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Augsburg: Eine besondere Art der "Geldwäsche" in Augsburgs erster Sofortreinigung

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Eine besondere Art der "Geldwäsche" in Augsburgs erster Sofortreinigung

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    Pauline und Raimund Binder (links) haben Augsburgs erste Sofortreinigung gegründet. 2002 haben ihre Tochter Brigitte und deren Mann Günther Wiedenmann übernommen.
    Pauline und Raimund Binder (links) haben Augsburgs erste Sofortreinigung gegründet. 2002 haben ihre Tochter Brigitte und deren Mann Günther Wiedenmann übernommen. Foto: Peter Fastl

    "Reinigung innerhalb einer Stunde": Als das Familienunternehmen Binder 1972 mit diesem Versprechen wirbt, ist der Andrang in der

    Raimund und Pauline Binder kommen ins Erzählen, wenn sie auf die Geschichte ihres Unternehmens zurückblicken, das seit 2002 Tochter Brigitte und deren Mann Günther Wiedenmann unter dem Namen "Waschgalerie" führen. "Ich kann mich an einen Hochzeitstag erinnern, da standen wir hier im Laden und haben Berge von Wäsche bearbeitet, weil wir es sonst nicht geschafft hätten. Das war aber ein Sonntag und ich wäre doch so gerne schön essen gegangen", erinnert sich

    Der Corona-Lockdown hat der Waschgalerie massiv geschadet

    Bis zu 200 Hemden pro Tag und andere Wäsche bearbeiteten die acht Mitarbeiter der Binders zu ihren besten Zeiten. "Ich habe noch im Akkord gebügelt", erinnert sich Tochter Brigitte - zur Freude vieler prominenter Kundinnen und Kunden aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Showbiz, wie Raimund Binder ergänzt. Namen will er aber keine nennen. "Das gehört sich nicht."

    Seit 2002 ist Tochter Brigitte Wiedenmann als Textilreinigungsmeisterin an der Spitze des Betriebs und wird von ihrem Mann Günther unterstützt. Vieles habe sich in den 50 Jahren verändert, berichten sie. Die Sofortreinigung gibt es nicht mehr. Umweltschonendere Maschinen waschen nicht mehr in dieser kurzen Zeit. Die Menschen haben außerdem keine Sonntagskleidung mehr, die regelmäßig gereinigt wird. Und wenn die Billig-Jeans einen Fleck hat, sei es oft günstiger, eine neue zu kaufen, als sie reinigen zu lassen. Mit dem Nichtrauchergesetz in Kneipen, Bars und Restaurants sei der Umsatz erstmals spürbar eingebrochen. "Die Klamotten haben nicht mehr nach Rauch gestunken", so Brigitte Binder.

    Augsburgs erste Sofortreinigung hat 1972 im Riegel-Center eröffnet.
    Augsburgs erste Sofortreinigung hat 1972 im Riegel-Center eröffnet. Foto: Peter Fastl

    Auch der Stellenabbau bei Kuka, Haindl und Weltbild habe Kunden gekostet. Allgemein hätten Wäschereien und Reinigungen unter dem Wandel in der Gesellschaft gelitten. Der absolute Tiefpunkt sei aber mit Corona gekommen. Die Lockdowns und das Verbot von Veranstaltungen hätten dazu geführt, dass kaum noch Wäsche in die Reinigung gegeben worden ist. Von den zuletzt drei Mitarbeitern ist heute daher keiner mehr da und auch viele Kunden sind es nicht mehr. "Wer jetzt drei Tage im Homeoffice arbeitet, der trägt deutlich weniger Hemden und Anzüge", bringt es Wiedenmann auf den Punkt. Statt einst 200 Hemden werden jetzt an manchen Tagen weniger als zehn bearbeitet.

    Umbau im Augsburger Riegel-Center betrifft mehrere Geschäfte

    Weil es finanziell eng geworden ist und zudem lange nicht klar war, inwiefern die Waschgalerie von geplanten Umbaumaßnahmen im Riegel-Center betroffen sein wird, hat Brigitte Wiedenmann zusammen mit ihrem Mann und ihren Eltern eine harte Entscheidung getroffen. Zum Ende des Jahres wird die Waschgalerie aufgegeben. "Bis dahin erledigen wir unsere Arbeit wie gewohnt kompetent und zuverlässig und jeder, der etwas abgibt, kann zu 100 Prozent sicher sein, dass er es auch wieder bekommt", betont Wiedenmann. Die Entscheidung sei ihr emotional mehr als schwer gefallen, schildert sie mit tränenerstickter Stimme.

    Doch sie hat sich bereits ein zweites Standbein geschaffen: Im Herbst macht Wiedenmann bei der IHK ihre Abschlussprüfung zur freien Rednerin. Auch als Hochzeits- und Eventsängerin ist sie aktiv.

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