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Augsburg: Trotz Krise: So will die Kirche den sozialen Wohnungsbau vorantreiben

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Trotz Krise: So will die Kirche den sozialen Wohnungsbau vorantreiben

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    Nach dem Abbruch dieses Altbaus an der Wolframstraße will die Kirche 52 neue, bezahlbare Wohnungen bauen.
    Nach dem Abbruch dieses Altbaus an der Wolframstraße will die Kirche 52 neue, bezahlbare Wohnungen bauen. Foto: Bernd Hohlen

    Im Augsburger Wohnungsbau herrscht weitgehend Stillstand. Zahlreiche Unternehmen haben wegen schwer kalkulierbarer hoher Baukosten und steigender Zinsen ihre Projekte auf Eis gelegt. Anders läuft es bei der katholischen Kirche. Das St. Ulrichswerk will den sozialen Wohnungsbau trotz der problematischen Marktlage weiter vorantreiben. Aktuell geht es um neue, bezahlbare Wohnungen im Wolframviertel.

    "Wir versuchen, unserem sozialen Auftrag auch in dieser schwierigen Zeit gerecht zu werden, wenn es wirtschaftlich machbar ist", sagt Matthias Bronner vom St. Ulrichswerk Siedlungs- und Wohnungsunternehmen der Diözese Augsburg. Konkret wird ein neues Vorhaben in einer bestehenden Anlage an der Wolframstraße in Angriff genommen. Bis Ende 2025 sollen 52 geförderte Wohneinheiten mit Tiefgarage entstehen. Bronner zufolge werden zunächst alte Gebäude abgebrochen. Das soll bis zum Sommer dauern. "Unser Wunsch wäre, den Neubau möglichst nahtlos anzuschließen", sagt er. Voraussetzung sei, dass das veranschlagte Budget von etwa 16,8 Millionen Euro eingehalten werden kann. "Wir hoffen, dass sich die Preisschraube etwas rückwärts dreht." Viele Bauherren warten derzeit ab. Deshalb geht man beim Ulrichswerk davon aus, dass zuletzt überlastete Handwerker über kurz oder lang wieder Aufträge brauchen. 

    Bauvorhaben in Augsburg: Weitere Projekte in Planung

    In der weitläufigen Anlage an der Wolframstraße wird Schritt für Schritt modernisiert. Momentan steht der dritte Bauabschnitt an. Insgesamt sind sechs Bauabschnitte geplant, alle in einer ähnlichen Größenordnung. Damit neue Gebäude Platz haben, soll auf bestehenden Grünflächen nachverdichtet werden. Bronner sagt: "Es gibt schon eine sehr hohe Nachfrage, auch wenn die nächsten Wohnungen voraussichtlich erst in drei Jahren fertig werden." Eine Warteliste gebe es noch nicht, aber Vormerkungen aus dem Quartier. Bewerben könne sich jede Person, die einen Wohnberechtigungsschein hat. 

    Eigentlich hätte der dritte Abschnitt an der Wolframstraße schon bis Ende 2022 fertig sein sollen. Wegen Corona und der Krise in der Baubranche hat sich das Projekt verspätet. Bronner will weitere Verzögerungen nicht ausschließen. Anderseits bemüht man sich beim Ulrichswerk, in der

    Wohnungsnot in Augsburg: Täglich Anrufe von Mietinteressenten

    Wie dringend in Augsburg bezahlbare Wohnungen gesucht werden, bekommt man auch beim kirchlichen Wohnbauunternehmen mit. Die Nachfrage sei enorm, so Bronner. Fast täglich gebe es Anrufe von Mietinteressenten. Mit fast 1400 eigenen Wohnungen und etwa 2500 verwalteten Wohneinheiten im Bistum Augsburg zählt das Ulrichswerk zu den großen Vermietern der Stadt. 

    Die städtische Wohnbaugruppe, mit mehr als 10.000 Wohnungen der größte Vermieter und bei den geförderten Wohnungen der größte Akteur in Augsburg, hat wie berichtet angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen für dieses Jahr den Beginn von Neubauprojekten gestoppt. Aktuell konzentriert man sich auf die Fertigstellung der etwa 320 Wohnungen in den laufenden Projekten Reese-Park II, Sheridan-Park, Michaeli-Park sowie im Prinz-Karl-Viertel. Neue Bauprojekte, etwa an der Wernhüterstraße (Antonsiedlung), werden zeitlich gestreckt. 

    Parallel gehen auf dem freien Wohnungsmarkt die Mieten weiter nach oben. Aktuell geht der Maklerverband IVD für eine Neubauwohnung in Augsburg von 13,25 Euro Kaltmiete aus. In der Wolframstraße kalkuliert das Ulrichswerk bei Fertigstellung in einigen Jahren mit 14 bis 15 Euro, um selbst wirtschaftlich bauen zu können - das ist ein Hinweis, wo die Reise bei den Neubaumieten in den kommenden Jahren hingehen könnte. Beim geförderten Wohnungsbau gibt es für die Mieter aber je nach Einkommen teils erhebliche Zuschüsse vom Staat. Das Spektrum reicht von Leistungsempfängern bis hin zu Mittelschichtfamilien. 

    In Neubauvierteln müssen inzwischen von Bauträgern 30 Prozent der Wohnungen als geförderte Wohnungen errichtet werden. Allerdings wird auch auf dem freien Markt aktuell weniger gebaut. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen lag im Vergleich der zurückliegenden Jahre 2022 mit gut 1300 im oberen Bereich. Dabei handelte es sich um Bauprojekte, die vor Beginn der Krise begonnen wurden. In den kommenden Jahren könnten die Zahlen sinken. Wie berichtet gab es zuletzt einen Einbruch bei den Baugenehmigungen - statt des in den Vorjahren etwa üblichen Werts von 1700 Wohnungen waren es 2022 nur um die 600. Zwar ging im ersten Quartal die Zahl wieder nach oben, doch ob Bauträger angesichts der aktuellen Marktlage dann auch tatsächlich bauen, ist eine andere Frage. Inzwischen gibt es in Augsburg einige Brachen, auf denen nichts vorangeht.

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