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Augsburg: Trotz Förderung durch die Stadt: Grundstücke in Augsburg sind oft zu teuer

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Trotz Förderung durch die Stadt: Grundstücke in Augsburg sind oft zu teuer

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    Das Baugebiet nahe der Kleingartenanlage Griesle an der Schillstraße in Augsburg: Inzwischen wurden erste Erdarbeiten erledigt, doch seit einem Jahr hat sich nicht viel getan.
    Das Baugebiet nahe der Kleingartenanlage Griesle an der Schillstraße in Augsburg: Inzwischen wurden erste Erdarbeiten erledigt, doch seit einem Jahr hat sich nicht viel getan. Foto: Michael Hochgemuth

    Das Modell gibt es in Augsburg schon seit mehr als 50 Jahren: Bürger mit niedrigen und mittleren Einkommen bekommen von der Stadt, sofern sie bestimmte Voraussetzungen nach einem Kriterienkatalog (z.B. Einkommen, Kinderanzahl) erfüllen, stadteigene Grundstücke als Bauland zu einem vergünstigten Preis verkauft. Als nächstes soll das früher als "Einheimischenmodell" bezeichnete Konstrukt bei zwölf Grundstücken in der Schillstraße und etwa 20 Grundstücken im Neubaugebiet an der Wernhüterstraße (nahe Antonsiedlung) in Lechhausen umgesetzt werden. Bis zu 40 Prozent des Verkehrswerts eines Grundstücks erlässt die Stadt den Käufern. Doch noch bevor das Modell, das zuletzt Anfang der 2000er-Jahre in mehreren Augsburger Baugebieten umgesetzt wurde, in eine Neuauflage gehen kann, zeichnen sich Probleme ab.

    Grundstückspreise in Augsburg stiegen in den vergangenen Jahren massiv

    Denn die Grundstückspreise sind aufgrund der Bodenknappheit in den vergangenen Jahren so gestiegen, dass ein Hausbau für Familien der Zielgruppe zunehmend weniger in Frage kommt. Den Zusatz, dass man Förderung für Familien mit "niedrigem und mittleren Einkommen" betreiben will, streicht die Stadt aus dem Modellnamen - das wecke nur falsche Erwartungshaltungen, sagt der für städtische Grundstücke zuständige Liegenschaftsreferent Wolfgang Hübschle. "Hier hat uns die Preisentwicklung bei den Grundstücken inzwischen einen Strich durch die Rechnung gemacht."

    Die Bodenpreise sorgen für teurere Immobilien

    Je nach Lage sind beim Baugrund für eine Einfamilienhausbebauung in Augsburg inzwischen Quadratmeterpreise von 600 Euro realistisch - bei einem 20 mal 20 Meter großen Grundstück, was für ein Einfamilienhaus nicht übermäßig groß ist, wären das 240.000 Euro nur für den Baugrund. Vor einigen Jahren waren noch deutlich niedrigere Bodenpreise angesagt.

    Zuletzt war die Grundstückspolitik der Stadt im Wirtschaftsausschuss des Stadtrates ein Thema. Christine Wilholm (Sozialfraktion; Linke) sagte, Eigentumsbildung sei für Menschen mit niedrigen Einkommen in Augsburg inzwischen undenkbar. "Die sind froh, wenn sie die Miete bezahlen können und am Ende des Monats noch etwas im Kühlschrank ist", so Wilholm. Auch Raphael Brandmiller (Generation Aux) sagte, er halte es für schwierig, "diesen Weg weiterzugehen, obwohl das Ziel dadurch augenscheinlich nicht erreicht wird".

    Große Grundstücke in der Schillstraße sorgen für hohe Preise

    Damit die Rechnung auch für Bürger mit etwas höherem Einkommen überhaupt aufgeht, will die Stadt die Vermögensobergrenze, die Antragsteller nicht überschreiten dürfen, von 100.000 auf 200.000 Euro anheben. Denn wer als Häuslebauer nur 100.000 Euro an Eigenkapital mitbringt, würde die 650.000 Euro, von denen die Stadt in der Schillstraße als Mindestpreis für ein Haus ausgeht, nicht schultern können. Auch mit der 200.000-Euro-Grenze sei eine Kreditfinanzierung gerade noch so gewährleistet, sagt die Stadt. Allerdings, so Linken-Stadträtin Wilholm, frage sie sich, wie auch eine besser verdienende Familie mit zwei Kindern 200.000 Euro an Eigenkapital ansparen könne, wenn es keine Erbschaft gebe. "Letztlich fördern wir wohl nur die, die es sich ohnehin leisten könnten", so Wilholm. Hübschle hält die Schillstraße allerdings für ein Extrembeispiel. Im Bebauungsplan seien dort relativ große Grundstücke vorgesehen, was sich auch auf den Preis auswirke.

    Der Bebauungsplan war seinerzeit wegen seiner Eingriffe in die Lechauen umstritten. Unter anderem der Bund Naturschutz kritisierte, dass wenn dort Boden versiegelt werde, wenigstens viele Wohnungen entstehen sollten. Die Einfamilienhausplanung sei nur für Besserverdienende geeignet. Die Bauverwaltung hielt dem seinerzeit entgegen, dass eine mehrstöckige Bebauung an dieser Stelle nicht in die Landschaft passe und ebenfalls Proteste nach sich ziehen werde.

    Liegenschaftsamts-Leiter Ralph Schmittmann verweist in der aktuellen Vergabediskussion auch darauf, dass sich die Rahmenbedingungen der Grundstücksvergabe in den vergangenen Jahrzehnten grundsätzlich geändert hätten. Augsburg vergebe schon lange Grundstücke zur Selbstbebauung an Bürger, doch allein schon durch die höheren Gebäudestandards und komplizierte Vorschriften könnten Bauherren heute weniger selbst machen als noch vor 50 Jahren.

    Lechhauser Neubaugebiet steht als nächstes an

    Neben der Schillstraße will die Stadt auch auf dem sogenannten Wohanka-Areal im Bärenkeller Grundstücke vergünstigt abgeben. Für das Gelände am Holzweg an der Stadtgrenze zu Neusäß wird gerade ein Bebauungsplan erstellt. Und im Neubaugebiet Wernhüterstraße, wo insgesamt 360 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern entstehen sollen, gehören der Stadt 16 Prozent der bebaubaren Grundfläche. Einen Teil bekommt die städtische Wohnbaugruppe, damit sie geförderte Mietwohnungen bauen kann. Die restlichen Grundstücke für 21 Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften will die Stadt vergünstigt an Bürger verkaufen. Die anderen Grundstücke gehören dem Wohnbauland-Entwickler Infracommun Senn, der bereits in die Vermarktung gegangen ist und die Grundstücke bauträgerfrei verkauft.

    Ganz im Norden des Bärenkellers an der Grenze zu Neusäß liegt das Wohanka-Areal. Auf dem Grundstück soll  Wohnraum geschaffen werden.
    Ganz im Norden des Bärenkellers an der Grenze zu Neusäß liegt das Wohanka-Areal. Auf dem Grundstück soll Wohnraum geschaffen werden. Foto: Siegfried Kerpf (Archiv)

    Offen ist, inwieweit die Förderung künftig angewendet werden wird. Die Grundflächen der Stadt sind überschaubar. Um eine Bevorratungspolitik wie die Stadt Ulm durchzuziehen, die so viele Grundstücke wie möglich kauft und diese dann zu Bauland entwickelt, um Bodenspekulation zu bremsen, fehle der Stadt schlicht das Geld, so Schmittmann. Allerdings hatte der Stadtrat im Frühjahr, als er für Neubaugebiete eine fixe Quote an geförderten Wohnungen von 30 Prozent verabschiedete, um die Mietpreisentwicklung etwas zu bremsen, auch einen Beschluss zum Thema Einfamilienhäuser/Doppelhaushälften/Reihenhäuser verabschiedet. Demnach kann Investoren in bestimmten Konstellationen auferlegt werden, 30 Prozent der Bauplätze gemäß der städtischen Richtlinie vergünstigt an Häuslebauer zu verkaufen. Insofern, so Schmittmann, gehe die Wirkung der Richtlinie über städtische Grundstücke hinaus.

    Lesen Sie dazu auch: Wohnungen und Häuser im Landkreis Augsburg bleiben trotz Corona teuer

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