Trampelpfad am Kö sorgt für Debatte: Wie lässt sich das Grün dort schützen?
Ein Trampelpfad am Kö etablierte sich über Jahre und grenzt nun bereits an die Bäume. Das sorgt für Unmut bei Naturschützern. Die Stadt setzt auf Eigenverantwortung.
Der Trampelpfad ist seit Jahren etabliert. Viele kennen ihn oder haben ihn in einer hektischen Minute schon genutzt. Am Augsburger Königsplatz neben dem Steig 4, an dem unter anderem die Straßenbahnlinie 4 Richtung Hauptbahnhof hält, ist über die Jahre ein erdiger Weg entstanden, der eigentlich nicht genutzt werden darf. Hier fahren Fahrradfahrer, laufen Passanten. Von Begrünung ist auf dem Streifen nichts mehr zu sehen, der Abschnitt grenzt bereits an die Bäume. Was für etliche Menschen eine praktische Abkürzung ist, stellt für andere ein Ärgernis dar.
Stadt Augsburg setzt bei Trampelpfad auf Eigenverantwortung
Von einer "schleichenden Zerstörung der Grünflächen im Bereich der Straßenbahnhaltelle", spricht Kurt R. Schmidt. Der 91-Jährige, der über viele Jahre Grünamtsleiter in Augsburg war und als Pionier moderner Grünpflege gilt, nutzt häufig die Tram Richtung Göggingen. Er ärgert sich über die "illegale Nutzung" des herausgebildeten Pfades. Der Rasen sei komplett verschwunden, zudem würden auch die Wurzelbereiche des alten Baumbestands in Mitleidenschaft gezogen. "Fahrradfahrer fahren regelmäßig über die Wurzeln", sagt Schmidt. Er fordert von der Stadt, dass sie den betroffenen Bereich mit einem Gitter absichert. Anschließend müsste laut Schmidt der Trampelpfad rekultiviert werden.
Der Stadt ist die Thematik bewusst. Auf Anfrage unserer Redaktion teilt das Grünamt mit, dass die umgelenkten Wegenutzungen ein Problem für die Grünanlage am Königsplatz darstellten. Vor allem Radfahrer nutzen den Trampelpfad neben Gleis 4, weil der Bahnsteig für deren Nutzung nicht freigegeben, zudem sehr schmal ist. Laut Stadtplanungsamt sind eine Verbreiterung des Bahnsteigs oder der Bau eines parallelen Radwegs durch die Grünanlage aber nicht möglich, weil dies massive Eingriffe in den Wurzelbereich der Bäume zur Folge hätte. Für die Rekultivierung der betroffenen Fläche erteilt das Grünamt eine Absage, weil der "Nutzungsdruck für eine dauerhafte Begrünung zu hoch" sei. Somit dürfte sich am Zustand vor Ort vorerst nichts verändern.
Wie können Grünflächen am Königsplatz geschützt werden?
Die Stadt setzt auf die Eigenverantwortung der Passanten. Das Stadtplanungsamt teilt mit, dass "die einzig mögliche Trasse für einen ordnungsgemäß hergestellten Geh- und Radweg durch die Grünanlage die vorhandene Wegeführung parallel zur Schaezlerstraße ist. Für Radfahrer, die den Königsplatz diagonal queren wollen, bedeutet das – den Bäumen zuliebe – einen kleinen Umweg."
Ex-Grünamtsleiter Schmidt ärgert sich aber nicht nur über den Trampelpfad. Er sagt, er wünsche sich für die gesamte Grünanlage am Königsplatz, dass weitere Bäume gepflanzt würden und der Baumbestand kräftig bewässert werde. Vom Grünamt heißt es, dass aktuell keine weiteren Begrünungen vorgesehen seien, "schon allein aus Platzgründen und wegen des Drucks durch den vorhandenen Baumbestand". Sollten jedoch aus Gründen der Verkehrssicherheit Bäume entfernt werden müssen und sich dadurch neue Standorte ergeben, werde eine Nachpflanzung erfolgen. Für den ständig vorherrschenden sehr hohen Nutzungsdruck der Flächen um die Grünanlagen sei der Zustand in Ordnung.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.
Eventuell zur Erinnerung. Vor dem ersten Königsplatzumbau (Abbruch Pilz und Neubau erstes Haltestellendreieck) war da die "kurze Hermannstraße" mit Fußwegen auf beiden Seiten. In sofern ist das kein neuer Weg oder irgendeine wilde Abkürzung.
Der Bahnsteig ist wirklich eng. Wenn dann noch die Bänke mit gewissen Personen mit erhöhtem Platzbedarf und in zweifelhaftem Zustand belegt sind nimmt man doch lieber den Trampelpfad. Bei der Planung hat man zwar an die Stadtwerke aber nicht an Fußgänger gedacht.
Der zu Verfügung stehende Platz ist halt für wartende und ein- und aussteigende Fahrgäste plus Fußgängerverkehr Richtung Halder- ubd Hermannstr. zu gering. Der Trampelpfad beweist den Planungsfehler.
Wenn man im Artikel die auf den Wartebänken etablierte Suchtlerszene nicht nennt, erkennt man schon wieder Öko-Ideologie statt dringend erforderlichem Verkehrsraum für umweltfreundlichen Verkehr.
Ja dieser Situation weiche ich auch durch den Park aus!
Trampelpfade entstehen dort, wo Architekten am tatsächlichen Bedarf vorbeiplanen und am Reissbrett Menschen zu Umwegen zwingen wollen.
Und letztendlich war es die Idee des damaligen Stadtrates, dass sich der gesamte ÖPNV durch das Nadelöhr Königsplatz quetschen muss anstatt über die Stadt verteilt mehrere Umsteigeknoten zu schaffen. Und um diesen dezentralen Umsteigepunkt (weder die Altstadt noch der Bahnhof sind wirklich gut erreichbar) für höhere Kapazitäten aufzublähen, wurde von der Stadt Augsburg großzügig der Baumbestand geopfert. Es besteht keine Notwendigkeit, die Nutzer des Trampelpfades als Sündenböcke zu deklarieren, wo andere einen weitaus größeren Kahlschlag gemacht haben.
Gerade rund um den Thormann-Brunnen ist sinnlos viel Fläche versiegelt, die man rekultivieren könnte, um Platz für neue Bäume zu schaffen.
Wen wundert ˋs -
Abstimmung mit den Füßen . . . . .
Und noch was:
„ . . . . . keine weiteren Begrünungen . . . . schon
allein aus Platzgründen und wegen des Drucks
durch den vorhandenen Baumbestand“ ? ?
Warum keine Bäume (auch schon von Anfang
an) statt der baumleeren „Steinplattenwüste“
in der „kurzen“ Bahnhofstraße (im Norden des Kö) ?
Was spricht gegen Nachbessern ?