an.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden