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Augsburg: Trotz stark steigender Corona-Zahlen ist die Grindtec noch nicht abgesagt

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Trotz stark steigender Corona-Zahlen ist die Grindtec noch nicht abgesagt

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    Die Grindtec 2020 ist bislang nicht abgesagt, obwohl in Augsburg die Zahl an Corona-Infektionen stark steigt.
    Die Grindtec 2020 ist bislang nicht abgesagt, obwohl in Augsburg die Zahl an Corona-Infektionen stark steigt. Foto: Annette Zoepf (Archivfoto)

    Findet die Schleifmesse Grindtec Mitte November nun statt oder nicht? Obwohl aktuell alle Corona-Warnwerte dagegen sprechen, war bis Freitagabend noch immer keine Entscheidung gefallen. Bei der Frage, wer die Entscheidung treffen müsste, gab es am Freitag unterschiedliche Aussagen. Die Stadt Augsburg verweist nach München, dort wiederum sieht man die Stadt in der Pflicht. In der Kritik steht nun auch die Afag Messen und Veranstaltungs-GmbH. Grund: Sie will den Ausstellern bei der Rückerstattung von Gebühren nicht entgegenkommen, sollten diese ihren Messebesuch absagen.

    Die Debatte begann am Mittwoch mit der Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Der hatte der Corona-Ampel eine Stufe "dunkelrot" hinzugefügt. Ab einem Sieben-Tage-Index der Neuinfektionen von 100 gelten in Städten und Landkreisen nun strengere Regeln. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen wären demnach verboten. Augsburg liegt, Stand Freitag, bei einem Wert von 177,5. Laut Definition der Stadt, die die neuen Corona-Regeln auf ihrer Homepage zusammenfasst, wären vom neu auferlegten Verbot neben Sport- und Kulturveranstaltungen zum Beispiel auch "Tagungen, Kongresse und Messen" betroffen. Logischer Schluss: Die Grindtec müsste abgesagt werden.

    Die Crux ist: Fachmessen wurden bislang gesondert betrachtet, sie galten nicht als Veranstaltungen. Doch am Freitag war nicht endgültig geklärt, ob diese Ausnahme auch jetzt wieder gilt. Die Stadt Augsburg verwies für die Entscheidung zunächst nach München. Von dort hieß es, auch Messen würden diesmal der Regelungen für Veranstaltungen unterliegen. Demnach dürfte die Grindtec nur mit maximal 50 Teilnehmern stattfinden. Eventuell, so hieß es am Freitag weiter, hätte die Stadt die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Ob dies überhaupt möglich ist, prüft die Stadt jetzt.

    Immer mehr Grindtec-Aussteller reagieren mit Kritik

    Die Diskussionen über die Messe, zu der rund 500 Aussteller aus verschiedenen Ländern erwartet werden, hat sich unterdessen unabhängig von der Interpretation der Söder-Regeln weiter zugespitzt. Während der Veranstalter und auch einige Aussteller bei der Pressekonferenz am Mittwoch um das Vertrauen von Gästen und Bürgern warben und mehrfach das behördlich genehmigte Hygienekonzepts lobten, melden sich immer mehr Unternehmen zu Wort, die eine Absage fordern.

    Einer ist Steven Sonntag, Marketingleiter der Maveg Maschinen-Vertriebs-Gesellschaft mbH aus Chemnitz. In einem Gespräch mit unserer Redaktion bemängelt er ein fehlendes Entgegenkommen der Afag im Fall einer Absage seitens der Aussteller. "Nicht nur, dass wir bereits bezahlte Beteiligungskosten nicht erstattet bekommen. Darüber hinaus will der Veranstalter auf unsere Kosten auch noch die Standfläche optisch verschönern, die wir durch unsere Absage nicht belegen", ärgert sich Sonntag. Durch eine Absage seitens seiner Firma kämen damit neue Kosten auf sie zu. Zwar seien auch andere Messeveranstalter streng in der Einhaltung geschlossener Verträge, aber viele hätten sich aufgrund von Corona schon früh für eine Absage entschieden. Sie hätten die Aussteller aus Verträgen entlassen oder immerhin mehr Entgegenkommen gezeigt sowie kostenlose Services angeboten.

    Andreas Haimer von der Haimer GmbH teilt diese Meinung. Er hat sich mit einem offenen Brief an Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) gewandt und die Absage der Grindtec gefordert. Wie Sonntag und andere Unternehmer sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion, dass neben des Risikos einer unkontrollierten Verbreitung des Virus durch Messebesucher auch die Wirtschaftlichkeit für die Aussteller in keiner Relation stehe. "Aufgrund von Reisebeschränkungen für Gäste aus dem Ausland aber auch für Geschäftsreisende aus dem Inland werden weniger Besucher zu erwarten sein. Damit könnte die Messe für viele Unternehmen ein wirtschaftlicher Flop werden", glaubt Haimer. Wegen der strengen Stornoregelungen sei man aber fast gezwungen, an der Messe teilzunehmen.

    Afag will an der Grindtec in Augsburg festhalten

    Der Veranstalter Afag geht auf diese Kritik ein. "Wir müssen aber auch sehen, dass es Aussteller gibt, die sich bei uns melden und an uns appellieren, die Messe auf jeden Fall stattfinden zu lassen. Sie brauchen dringend den Austausch mit Kunden. Auch mit diesen Ausstellern haben wir einen Vertrag, der erfüllt werden will", schildert Geschäftsführer Thilo Könicke.

    Die afa 2021 soll vom 10. bis 14. Februar stattfinden. Die Messe zog in den vergangenen Jahren viele Menschen an.
    Die afa 2021 soll vom 10. bis 14. Februar stattfinden. Die Messe zog in den vergangenen Jahren viele Menschen an. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivfoto)

    Wie am Ende entschieden wird, ist offen. Für die Afag würde eine Absage schon den zweiten Ausfall einer ihrer Messen binnen weniger Tage bedeuten. Zuletzt wurde die Verbrauchermesse Consumenta - vergleichbar mit der Augsburger Frühjahrsausstellung afa - seitens der Stadt Nürnberg abgesagt, nach dem sich zuvor schon Ministerpräsident Markus Söder dafür ausgesprochen hatte. Das war allerdings noch vor Inkrafttreten der verschärften Corona-Regeln.

    Fehlende Planbarkeit hat auch Auswirkungen auf afa

    Die Hängepartie sowie die fehlende Planbarkeit hat auch Folgen für die Augsburger afa, die ebenfalls von der Afag geplant wird. Der Termin für 2021 steht fest. Von Mittwoch, 10. Februar, bis Sonntag, 14. Februar, soll Schwabens größte Verbraucherschau stattfinden. Ob es so kommen wird, ist ungewiss. Neben der Afag hat auch die Messe Augsburg schwer mit den Corona-Folgen zu kämpfen. Die beliebte Eigenveranstaltung "Jagen und Fischen" beispielsweise soll vom 21. bis 24. Januar stattfinden. "Wir planen die Durchführung der Messe unter Berücksichtigung aller Corona-Schutzmaßnahmen und mit einem belastbaren Hygienekonzept und sind fest davon überzeugt, dass sie stattfinden kann", so Messe-Geschäftsführer Lorenz A. Rau. Doch sicher ist auch das nicht. Das Ringen geht weiter.

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