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Augsburg: Tod von Silvia Laubenbacher - Ehemann Percy Hoven erzählt von Trauer

Moderatorin aus Augsburg

Ehemann erzählt, wie er mit der Trauer um Silvia Laubenbacher umgeht

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    Silvia Laubenbacher und Percy Hoven im Sommer 2021 auf Mallorca. Dort verbrachte das Ehepaar noch bewusst Zeit miteinander. Vor acht Monaten ist Silvia Laubenbacher gestorben.
    Silvia Laubenbacher und Percy Hoven im Sommer 2021 auf Mallorca. Dort verbrachte das Ehepaar noch bewusst Zeit miteinander. Vor acht Monaten ist Silvia Laubenbacher gestorben. Foto: Johannes Burges (Archivbild)

    Jeden Vormittag um 11.11 Uhr schreibt Percy Hoven an seine tote Frau eine Nachricht. Sein Handy-Wecker erinnert ihn daran, sollte er es vergessen. Diese Uhrzeit hatten Silvia Laubenbacher und er immer im Blick. Ein gemeinsames Ritual, das Hoven fortsetzt. Mal schickt er ihr über WhatsApp ein Herz, mal ein Foto oder Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen. Es sind viele. Fast acht Monate ist es her, dass die Augsburger TV-Moderatorin ihrer Krebserkrankung erlag. Vor wenigen Tagen hätte sie Geburtstag gehabt. Ihr Ehemann erzählt, worauf es ihm und seiner Frau in den letzten Monaten ihres Lebens ankam, wie die Familie zusammenhielt und was Trauer für ihn bedeutet.

    Sie rechneten nicht damit, dass "es" zurückkehrt. Nach einer Brustkrebserkrankung 2014 galt Silvia Laubenbacher als geheilt. Dann im gemeinsamen Mexiko-Urlaub vor etwa zwei Jahren: Die Mutter zweier Kinder klagte über Übelkeit. "Wir scherzten, ob wir noch einmal Nachwuchs bekommen", erinnert sich Percy Hoven. Wieder daheim, folgte die schockierende Diagnose. Krebs. Dieses Mal an einer anderen Stelle des Körpers – unheilbar. Den Unglauben über diesen nächsten Schicksalsschlag, an dem nicht mehr zu rütteln war, legte die Familie bald beiseite. Sie akzeptierte das Unausweichliche. Seine Frau, erzählt der Moderator und Künstler, sei nie wütend gewesen, habe nie lamentiert. "Silvia war eine Gewinnerin, aber sie konnte auch bravourös verlieren." Gerne habe sie laut mit dem Boandlkramer verhandelt – auch in Anwesenheit der Freunde. Die gewisse Leichtigkeit des Lebens wollte die Frau mit der starken Persönlichkeit auch am Ende nicht hergeben. Nur einmal habe sie, als sie sich in einem großen Spiegel betrachtete, gesagt: "Ist es nicht ungerecht? Dieser Körper ist todkrank."

    Silvia Laubenbachers und seine "romantische Idee"

    Percy Hoven sitzt vor einem Café in Augsburgs Maximilianstraße. Noch ist es warm genug dafür. Vor ein paar Jahren erst ist die Familie von Bobingen nach München gezogen. Seit dem Tod seiner Frau im März besucht der 57-Jährige regelmäßig die Fuggerstadt. Hier leben enge gemeinsame Freunde. "Es ist schön, wenn ich nach Augsburg komme. Es hat etwas Wärmendes." Mit Tochter Yuma wolle er auch den Presseball besuchen. Silvia Laubenbacher hatte die Veranstaltung gerne moderiert. "Es würde Silvia gefallen", sagt er nachdenklich. Wie es ihm gerade geht?

    Percy Hoven geht bewusst mit der Trauer um seine verstorbene Frau, die Augsburger TV-Moderatorin Silvia Laubenbacher, um.
    Percy Hoven geht bewusst mit der Trauer um seine verstorbene Frau, die Augsburger TV-Moderatorin Silvia Laubenbacher, um. Foto: Lisa Gilz

    Eine einfache Antwort gibt es nicht. Hoven vergleicht die vergangenen Monate mit einem Parabelflug. Tiefe Stürze, steile Aufstiege, Schwerelosigkeit, Gravitation – sämtliche Widersprüche vereint. Nicht wissen, wo oben und wo unten ist, durchgeschüttelt werden. Der 57-Jährige sagt, er gehe bewusst durch die Trauer. "Wenn du versuchst, sie wegzuschieben, verlierst du den Menschen noch einmal." Trauer, meint er, habe nichts mit Selbstmitleid zu tun. "Es geht um den anderen und darum, dass er veritable Momente nicht mehr miterleben darf." Seiner Frau habe er versprochen, noch viel zu erleben. "Damit wir uns eines Tages einiges zu erzählen haben." Er lächelt leicht. "Eine romantische Idee." Froh sei er, dass er inzwischen seinen Humor wiedergefunden habe. In ihm finde er Erlösungsmomente.

    Percy Hoven: "Ihr ging es darum, schmerzfreie Zeit zu gewinnen"

    Percy Hoven geht offen mit dem Schicksalsschlag um. Einer Boulevardzeitung gibt er Interviews, zitiert ein, zwei kurze Passagen aus Laubenbachers Abschiedsbriefen an die Kinder. Etwa die Bitte an die Tochter, mit dem Rauchen aufzuhören. "Silvia war eine Person der Öffentlichkeit, eine Frau des Publikums, dieses Spiel wird bis zum Schluss gespielt." Er habe bewusst nur minimale Elemente preisgegeben, dies vorher mit den Kindern abgesprochen. Die Familie ist noch enger zusammengerückt. Schon vor dem Tod der Mutter.

    Nach der Krebs-Diagnose reduzierte Hoven seine Arbeit, konzentrierte sich nur noch auf seine Frau. Gemeinsam verbrachten sie Zeit auf Mallorca. Viel habe er von seiner Frau in dieser Schlussphase gelernt. Vor allem Pragmatismus. "An Silvia sah ich, wie sehr man mit dem Schicksal verhandeln kann. Ihr ging es darum, schmerzfreie Zeit zu gewinnen." Davon habe sie mehr geschenkt bekommen, als die Ärzte prognostiziert hatten. Doch die Zeit ließ sich nicht festhalten. Tochter Yuma brach ihr Studium in Japan ab, kehrte nach Hause zurück. Sie wollte bei ihrer Mutter sein, bei ihrem Bruder, den Vater bei der Pflege der Kranken unterstützen. Silvia Laubenbacher wollte zu Hause sterben. "Etwas anderes kam für uns alle nicht infrage." In Hovens Erzählungen schwingt viel Wärme und Stolz für seine 18 und 21 Jahre alten Kinder mit. Sie würden die Situation bewundernswert meistern. Der Umgang seiner Kinder mit dem Verlust der Mutter sei ein anderer, als sein Umgang mit der Trauer.

    Was mit der Facebookseite der Augsburger TV-Moderatorin passiert

    23 Jahre und 259 Tage, da muss Percy Hoven nicht lange überlegen, waren Silvia Laubenbacher und er ein Paar. Ihren Tod vergleicht er mit einer Lawine, die ihn mitriss, ihm den Halt nahm, die Luft zum Atmen. "Irgendwann aber werde ich an einer Stelle ankommen, nur wird die Stelle eine andere sein", beschreibt er den Veränderungsprozess, den er gerade durchlaufe. Vor wenigen Tagen wäre Silvia Laubenbacher 57 Jahre alt geworden. Auf ihrer Facebookseite gratulierten ihr zahlreiche Menschen, wünschten ihr mitunter viel Gesundheit.

    Die Familie hatte den Account noch belassen, um Menschen die Möglichkeit zu geben, Emotionen freien Lauf zu lassen. Demnächst will sie die Seite löschen. "Freundschaften auf Facebook sind nicht nur wertlos, sondern auch hochgradig inflationär. Das schafft nicht mal die Europäische Zentralbank." Percy Hoven ärgert sich aber nicht. Er nutzt seine Energie für das, was kommt. "Es heißt ja immer so schön, man soll nach vorne schauen. Aber man muss auch loslaufen. Das habe ich vor Kurzem gemacht – aber ganz gemütlich." Seelenprozesse könne man nicht beschleunigen.

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