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Augsburg: Straßenbahn-Tunnel unter dem Hauptbahnhof startet mit Verspätung

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Straßenbahn-Tunnel unter dem Hauptbahnhof startet mit Verspätung

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    Der Bahnhofstunnel für Straßenbahnen, hier der Blick von der Rampe in der Halderstraße, wird nicht zum August 2023 in Betrieb gehen können. Grund sind Lieferschwierigkeiten bei Technik-Einbauten.
    Der Bahnhofstunnel für Straßenbahnen, hier der Blick von der Rampe in der Halderstraße, wird nicht zum August 2023 in Betrieb gehen können. Grund sind Lieferschwierigkeiten bei Technik-Einbauten. Foto: Annette Zoepf

    Die für August 2023 geplante Eröffnung der unterirdischen Straßenbahnhaltestelle unter dem Hauptbahnhof wird sich nach hinten verschieben. Grund seien Lieferengpässe bei den Technikeinbauten aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza. Wann die erste Straßenbahn durch den Tunnel, an dem seit 2013 gebaut wird, rollen wird, ist unklar. Casazza geht Stand jetzt von einer mehrmonatigen Verzögerung aus. Vorhersagen lasse sich das aber nicht, weil unklar sei, wie sich die globale Situation entwickle. Immerhin: Die Bahnhofshalle im Hauptgebäude, der Mitteltunnel mit den Zugängen zu den Bahnsteigen samt Aufzügen und der Fußgängertunnel ins Thelottviertel werden wohl termingerecht zum August 2023 fertig. "Für die Fahrgäste des Zugverkehrs gibt es somit eine barrierefreie Mobilitätsdrehscheibe", so Casazza. Es werde wohl auf eine stufenweise Inbetriebnahme hinauslaufen.

    "Wir haben zuletzt erhebliche Verzugsmeldungen von den Lieferanten bekommen", so Casazza am Mittwoch im Stadtrat. Weil nun im Endspurt der Tunnelbaustelle die Arbeit mehrerer Firmen aufeinander aufbaut und eng verzahnt ist, gebe es keine Möglichkeit mehr, die Verzögerungen einzufangen. "Jede geringfügige Verzögerung stört jetzt das Gesamtgefüge deutlich."

    Baustelle am Augsburger Bahnhof: Firmen können wegen Corona nicht liefern

    Die Fertigstellung des Bahnhofstunnels war schon in der Vergangenheit mehrmals nach hinten geschoben worden. Zudem ist seit einem guten Jahr auch klar, dass der Tunnel im Westen zunächst noch ohne Gleisanschluss dastehen wird, weil sich die Planungen zur Trassierung der Linie 5 verzögerten. Die Straßenbahnen der Linie 6 nach Stadtbergen sollten - unabhängig von der jetzt eingetretenen Verzögerung beim Tramtunnel - darum einstweilen weiter durch die Pferseer Unterführung rollen. Für die unterirdische Tramhaltstelle war dann aber zumindest vorgesehen, dass die Linien 3 (nach Königsbrunn) und 4 (nach Augsburg-Nord) in der Wendeschleife unter dem Bahnhof umdrehen und so einen direkten Anschluss zwischen Bahn- und öffentlichem Nahverkehr bieten. Das wird sich nun verzögern.

    Im Rohbau ist der ganze Tunnel auf beiden Stockwerken bereits fertig. Im ersten Untergeschoss können Reisende zu den Zügen und in der Verlängerung durch einen Fußgängertunnel ins Thelottviertel gelangen. Und im zweiten Untergeschoss, das von den Verzögerungen betroffen ist, werden die Straßenbahnen fahren. Dort fehlen noch technische Inneneinbauten wie Gleise, Oberleitungen, die Elektrik und der Brandschutz. Bauteile für den Bahnhofstunnel stecken aktuell wohl in chinesischen Seehäfen fest, die aufgrund der Corona-Beschränkungen gesperrt sind.

    
Vor vier Jahren waren für das Projekt Kosten in Höhe von 230 bis 250 Millionen Euro veranschlagt worden. Nun ist unklar, ob diese Summe ausreicht.
    Vor vier Jahren waren für das Projekt Kosten in Höhe von 230 bis 250 Millionen Euro veranschlagt worden. Nun ist unklar, ob diese Summe ausreicht. Foto: Thomas Hosemann

    Laut Casazza sind wegen der gestörten Lieferketten durch Lieferanten auch schon Mehrkosten angemeldet worden. Er hoffe, den Kostenkorridor einhalten zu können. Die Stadtwerke hatten vor vier Jahren Gesamtkosten zwischen 230 und 250 Millionen Euro für den Bahnhofstunnel berechnet. Man werde wohl irgendwo zwischen 240 und 250 Millionen Euro landen, so Casazza. Man sei in dem Projekt schon so weit fortgeschritten, dass man nur noch Aufträge in Höhe von einer Million Euro zu vergeben habe. Selbst wenn die Ausschreibungen noch deutlich höhere Angebote von Firmen bringen sollten, sei das Risiko überschaubar. Eine noch nicht kalkulierbare Größe sind aber Mehrkosten-Anmeldungen von Lieferanten, so Casazza.

    Tunnel am Hauptbahnhof ist wohl erst 2024 komplett in Betrieb

    Auch wenn der Bahnhofstunnel dann womöglich erst 2024 vollständig in Betrieb gehen sollte, wird es im Umfeld weiter Baustellen geben. Dann steht die Wiederherstellung des Innenstadt-Bahnhofsvorplatzes sowie die Neugestaltung des Thelottviertel-Bahnhofsvorplatzes am westlichen Tunnelende an. Im Westen sollen wie berichtet ein Fahrradparkhaus mit etwa 1000 Plätzen sowie ein Café und ein Kiosk entstehen. Dafür müssen aber die Tunnelbauarbeiter das Feld geräumt haben. Zudem, so Baureferent Gerd Merkle (CSU), müsse die Stadt die Genehmigung für den westlichen Tunnelgleisanschluss abwarten. Die Regierung von Schwaben sitzt seit etwa eineinhalb Jahren am Planfeststellungsverfahren. Casazza sagte, wenn man eine rechtskräftige Genehmigung habe, werde man in der Lage sein, den Gleisanschluss "rasch umzusetzen". Allerdings ist absehbar, dass es Anwohnerklagen geben wird, sollte die Regierung von Schwaben die von den Stadtwerken gewünschte "geflügelte Variante" mit Tramgleisen durch die Hörbrotstraße erlauben.

    Was wird am Augsburger Hauptbahnhof gebaut? Welche Vorteile sollen Reisende bald haben? Und wie viel kostet das Mega-Projekt "Bahnhofstunnel"? Unser Video zeigt, wie die Bauarbeiten am Hauptbahnhof Augsburg vorankommen und was geplant ist.

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