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Augsburg: Theatersanierung wird länger dauern und könnte teurer werden

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Theatersanierung wird länger dauern und könnte teurer werden

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    Das Staatstheater hat vergangene Woche ein Wetterschutzdach aufgesetzt bekommen, damit im Zuge der Sanierung das bestehende Dach geöffnet werden kann.
    Das Staatstheater hat vergangene Woche ein Wetterschutzdach aufgesetzt bekommen, damit im Zuge der Sanierung das bestehende Dach geöffnet werden kann. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Sanierung des Staatstheaters wird wohl ein Jahr länger dauern und dürfte somit in der Folge teurer werden. Das sagte Baureferent Gerd Merkle (CSU) am Montagabend bei einer Informationsveranstaltung für Stadträte. Das obere Ende des Kostenrahmens, der aktuell bei 321 Millionen Euro liegt, könnte demnach überschritten werden. Merkle geht, sollten die Baupreise weiter steigen, von etwa 340 Millionen Euro aus. Nach derzeitigem Stand könnte das Große Haus Ende 2027 ans Theater übergeben werden, der Erweiterungsneubau mit zweiter Spielstätte an der Volkhartstraße und Lagern, Werkstätten sowie Proberäumen an der Kasernstraße Ende 2028.

    Dass es nun länger dauert, liegt daran, dass es beim Großen Haus Verzögerungen mit einem Fachplanungs-Büro gab (wir berichteten). Der Vertrag ist mittlerweile aufgelöst und neu vergeben. Dies habe, zusammen mit Maßnahmen zur Kostenoptimierung, für ein Jahr Verzögerung gesorgt. Gleiches gilt für den Neubau: Hier hatte der Stadtrat 2020 ein Abspeckprogramm beschlossen, um ein Davongaloppieren der Kosten zu verhindern. Diese Umplanungen - etwa der Tausch von zweiter Spielstätte und Orchesterprobensaal sowie eine Verkleinerung der Lagerflächen im Keller - dauerten eineinhalb Jahre. Ursprünglich war die Stadt für beide Bauabschnitte von einer Fertigstellung 2026 ausgegangen. Bis dort tatsächlich Theater für die Öffentlichkeit gespielt werden kann, wird es nach der Übergabe ans Theater nochmal ein Jahr dauern, weil das Theater das Gebäude für sich einrichten und erproben muss.

    Steigende Baupreise: "Keiner von uns hat eine Glaskugel"

    Die Stadt geht aktuell davon aus, beim Großen Haus am Ende bei 180 Millionen Euro zu landen (mit einem Zehn-Millionen-Euro-Risikopuffer), beim Neubau werde man wohl irgendwo im oberen Drittel des Kostenkorridors landen. Dessen Obergrenze liegt für diesen Bauabschnitt bei maximal 175 Millionen Euro (bei Fertigstellung in 2028). Zusammengerechnet macht das die rund 340 Millionen Euro als Richtgröße aus. Die unbekannte Größe sind die Baupreise. "Keiner von uns hat eine Glaskugel", so Merkle. Die durchschnittlichen Baupreise waren bundesweit im vergangenen Jahr aufgrund des Baubooms und der Coronakrise um 14 Prozent gestiegen. Die Stadt war in ihrer Worst-Case-Betrachtung, die eine Landung bei 321 Millionen Euro zur Folge gehabt hätte, von fünf Prozent ausgegangen. Allein dieses Auseinanderklaffen im vergangenen Jahr hätte einen Kostensprung zur Folge haben müssen.

    Merkle sagt aber, bisher sei man bei den Ausschreibungen mit einem blauen Auge davongekommen. Man habe eng kalkuliert und jede Maßnahme hinterfragt, sodass man sich aktuell im Korridor bewege. "Alle Beteiligten nehmen den Auftrag des Stadtrats ernst, den Kostendeckel einzuhalten", so Merkle. Zuletzt gingen die Kosten bei anderen städtischen Bauwerken, etwa im Schul- und Kitabereich, nach oben. Diese Risiken seien nicht wegzudiskutieren. "Geht die Kostensteigerung exponentiell so weiter, müssten wir eventuell Ausschreibungen auflösen, um nicht in ein unkalkuliebares Loch zu laufen", so Merkle. Der Auftrag zur Sanierung des sogenannten Bühnenturms (das hohe Gebäude über der Bühne, in dem etwa Bühnenbilder hochgezogen werden können), der mit einem Stahltisch stabilisiert wird, soll dieses Jahr erteilt werden. "Davor habe ich Respekt, da Stahl derzeit Mangelware ist." Andererseits sei aber auch denkbar, dass bei einem Konjunktureinbruch das Bauen wieder billiger werde.

    Sanierung des Staatstheaters Augsburg: Umplanen wird teuer

    Prof. Elisabeth Krön, die als unabhängige Controllerin die Theatersanierung überwacht, sagt, die Preisenwicklung sei durch Corona und Ukraine-Krieg schwierig vorhersehbar. Vorteil sei, dass man beim Großen Haus schon ein Stück weit gekommen sei. Beim Neubau seien Einsparungen nur durch weitere Umplanungen zu erreichen. Das werde aber dauern und sich somit auch negativ auf die Kosten auswirken. Die jetzt von der Stadt genannten Summen seien schlüssig.

    Der Stadtrat soll Ende Juni sein Okay für die weiteren Sanierungsschritte geben. Für die Bürgerinnen und Bürger gab es an der größten Augsburger Baustelle zuletzt wenig zu sehen: Die meisten Arbeiten - unter anderem die Stabilisierung des Fundaments unter dem Großen Haus - fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vergangene Woche wurde ein Wetterschutzdach über dem Zuschauerraum des Großen Hauses installiert, weil im Zuge der Sanierung das alte Dach teilweise entfernt werden muss. Auf dem Gelände hinter dem Großen Haus, wo der Neubau enstehen soll, ist noch die Archäologie unterwegs.

    Die Kosten für die Fassade könnten gedrückt werden

    Fürs Große Haus wurden inzwischen laut Stadt 41,7 Millionen Euro ausgegeben. Das entspricht 28 Prozent des genehmigten Budgets. Bis Ende des Jahres wolle man etwa 50 Prozent der Auftragswerte vergeben, um sich gegen Risiken der Zukunft abzusichern. Für den Neubau wurden bisher gut zwölf Millionen Euro an Planungskosten ausgegeben. Gebaut ist hier noch nichts. Die Stadt fasst hier ein günstigeres Material bei der Fassadengestaltung ins Auge, um Geld zu sparen.

    Die Theatersanierung war 2016 mit Kosten von 186,3 Millionen Euro beschlossen worden. Schon damals waren die hohen Kosten für das damals noch städtische Haus umstritten, zwei Bürgerbegehren zum Thema Sanierung bzw. Kreditfinanzierung scheiterten aber. Zuletzt verkündete die Stadtregierung im Juni 2020 einen neuen Kostenrahmen zwischen 283 und 321 Millionen Euro. Zum einen wurden die jährlichen Baupreissteigerungen mit in die Endsumme eingerechnet und standen erstmals schwarz auf weiß auf Papier, zum anderen gab es diverse Probleme beim Neubau. Der Grundwasserstand war höher als kalkuliert, der Brandschutz stellte sich als sehr kniffelig heraus.

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