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Augsburg: Tödlicher Schlag am Kö: Das sagen Witwe und Tochter

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Tödlicher Schlag am Kö: Das sagen Witwe und Tochter

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    Am Nikolaustag vergangenen Jahres starb ein 49-jähriger Mann am Königsplatz in Augsburg an den Folgen eines Schlages. Bald soll der Prozess zu dem Fall starten.
    Am Nikolaustag vergangenen Jahres starb ein 49-jähriger Mann am Königsplatz in Augsburg an den Folgen eines Schlages. Bald soll der Prozess zu dem Fall starten. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Am Nikolaustag des vergangenen Jahres besuchten zwei befreundete Ehepaare gemeinsam den Augsburger Christkindlesmarkt, so wie viele befreundete Ehepaare es zur Vorweihnachtszeit tun. Doch als sich die vier Menschen in den Abendstunden zu Fuß auf den Heimweg machten, endete der bis dahin so normale Abend in einer Tragödie: Einer der beiden Männer, 49 Jahre alt, wurde am Königsplatz von einem Faustschlag niedergestreckt und starb vor den Augen seiner Freunde und seiner Ehefrau. Seine Witwe hat sich nun gegenüber unserer Redaktion erstmals geäußert. Sie spricht zusammen mit ihrer Tochter über ihre Trauer, ihren Verlust - und darüber, was ihr Ehemann für ein Mensch war.

    Ihr Mann, sagt Christine K.* (Name geändert), sei alles für sie gewesen und habe ihr unfassbar viel bedeutet. „Für uns ist es immer noch unbeschreiblich schwer, mit dem Verlust unseres geliebten Ehemannes und unseres geliebten Vaters umzugehen.“ Obwohl einige Zeit vergangen ist, fühle es sich so an, als wäre es erst gestern gewesen. Der Schmerz lasse einfach nicht nach. Ihr Ehemann stand mitten im Leben, er arbeitete als Mitglied der Augsburger Berufsfeuerwehr, war auch ehrenamtlich für die Freiwillige Feuerwehr Neusäß tätig. Viele Feuerwehrleute betrachten ihren Beruf nicht nur als Job, so war es auch bei dem 49-Jährigen. „Jedes kleinste Detail erinnert uns an ihn, sei es nur die ertönende Sirene der

    Prozess in Augsburg: 17-Jähriger wegen tödlichen Schlags vor Gericht

    Man finde im Leben nur einmal das Glück, einen solchen Menschen an seiner Seite zu haben, sagt sie. Ihr Mann sei durch die Tat nicht nur aus dem Leben gerissen worden, „es wurde uns auch die Hoffnung auf ein gemeinsames glückliches Leben genommen, mithin die unzählig wunderschönen Tage, die wir noch vor uns hatten“. Ihr Verlust habe sie verändert, sagt Christine K., und diese Veränderung dauere an, wohl ein Leben lang. Es gebe Tage, an denen „wir versuchen, den Schmerz zu verdrängen“, auch wenn es fast unmöglich erscheine. Doch immer wieder hole sie die Trauer ein. Manchmal ziehe es ihnen regelrecht den Boden unter den Füßen weg, „man bekommt keine Luft zum Atmen und der Druck in der Brust wird so groß, dass wir den Schmerz des Vermissens und des Verlustes kaum noch kontrollieren können“.

    Ihren Mann beschreibt Christine K. als einfühlsam, verständnisvoll, liebevoll und zuvorkommend. „Er war immer für andere da.“ Die Lücke, die er hinterließ, sei nicht zu füllen, „bei dem Verlust unseres geliebten Ehemanns und unseres geliebten Vaters ist ein Teil von uns mit ihm gestorben“.

    Ihre Anwältin Isabel Kratzer-Ceylan sagt, der bald startende Prozess sei für Mutter und Tochter enorm belastend, die bevorstehenden Zeugenaussagen seien für sie eine große Herausforderung. „In einem Raum mit der Person zu sitzen, die den Tod von Ehemann und Vater zu verantworten hat, das ist heftig.“ Aber nachdem er selbst nicht mehr sprechen kann, wollten beide für ihn sprechen. Die Tochter wird im

    Beginnen wird der Prozess in gut zwei Wochen vor der Jugendkammer des Landgerichtes. Der mutmaßliche Haupttäter ist ein 17-Jähriger, der dem 49-Jährigen am 6. Dezember vergangenen Jahres den tödlichen Schlag verpasst haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Körperverletzung mit Todesfolge vor, er sitzt in Untersuchungshaft. Der Fall um den getöteten Passanten hat deutschlandweit für großes Aufsehen gesorgt, auch die Verhandlung dürfte enorme Aufmerksamkeit hervorrufen. Das Landgericht hat acht Verhandlungstage angesetzt und insgesamt 45 Zeugen geladen, dazu zwei Gutachter.

    Tödlicher Schlag am Kö: Witwe äußert sich zu ihrem Verlust

    Laut Anklage spielte sich die Situation am Nikolaustag folgendermaßen ab: Ein junger Mann aus einer siebenköpfigen Gruppe soll das spätere Opfer am Königsplatz nach einer Zigarette gefragt haben. Bei einer darauffolgenden, kurzen Auseinandersetzung der Beteiligten soll der tödliche Schlag unvermittelt von der Seite gekommen sein. Durch den Schlag war laut Obduktion eine Schlagader eingerissen. Angeklagt sind neben dem mutmaßlichen Haupttäter zwei weitere junge Männer, ein 20-Jähriger und ein 18-Jähriger. Sie haben sich laut den Vorwürfen der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht, weil sie, ebenso wie der 17-Jährige, einen Freund des Feuerwehrmannes geschlagen haben sollen.

    Der Fall hatte auch deswegen für viel Wirbel gesorgt, weil er ungewöhnlich viele juristische Wendungen vollzog. Saßen anfangs alle sieben zwischenzeitlich Verdächtigen in Untersuchungshaft, kamen sechs von ihnen nach einer Entscheidung des Landgerichtes wieder auf freien Fuß. Nach Beschlüssen des Oberlandesgerichtes München mussten diese sechs Jugendlichen und jungen Männer kurz darauf wieder in Untersuchungshaft, ehe eine Verfassungsbeschwerde eines Anwaltes Erfolg hatte und daraufhin alle damaligen Verdächtigen mit Ausnahme des mutmaßlichen Haupttäters im März wieder frei kamen.

    Christine K. sagt, dass es für sie und ihre Tochter in der schweren Zeit auch Menschen gab, die „versucht haben, unsere Hand zu halten, auf ganz besondere Art und Weise, und uns in der Zeit des Schmerzes so viel Kraft geschenkt haben“. Man habe viel Zuneigung, Liebe und Wertschätzung entgegengebracht bekommen, etwa von Freunden, Kollegen, der Berufsfeuerwehr Augsburg, der Freiwilligen Feuerwehr Neusäß. Es habe auch große Anteilnahme etwa vieler weiterer Berufsfeuerwehren gegeben, des Flughafenvereins München, es gab ein Benefiz-Konzert. Für all das sei man sehr dankbar. „Die Unterstützung und unglaubliche Hilfsbereitschaft habe die Situation ein kleines bisschen erträglicher gemacht.“ Ihr Mann, sagt Christine K., bleibe für immer „der stumme Mittelpunkt in unserer Familie, und in unseren Herzen wird er für alle Zeit seinen Weg finden“.

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